Tierschänder in Aubing - "Sexuelles Motiv"

Drei Kühe sind bereits tot. Der unheimliche Täter ist offenbar pervers veranlagt. Deshalb ermitteln jetzt Spezialisten für Sexualstraftaten – und überprüfen die Alibis aller einschlägig bekannten Männer.
Natalie Kettinger und Ralph Hub |
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In Aubing treibt ein Tierquäler, der es auf Kühe abgehen hat, sein Unwesen (Symbolbild.)
dpa In Aubing treibt ein Tierquäler, der es auf Kühe abgehen hat, sein Unwesen (Symbolbild.)

Der unheimliche Täter ist offenbar pervers veranlagt. Deshalb ermitteln bei der Kriminalpolizei jetzt Spezialisten für Sexualstraftaten – und überprüfen die Alibis aller einschlägig bekannten Männer.

München - In der Nacht zum 1. Juli 2014 bricht im Stall einer Aubinger Bauernfamilie Panik aus. Die 31 Milchkühe brüllen, eine schreit vor Schmerzen. Der Jungbauer und sein Vater rennen zu ihren Tieren – und können sich die Unruhe zunächst nicht erklären.

Mittlerweile wissen sie: Ein Sodomist hat seitdem acht ihrer Rinder geschändet. Drei Kühe, darunter eine trächtiges Tier, wurden so schwer verletzt, dass sie eingeschläfert werden mussten. Auch das ungeborene Kalb starb.

Die Polizei nimmt den Fall sehr ernst, Experten für Sexualstraftaten haben die Ermittlungen übernommen. Der Anbindestall auf dem Hof der Milchbauern stammt aus den 60er Jahren. Er lässt sich nicht abschließen, weil die Luftzirkulation sonst nicht gewährleistet ist. Ein Umstand, den der perverse Täter schamlos ausnutzt. Immer wieder kehrt er zu den Kühen zurück, die Abstände seiner „Besuche“ werden von Mal zu Mal kürzer.

Die Familienmitglieder glauben zunächst, Hunde oder Ratten würden immer wieder in den Stall eindringen und das Vieh verrückt machen – doch dann wird eine Kuh nach der anderen krank.

Die Tiere bekommen Fieber und leiden an Bauchfellentzündungen, gegen die keine Infusion helfen will. Außerdem haben sie blutige Verletzungen an den Genitalien.

Der Befund des Veterinäramtes lässt schließlich keinen Zweifel mehr zu: Die Kühe wurden mit einem Gegenstand vergewaltigt, der in mindestens einem Fall den Darm durchstoßen hat.

 

Ifrarot-Kameras zeigen Sex-Täter

 

Um den unheimlichen Tierschänder zu stellen, installiert der Jungbauer ein Überwachungssystem mit vier Infrarot-Kameras. Am 7. März hält eins der Aufnahmegeräte den Sex-Täter im Bild fest: Zu sehen ist ein etwa 40 bis 50 Jahre alter Mann, etwa 1,80 Meter groß. Seine Gesicht ist nur undeutlich zu sehen. Obwohl es eine kalte Nacht ist, läuft der Unbekannte in kurzem Hemd und mit Schlappen herum. Am 20. März erstattet der Jungbauer Anzeige bei der Polizei.

Juristisch liegen gegen den Unbekannten bislang zwar „nur“ mehrfache Sachbeschädigung und ein Verstoß gegen das Tierschutzgesetz vor. Doch die Ermittler sehen in dem Verbrechen weit mehr: Sie gehen davon aus, dass der Gesuchte in höchstem Maß gefährlich ist – und befürchten, dass er sich eines Tages auch an Menschen vergreifen könnte.

"Wir vermuten ein sexuelles Motiv", sagte ein Polizeisprecher am Montag. Die Fahndung haben deshalb Beamte des Kommissariats 15 übernommen. Sie sind zuständig für Sexualstraftaten. Sämtliche Männer mit einer einschlägigen Vorstrafe werden jetzt überprüft.

Sie sind in der HEADS-Datei gespeichert, die im Oktober 2006 beim Polizeipräsidium München eingerichet wurde. HEADS steht für Haft-Entlassenen-Auskunfts-Datei-Sexualstraftäter.

Laut den Ermittlern war der Tierquäler bisher ausschließlich auf dem Aubinger Hof aktiv. Auch die betroffene Landwirts-Familie hat von keinem vergleichbaren Fall gehört. Die Polizei will nun herausfinden, ob es dennoch weitere Übergriffe auf Milchkühen im Münchner Umland gibt. Denn bislang sind die Bilder aus dem Aubinger Stall die einzige heiße Spur in dem beunruhigenden Kriminalfall. Bei der Suche nach dem Täter sind die Ermittler auf die Mithilfe der Bevölkerung angewiesen.

Personen, die sachdienliche Hinweise geben können, werden gebeten, sich mit dem Polizeipräsidium München, Kommissariat 15, Tel: 089 / 2910-0, oder jeder anderen Polizeidienststelle in Verbindung zu setzen.

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