Tempo 20 in der Augustenstraße?

Das ist die Forderung der Grünen im Viertel: Die für die Maxvorstädter so wichtige Straße soll dadurch wieder Aufenthaltsqualität bekommen - und sicherer werden.
Eva von Steinburg
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Kofferhändler aus Tradition: Peter Büscher vor seinem Laden an der Augustenstraße.
Kofferhändler aus Tradition: Peter Büscher vor seinem Laden an der Augustenstraße. © Bernd Wackerbauer

München - Superfood und Souvlaki-Spieß, dazu das "Pfeifeneck", ein Hundeparadies und zwei Second-Hand-Boutiquen: Die Augustenstraße lebt! Sie hat ein Geschäft neben dem anderen, über 30 Lokale und gehört damit zu den quirligsten Straßen der Maxvorstadt.

Doch ihre Gehsteige sind eng, die Radwege schmal. Lieferanten halten in zweiter Reihe - was gefährliche Situationen schafft.

Grüne fordern: "Augustenstraße soll sicher werden"

Seit über zehn Jahren will das Stadtviertelparlament die Stadtverwaltung zu einer Umgestaltung der Augustenstraße bringen. Bis jetzt vergeblich. "Wir wollen, dass jetzt etwas vorwärtsgeht. Die Augustenstraße soll endlich sicher werden und attraktiver", sagt Sigrid Eck von den Grünen im BA Maxvorstadt.

Die Idee, die sie bei der jüngsten Sitzung präsentiert: die Augustenstraße in einen "verkehrsberuhigten Geschäftsbereich" mit Tempo 20 verwandeln. "Angesichts knapper Kassen bei der Stadt kostet das nicht viel und kann sehr schnell umgesetzt werden. So kann diese für die Maxvorstädter so wichtige Straße wieder Aufenthaltsqualität bekommen", erklärt Sigrid Eck, Fraktionssprecherin der Grünen im BA.

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CSU hält wenig von Tempo 20

Gesche Hoffmann-Weiss von der SPD, die schon viele Anträge zur Umgestaltung und Verbesserung der Augustenstraße mitgetragen hat, kommentiert: "Das ist die Wiederholung der Wiederholung".

Drei unbeantwortete Anfragen an die Stadt zum Thema ständen noch aus. Michael Laub von der CSU wendet ein: "Hat jemand die Einzelhändler gefragt? Ich halte wenig von Tempo 20 hier. Traditionsgeschäfte befürchten Umsatzeinbußen durch reduzierte Parkplätze."

Eck: "Tempo 20 schützt Fußgänger und Radfahrer"

Doch um die Streichung von Parkplätzen geht es bei dem "Tempo runter!"-Vorstoß der Grünen nicht. Sigrid Eck erläutert: "Wir fordern nichts Kompliziertes. Tempo 20 ist ein Lernen! Wenn man das im Kopf hat und die Autos langsamer fahren, schützt das Fußgänger und Radfahrer."

Die 52-Jährige ist überzeugt: "Durch das Herausnehmen von Tempo verändert sich der Charakter der Augustenstraße."

Ladenbesitzer setzt sich für Fußgängerzone ein

Seit 60 Jahren existiert das Blumengeschäft Komander in der Heßstraße 37/Ecke Augustenstraße. Blumenhändler Severin Komander (38) sieht in der neuen Idee keinen Gewinn: "Ich sehe eigentlich keinen Vorteil von Tempo 20. Wir haben bereits Tempo 30 hier, aber die Autos fahren schneller, wenn sie können."

Und für Fußgänger gibt es für ihn genug Ampeln zum Rübergehen. Der 38-Jährige meint weiter: "Ob Tempo 30 oder 20, das ist egal. Eine Fußgängerzone in der Augustenstraße fände ich besser für die Atmosphäre. Wenn Beruhigung, dann gescheit!"

Tempo 20 für alle Verkehrsteilnehmer?

Das Traditionsgeschäft Koffer & Lederwaren Büscher in der Augustenstraße 73 gibt es seit 61 Jahren. Inhaber Peter Büscher lehnt die Idee der Grünen auch ab. Für mehr Sicherheit auf seiner Straße ist ihm wichtiger: "Fahrradfahrer dürfen nicht länger machen, was sie wollen. Wie schnell die hier fahren. Wie die überholen!

Wenn Tempo 20, dann auch für Radler. Aber wer kontrolliert das? Ich bin dafür, alle gleich zu behandeln. Dann bräuchten Fahrräder Nummernschilder." In der Straße vor seiner Ladentür hält der 60-jährige Einzelhändler Büscher Fahrräder und E-Roller für gefährlicher als die Autos.

"Uns allen liegt die Augustenstraße am Herzen", sagt die Grüne Sigrid Eck. Die Diskussion dürfte weitergehen.

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36 Kommentare
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  • Leserin am 21.10.2020 22:08 Uhr / Bewertung:

    Lieber Hosenband. Schwierig für die Grünen das durchzusetzen. Die Rot-grüne Stadtrarsmehrheit kann eine Geschwindigkeitsbeschränkung beschliessen. Polizeiliche Aufgaben liegen beim Freistaat. Allerdings kann die Stadt eine kommunale Geschwindigkeitsüberwachung einsetzen. Warum das nicht intensiviert wird, weiss ich nicht. Insoweit gebe ich ihnen Recht. Das wäre es doch einmal Wert von der Lokalredaktion der AZ recherchiert zu werden.

  • Leserin am 20.10.2020 08:34 Uhr / Bewertung:

    Ich finde die CSU Bedenken wieder einmal von höchst interessanter Logik. Bei einer Geschwindigkeitsreduktion von 30 auf 20 km/h anzunehmen, dass die "Geschäfte" zu fragen käme mir nicht in den Sinn. Wenn Autos mit 30 oder 20 km/h an einem Geschäft vorbeifahren, ändert sich der Umsatz wahrscheinlich wenig. Es wird doch eher was draus, wenn man den Geschäften und der Gastronomie mehr Raum gibt. Ich wünsche den Leuten in der Maxvorstadt, dass es dort gelingt. In Pasing ist es misslungen. Unter anderem weil auf den breiten Gehwegen einzelne Parkplätze ausgewiesen wurden. Die helfen nur ein paar wenigen Autofahrern, verhindert aber an vielen Stellen, dass Leben auf der Strasse entsteht mit Geschäften und Gastronomie. Bäcker-und noch mehr Gleichmannstrasse sind Beispiele dafür, wie durch einen faulen Kompromiss alle verlieren. Hoffentlich wird es in der Augustenstrasse besser gemacht. ... und in Pasing noch geändert.

  • Frale am 19.10.2020 18:17 Uhr / Bewertung:

    CORONA greift definitiv das Hirn an.. anders kann man nicht auf so einen Schmarrn kommen.

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