TU München: Feuer zerstört Roboter im Science-Fiction-Labor

In einem Rechenzentrum am Bernd Eichinger-Platz ist am Dienstagabend ein Brand ausgebrochen. Die starke Verrauchung stellte die Feuerwehr vor eine Herausforderung.
von  Nina Job
Weißbier gefällig? Die Roboter aus dem TU-Labor sollen Menschen im Alltag zur Hand gehen. Eine der Maschinen wurde völlig zerstört.
Weißbier gefällig? Die Roboter aus dem TU-Labor sollen Menschen im Alltag zur Hand gehen. Eine der Maschinen wurde völlig zerstört. © TUM

Maxvorstadt - Es ist ein herber Rückschlag: Bei einem Brand in einem Lehrstuhl der TU ist am Dienstagabend mindestens ein Roboter, in dem mehrere Jahre Forschungsarbeit und Fördergelder steckten, zerstört worden. Zwei weitere Roboter wurden durch Hitze und Rauch beschädigt. Ob sie zu retten sind, ist noch unklar. Die Polizei schätzte den Schaden heute vorsichtig auf mindestens eine halbe Million Euro.

Wohl die wenigsten Münchner wussten bislang, dass sich im vierten Stock in der Barerstraße 21, in dem Gebäude, in dem einst das Leibniz-Rechenzentrum untergebracht war, ein Science-Fiction-Labor verbarg. Hier, am Lehrstuhl für Informationstechnische Regelung, entwickelte die vielfach ausgezeichnete Professorin Sandra Hirche mit 22 Mitarbeitern Roboter für die Zukunft.

Die mannshohen Maschinen werden gebaut, entwickelt und programmiert, um Menschen helfen. TU-Sprecher Ulrich Marsch: "Aufgabe der Roboter ist es, dem Menschen unter die Arme zu greifen."

Eingesetzt werden sollen die Maschinen einmal in der Medizin, zum Beispiel bei Reha-Maßnahmen, aber auch in der Arbeitswelt sowie als Hilfe im Haushalt und Alltag.

"Es handelt sich nicht um Industrieroboter. Diese Roboter interagieren. Sie handeln gemeinsam mit dem Menschen intuitiv – sie sehen, imitieren, lernen und führen aus", erklärt Ulrich Marsch.

Der Brand war durch eine heißgelaufene Batterie ausgelöst

So lernen die Helfershelfer mit ihrer künstlichen Intelligenz beispielsweise, nicht zu heftig zuzufassen, wenn sie einen gebrechlichen oder kranken Menschen in die Höhe heben. Auch lernen sie, Abstände richtig einzuschätzen, wenn sie beispielsweise ein Glas Wasser (oder Weißbier/s. Foto oben) bringen und es auf einen Tisch stellen sollen. "Man bezeichnet das als selbstlernende Systeme", so der TU-Sprecher.

Sandra Hirche forscht bereits seit rund zehn Jahren an diesen Systemen, seit vier Jahren ist sie Inhaberin des Lehrstuhls. Die gebürtige Berlinerin studierte Luft- und Raumfahrttechnik und promovierte an der TU München. Ausgezeichnet wurde sie unter anderem mit dem wichtigsten europäischen Forschungspreis, dem ERC Grant des Europäischen Forschungsrats (European Research Council), der Pionierforschung fördert.

Der Brand im Institut wurde nach derzeitigen Ermittlungen durch eine heißgelaufene Batterien in einem der Roboter ausgelöst. Ein Mitarbeiter hatte das Feuer am Dienstag, kurz vor 22:30 Uhr entdeckt und die 112 angerufen.

Feuerwehrmänner aus Schwabing löschten die Flammen und brachten den Lithium-Ionen-Akku ins Freie. Sicherheitshalber kühlten sie die Batterien auch noch in einem Wasserbad. Anschließend wurde die Etage wegen der starken Verrauchung mit vier Lüftern belüftet. Menschen wurden bei dem Einsatz nicht verletzt.

Sandra Hirche war heute nicht zu erreichen. Ihr Institut wurde nach einer Begehung von der Polizei versiegelt. Sie und ihre Mitarbeiter müssen nun vorübergehend in ein anderes Institut umziehen.

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