Streit um Weihnachtsmarkt: Sendling boykottiert neuen Betreiber

Die Lokalpolitik lehnt die adventlichen Buden am Harras ab und verweist auf Bürgerbeschwerden. Doch noch kann der Bezirksausschuss nichts an dem Konzept ändern.
von  Felix Müller
Bezirksausschuss-Chef Markus Lutz zieht's beim Gedanken an den Weihnachtsmarkt am Harras die Zipfelmütze aus.
Bezirksausschuss-Chef Markus Lutz zieht's beim Gedanken an den Weihnachtsmarkt am Harras die Zipfelmütze aus. © Foto: Daniel von Loeper

Sendling - Mei, bald ist wieder Advent. Und seit dieser Woche riecht es an vielen Ecken der Stadt auch wieder nach Glühwein. Christkindlmarkt-Zeit! Doch nicht überall ist der Budenzauber beliebt. In Sendling gibt es sogar einen regelrechten Aufstand – gegen den Markt im eigenen Viertel!

Markus Lutz (SPD) lehnt Christkindlmarkt am Harras ab 

Heiße Maroni, Glühwein, ein kleines Karussell – am Harras weihnachtet es sehr seit dieser Woche. Doch Bezirksausschuss-Chef Markus Lutz (SPD) ist sich schon jetzt sicher: Er geht heuer nicht hin. Kein einziges Mal! "Ich kann den Markt doch nicht ablehnen und dann privat hingehen", sagt er im Gespräch mit der AZ.

Und abgelehnt hat der Bezirksausschuss (BA) den Markt. Und wie! Parteiübergreifend hat man sich gegen die Buden ausgesprochen. Und: Der BA will künftig selbst entscheiden, welche Veranstaltungen auf den Plätzen im Viertel stattfinden – und welche nicht.

Neuer Betreiber: Standgebühren zu teuer!

Doch von Anfang an: Der Bezirksausschuss selbst war traditionell am Harras-Weihnachtsmarkt beteiligt, hatte dort eine Bude, die auch Vereine aus dem Viertel nutzten, etwa, um Selbstgebasteltes zu verkaufen. Doch jetzt hat ein neuer Betreiber das Rennen um den Markt gemacht.

Und viele traditionelle Standl sind verschwunden, etwa die Südtiroler Hüttn, der Bezirksausschuss-Chef Lutz besonders hinterher trauert, eine Hütte mit Südtiroler Schmankerln, aber auch Gebasteltem.

Traditionelle Standl verschwinden

Früher seien auch viel mehr Sendlinger Wirte auf dem Markt gewesen, klagt Lutz. Theoretisch hätten sich die Traditionsstandl auch wieder bewerben können – dem Vernehmen nach nimmt der neue Betreiber des Markts aber sehr viel höhere Gebühren als früher – nach Angaben des Bezirksausschusses haben sie sich sogar verdreifacht.

"Viel kommerzieller als in den letzten Jahren"

Lutz sieht es mit Entsetzen, hält den Markt für deutlich kommerzieller als in der Vergangenheit. Ob die Sendlinger das genauso beurteilen? Zumindest habe es schon viele Beschwerden aus dem Viertel gegeben, sagt Lutz. Ob der Markt heuer leerer ist als in der Vergangenheit, für diese Einschätzung sei es aber noch zu früh, das könne man erst in ein oder zwei Wochen beurteilen.

Bezirksausschuss beantragt mehr Kontrolle

Der Bezirksausschuss auf jeden Fall ist so sauer, dass er grundsätzlich wird. Und jetzt beantragt hat, dass Bezirksausschüsse in München die Entscheidungskompetenz bekommen, ob und unter welchen Umständen ein Markt in ihrem Bezirk stattfinden darf oder nicht.

Mit einem Antrag bitten die Sendlinger die Stadt zudem, "2023 auch die Preisanforderungen der möglichen Bewerber um einen Christkindlmarkt am Harras zu überprüfen, damit Veranstalter mit überhöhten Standgebühren von vornherein ausgeschlossen werden können".

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