Tote Rentnerin in Sendling: Das sagen die Nachbarn

Fast zwei Jahre liegt eine Rentnerin tot in ihrer Wohnung – die Nachbarn hatten lange nichts gemerkt.
Anna Rauch |
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In Sendling wurde die Leiche einer 91-jährigen Rentnerin gefunden, die seit zwei Jahren in ihrer Wohnung lag.
Daniel von Loeper In Sendling wurde die Leiche einer 91-jährigen Rentnerin gefunden, die seit zwei Jahren in ihrer Wohnung lag.

Sendling - Die Aufbruchsspuren erkennt man noch deutlich: Neben dem Schloss wurde die Holztür offenbar mit einer Axt bearbeitet, ein Bügelschloss hält sie provisorisch geschlossen. Darunter und darüber kleben Polizeisiegel.

Hinter dieser Tür in der Cimbernsttraße starb Zlata G. vor rund zwei Jahren einen einsamen Tod in ihrer Wohnung - aufgefallen war das Verschwinden der 91-Jährigen lange niemand. Erst am vergangenen Samstag fasste ein Nachbar sich ein Herz und klingelte bei der alleine lebenden Rentnerin. Als sie nicht öffnete rief der Mann die Polizei. Die ließ die Wohnungstür schließlich aufbrechen. Dahinter fanden die Beamten die mumifizierte Leiche von G.

Nachbarn sind geschockt

Dass der Tod der 91-Jährigen so lange unbemerkt blieb, schockiert die Bewohner des Hauses auch Tage nach dem Polizeieinsatz. "Wirklich traurig", kommentiert eine Nachbarin. Ein paar mal habe sie G. im Flur und vor dem Haus auf der Straße gesehen. Vor ein paar Monaten, erzählt sie, habe sie gemeldet, dass die Fensterscheiben der Renterin auffällig dreckig waren. Auch Heizungsableser hätten mehrmals vor verschlossenen Türen gestanden. "Aber die Hausverwaltung hat gesagt, solang die Miete kommt, können sie nichts machen".

Nachbar Tosounidisa beschreibt G. als ruhig und zurückgezogen. Vor fünf Jahren zog er in die Wohnung gegenüber von Frau G., viel gewusst habe er von der Seniorin trotzdem nicht. "Als ich sie das Mal gesehen habe, stand sie vor dem Haus und hat mit einem Mann geredet. Wer das war, weiß ich nicht", erzählt er.

Eine langjährige Mieterin aus einem der oberen Stockwerke weiß etwas mehr über die Tote. Sie habe bei Siemens gearbeitet, war aber schon lange in Rente, ezählt sie. Schon einmal habe es wegen G. einen Notfalleinsatz in dem Haus gegeben: "Die Wohnung wurde vor ein paar Jahren schon einmal aufgebrochen, damals hatte sie sich verletzt und kam in eine Klinik", erzählt die Nachbarin.

Rente und Miete gingen automatisch auf Konto ein und aus

Dass der Tot der Renterin so lange unbemerkt blieb, findet die Nachbarin nicht verwunderlich. Früher habe G. guten Kontakt zu zwei anderen Bewohnern des Hauses gepflegt. Doch diese verstarben, Anschluss an die Hausgemeinschaft habe G. von da an nicht mehr gefunden. "Ich dachte immer, sie hätte noch Familie und es kümmert sich jemand, aber ich kannte sie auch nicht gut", erzählt die Frau.

Den momentanen Ermittlungen der Polizei nach hat G. keine nahen Angehörigen in der Stadt. Rente und Miete gingen automatisch auf dem Konto der 91-Jährigen ein und aus, so blieb der Tod der Seniorin auch vom Vermieter jahrelang unbemerkt.

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Besonders tragisch: In ihren letzten Jahren wurde Zlata G. scheinbar bewusst, dass sie zunehmend auf sich allein gestellt war. Kurz nach dem Tod der beiden befreundeten Nachbarn bat G. die Frau aus dem oberen Stockwerk in einem Brief um Unterstützung. "Aber ich habe selber Familie und bin berufstätig, da konnte ich mich nicht wirklich kümmern", erzählt die Nachbarin und ergänzt: "Wenn wir ehrlich sind, sind wir doch alle mit unserem eigenen Stress beschäftigt."

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