Unendlicher Streit um die Bebauung an der Fauststraße

Werden hier nun Wohnungen gebaut? Ein Stadtratsbeschluss dazu wird vertagt.
Gaby Mühlthaler |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
3  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Hier soll gebaut werden: das Areal an der Fauststraße.
Hier soll gebaut werden: das Areal an der Fauststraße. © Gabriele Mühlthaler

Trudering - Es ist ein Streit, der sich seit Jahren hinzieht, doch ein Ende der unendlichen Geschichte "Bebauung Fauststraße 90" ist nicht in Sicht, obwohl der Stadtrat am kommenden Mittwoch den Bebauungsplan billigen soll. Laut Ingo Trömer vom Planungsreferat wird der Tagesordnungspunkt wohl abgesetzt. Offenbar haben einige Stadträte noch Informations- und Redebedarf.

Fauststraße 90: Anwohner gegen Wohnungsbau

Am südöstlichen Stadtrand, direkt am Truderinger Wald, liegt das Grundstück "Fauststraße 90". Im Jahr 1971 hatte die "Neue Heimat" dort ein Sportareal gebaut, das später vom Isar-Gymnasium gekauft wurde. 2012 erwarb ein privater Investor das Areal, der dort 76 Wohnungen errichten will. Das rief Anlieger der umliegenden Straßen auf den Plan, die Bürgerinitiative BI Fauststraße wurde gegründet. Sie wetterte gegen mehr Verkehr, eine Wohnsiedlung im Wasser- und Landschafts-Schutzgebiet und forderte, dringend benötigte Sportflächen samt Schwimmbad zu erhalten.

Lesen Sie auch

Die aber sind längst in die Jahre gekommen, durch die Folie des Freiluftpools sprießt Vegetation. Ob die Dachkonstruktion der Sporthalle (Typ Eislaufhalle Bad Reichenhall, 2002 unter der Schneelast eingestürzt) noch tauglich ist, darf bezweifelt werden. Als 2015 vorübergehend Flüchtlinge einzogen, baute der Investor vorsorglich Eisenträger ein. Und Mehrverkehr soll es laut Berechnung des Planungsreferats kaum geben, der nächste Bushalt liegt 350 Meter entfernt.

Planungsreferat hält dagegen: Siedlung nach ökologischen Kriterien

Bei der Bebauung geplant sind drei- bis vierstöckige Häuser für etwa 180 Menschen, die Siedlung soll nach ökologischen Kriterien gebaut werden, Besucherparkplätze kommen in die Tiefgarage. Die Gebäudehöhe soll deutlich unter der Höhe der "Baumsilhouette" liegen und mit 10,70 Metern nur 70 Zentimeter höher als die umliegenden Einfamilienhäuser sein.

Die neue Siedlung wird weniger versiegelte Flächen haben als das Sportareal. Zudem fällt die Umzäunung weg und gibt den Durchgang zwischen südlichen und nördlichen Waldflächen frei. Insgesamt, so das Planungsreferat, verbessert sich die Öko-Qualität. Auch das Wasserwirtschaftsamt ist einverstanden, steht doch die ganze "Grenzkolonie" auf Wasserschutzgebiet.

Diskussion um Landschaftsschutzgebiet geht weiter

Die Truderinger Grünen beantragten in der letzten Bezirksausschuss (BA)-Sitzung, aus dem Areal eine "Umweltbaustelle" für die Münchner Schulen zu machen, wo Kinder Natur erleben könnten. Stephen Sikder (CSU) erklärte, man habe lange "im oft nicht anständig geführten Diskurs" um eine Lösung gerungen, das seien nun Wohnungen. Magdalena Miehle (CSU) erinnerte daran, dass Herbert Danner (Grüne) vor Jahren eine viel dichtere Bebauung gefordert hatte. Der ehemalige Stadtrat aber meinte: "Ich wusste nichts vom Landschaftsschutzgebiet!"

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
3 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
  • Ludwig III am 01.12.2020 20:59 Uhr / Bewertung:

    Erst wenn der letzte grüne Fleck zugebaut ist, werdet ihr merken, dass uns das gar nicht weiterhilft.

  • BEMA65 am 30.11.2020 14:33 Uhr / Bewertung:

    Werden hier nun Wohnungen gebaut? Hoffentlich nicht!
    Es geht keineswegs darum, zu verhindern, dass Wohnungen gebaut werden. Wäre es so, hätte es auch Streit um den Bau von 1300 Wohnungen in fußläufiger Nachbarschaft gegeben. Diese aber sind im Bau, und bald bezugsfertig. Zudem sollen weitere 8000 Wohnungen im Bezirk entstehen.
    Worum geht es wirklich? Es geht darum, dass für einen gewinnorientierten Investor eine Gefälligkeits-Planung vorgenommen werden soll, die den unwiederbringlichen Verlust eines der wenigen Münchner Landschaftsschutzgebiete zur Folge hätte. Es entsteht kein bezahlbarer Wohnraum und die Zahl von fest geplanten Wohnungen würde nur um 0,8% erhöht werden. Offensichtlich geht es nicht um die Verbesserung der angespannten Wohnungssituation, sondern um Profit für den Bauträger und lukrative Investments für ein gut betuchtes Klientel. Ökologische Bauweise, Verbesserung naturschutzrechtlicher Belange? Heiße Marketingluft! Offenbar erkennen das auch immer mehr Stadträte.

  • BürgerMUCs am 29.11.2020 14:30 Uhr / Bewertung:

    Die Zwischenüberschrift „Faustr. 90: Anwohner gegen Wohnungsbau“ ist diffamierend gegenüber den engagierten Anwohnern! Diese wollen ein Landschaftsschutzgebiet schützen u. sind keine Wohnungsbaugegner. In der Grenzkolonie wird „wie verrückt“ gebaut, im Westen derselben entstehen aktuell ca. 1300 Wohneinheiten (Piederstorfer-Gelände)!
    An der Fauststr.90 will der Investor Optima-Aegidius, der mit dem Slogan: „Unsere Stärke liegt darin, in den uns vertrauten deutschen Standorten meist antizyklisch Projekte zu identifizieren, die erhebliche Wertschöpfungspotenziale aufweisen.“ wirbt, getreu dessen Philosophie auf Kosten eines Landschaftsschutzgebiets u. der Natur fette Gewinne realisieren. Das ist ein Skandal, zu dem die Presse schweigt. Warum?
    Dabei weiß der Investor bisher den OB Reiter u. auch große Teile von SPD u. CSU treu an seiner Seite. Wieso machen sich aber Oberbürgermeister und Stadträte von SPD u. CSU zu Erfüllungsgehilfen eines Spekulanten gegen Natur u. MünchnerINNEN?

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.