Trafo trifft Ledersofa

Im alten Kraftwerk in der Drygalski-Allee hat der neue Vorzeige-Laden von Kare eröffnet. Das Innere erinnert bewusst an die vorherige Nutzung.
Obersendling - Es blitzt und blinkt im alten Maschinenhaus. Sogar der Kickertisch glitzert. Wo einst die riesigen Kessel und Turbinen des Gaskraftwerks zischten und brummten, stehen heute Messingsessel, mannshohe Plastik-Flamingos und Möbel, die aussehen, als wären sie am Strand angespült worden.
Nach vier Jahren Arbeit wird das Einrichtungsunternehmen Kare die neue Vorzeigefiliale in der Drygalski-Allee 25 am 11. Oktober offiziell eröffnen. Über fünf Stockwerke erstreckt sich ein Geschäft, mit Abteilungen wie den Sandwichräumen, dem Heavy Metal Loft oder der Kathedrale.
Zur Orientierung gibt’s neben dem gedruckten Lageplan auch ein Navigationssystem, das dem Besucher über Peilsender und eine entsprechende Smartphone-App verrät dem Besucher, wo er steht. Der Wiener Entwickler Markus Meixner spricht dabei von einer Weltneuheit: „Das nennen wir ,augmented Reality’ – erweiterte Realität.“
In der einfachen Realität zeigt sich an vielen Stellen des schreiend bunt bestückten Einrichtungshauses die Vergangenheit des Gebäudes. Die Stahlbetonwände sind 50 Jahre alt und blieben mitsamt der Patina erhalten. Originale Filterlamellen zeigen an, wo im Kraftwerk die Luft zur Energiegewinnung angesaugt wurde.
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Die alten Trafos haben die Designer mit Lichtschläuchen aufgemotzt. Alle zehn Minuten leuchten sie auf und erinnern daran, dass im Kraftwerk auch Strom produziert werden konnte. „Das ist fast wie beim Faradayschen Käfig im Deutschen Museum – nur ohne Knall“, findet Kare-Sprecherin Susanne Knacke.
Während die knapp 30 Meter hohen Schlote noch auf dem Dach des Gebäudes thronen, sind von den einstigen Wärmetauschern im Inneren nur die großen, runden Öffnungen durch alle Stockwerke geblieben.An einer Stelle fährt jetzt ein Glasaufzug vorbei an Ledersofas, plüschigen Boxspringbetten und einem gut fünf Meter großen, hasenähnlichen Sitzsack in der Kinderspielecke.
Mit dem neuen Flagship-Store in München kehrt das Unternehmen zurück zu seinen Wurzeln. 1981 haben Jürgen Reiter und Peter Schönhofen – noch als Studenten – das eher unkonventionelle Möbelhaus in der Landeshauptstadt gegründet. Damals betrieben sie einen 40 Quadratmeter großen Laden in der Maxvorstadt. Einige der Betten im Kraftwerk scheinen nur unwesentlich kleiner zu sein.