Totenschädel am Viktualienmarkt
Altstadt - Gerade hob der Baggerfahrer ein Loch aus neben der ehemaligen Wirtschaft „Löwe am Markt“ am Dreifaltigkeitsplatz, da stieß seine Schaufel auf etwas Gelbliches. Etwas, das mit Sicherheit keine Erde war.
Zwei menschliche Schädel, eine Handvoll Knochen: ein grausiger Fund – direkt am Viktualienmarkt. Für die Bauherren, die Hochreiter-Zwillinge Werner und Dieter vom Biergarten am Viktualienmarkt, bedeutete das erst einmal: Baggerstopp! Sie riefen die Polizei.
„Wir haben die Schädel in die Rechtsmedizin gebracht“, sagt Polizeisprecher Peter Beck der AZ. „Die Schädel waren schon so bröckelig, dass das genaue Alter nicht mehr zu bestimmen war – aber sie waren auf jeden Fall schon über 50 Jahre alt.“ So viel sei sicher.
Wie alt die Knochen genau sind, werden die Rechtsmediziner auch nicht näher untersuchen. „Es gibt keine Ansätze für eine Straftat“, sagt Peter Beck – und damit gebe es für die Polizei auch keinen Grund, nachzuforschen.
Dass keine Ermittlungen nötig sind – eine Erleichterung für die Wirte. Aber die Baugrube ist nach wie vor gesperrt. „Eigentlich sollte in die Grube ein Fettabscheider kommen“, sagt Dieter Hochreiter. Jetzt wird die Stelle von Kunsthistorikern untersucht.
Und wie kommen die Menschenschädel unter den „Löwen am Markt“ überhaupt hin? Polizeisprecher Peter Beck mutmaßt: „Da ist eine Kirche in der Nähe – es kann also sein, dass hier früher einmal ein Friedhof war.“
Mit dieser Einschätzung liegt Beck goldrichtig: Eine AZ-Anfrage bei den Experten vom Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege (BLfD) ergibt: Vor Urzeiten war hier tatsächlich ein Friedhof! BLfD-Sprecherin Beate Zarges: „Der Bereich am Dreifaltigkeitsplatz ist in der Denkmalliste mit folgendem Text eingetragen: ,Aufgelassener Spitalfriedhof und abgegangene Kapelle („Hl. Dreifaltigkeit") der frühen Neuzeit.“ Also etwa zwischen den Jahren 1500 und 1800.
Gut möglich also, dass die Skelette aus dieser Zeit stammen.
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