Strip-Club: Der letzte Gast war Natalias Mörder

In einem Nachtlokal am Hauptbahnhof wird die Barfrau († 35) erstochen. Der Täter entkommt. Bekannte vermuten Eifersucht als Motiv. Vor dem Club flackert ein Teelicht.
von  Nina Job, Thomas Gautier, Myriam Siegert
Die Polizei hat die Tür des Strip-Clubs versiegelt.
Die Polizei hat die Tür des Strip-Clubs versiegelt. © cm

In einem Nachtlokal am Hauptbahnhof wird die Barfrau († 35) erstochen. Der Täter entkommt. Bekannte vermuten Eifersucht als Motiv. Vor dem Club flackert ein Teelicht.

München - Ein Teelicht flackert vor der versiegelten Tür zum Nachtclub „Kapitol“ in der Arnulfstraße am Hauptbahnhof. Daneben liegt eine weiße Gerbera. Hinter der verspiegelten Eingangstür ist gestern eine 35-jährige Barfrau erstochen worden. Ein Arbeitskollege fand die Sterbende um 5.45 Uhr in ihrem Blut. Der Mörder war offenbar der letzte Besucher in der Animierbar. Er entkam unerkannt.

Natalia G. (†35) stammte aus Weißrussland, vor etwa zehn Jahren kam sie nach Deutschland. Seit sechs Jahren arbeitete sie in dem Nachtlokal neben dem „Winters Hotel“ sowie der Staatsanwaltschaft München II, einer Disco und einem Telefonshop in einer Passage.

Das „Kapitol“ gilt als so genannter Animierschuppen: Leicht bekleidete Frauen räkeln sich im Schummerlicht an Stangen und auf Tischen oder warten an der Bar auf Gäste. Die Getränkepreise sind hoch.

Natalia G. arbeitete hinter der Bar. Nach unbestätigten Angaben war die hübsche Frau mit den langen blonden Haaren auch Geschäftsführerin. Das „Kapitol“ öffnet jeden Tag um 20 Uhr und schließt gegen 5 Uhr früh.

Natalia – oder Natascha, wie sie auch genannt wurde – war danach oft alleine in der Bar und zählte die Tageseinnahmen. So war es vermutlich auch am Dienstag.

Wer sie vor dem Mörder zuletzt lebend sah, war gestern unklar. „Wir müssen erst alle Angestellten und Gäste befragen“, sagt Markus Kraus, Chef der Münchner Mordkommission.

Gegen 5.45 Uhr kam wie üblich ein Angestellter in die Bar, um nach dem Rechten zu schauen. Er fand die Barfrau in einer Blutlache. Der Mann alarmierte die Rettungskräfte und die Polizei. Bei der Reanimierung verlor die sterbende Frau noch so viel Blut, dass auch am Gehweg ein großer Fleck entstand. Er zeugte gestern den ganzen Tag von dem schrecklichen Verbrechen.

Die Ärzte konnten Natalie G. nicht mehr helfen. Sie starb eine Stunde später im Krankenhaus. Die 35-Jährige hinterlässt eine Tochter im Teenager-Alter. Das Mädchen lebt in Weißrussland.
Über 50 Polizisten durchkämmten die Bahnhofsgegend. Spurensicherer waren den ganzen Tag vor Ort. Feuerwehrmänner leuchteten den schummrigen Tatort aus.

In der Nähe des Nachtclubs gibt es mehrere Überwachungskameras: eine vor dem Bahnhof sowie zwei in der Passage neben dem „Kapitol“. Ob diese Kameras auch den Mörder gefilmt haben, muss nun geklärt werden. „Bisher deutet nichts auf einen Raub“, sagt Markus Kraus.

Bekannte von Natalia G. vermuten eine Eifersuchtstat: „Sie war eine bildhübsche, liebenswerte Frau“, sagte eine von ihnen zur AZ. Am Abend vor ihrem Tod soll sie im Lokal einen heftigen Streit mit einem Gast gegeben haben. Dabei soll es sich um einen ehemaligen Stammgast gehandelt haben, der nach Verbüßung einer mehrjährigen Haftstrafe wieder im Lokal aufgetaucht war. Es kam daraufhin zum lautstarken Streit zwischen den beiden. Dann verließ der Gast das Lokal. Wenige Stunden später war Natalia G. tot.
 

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