Streit um Party-Lärm: "Kneipen-Stopp jetzt!"
Glockenbachviertel - Nein, frisch Zugezogener ist er sicher nicht. Dass er kein Verständnis für die Tradition und Kultur des Glockenbachviertels hätte, kann man ihm ganz bestimmt auch nicht vorwerfen. Und doch vertritt Alexander Miklosy eine sehr klare Position: Im Glockenbachviertel wird zu laut gefeiert. Die Grenze des Zumutbaren ist längst überschritten, findet der zuständige Bezirksausschuss-Chef von der "Rosa Liste".
Der Chef des Pimpernel an der Müllerstraße, Sven Künast, hat im AZ-Interview beklagt, draußen, auf den Straßen des Viertels, sei am Wochenende nur noch "Ballermann", es gebe zu viele Bars, die Wirte selbst könnten aber nicht mehr tun gegen den Lärm auf den Straßen.
"Die Stadt will wohl Klagen vermeiden"
Miklosy sieht die Stadt in der Pflicht. Schon vor Jahren hat er einen Kneipen-Stopp gefordert. "Das muss ich jetzt doppelt unterstreichen!", sagt er im Gespräch mit der AZ. Die Situation habe sich immer weiter verschlimmert.
Deshalb müsse die Stadt jetzt reagieren. "Man könnte argumentieren, dass die Versorgung mit gastronomischen Betrieben erreicht ist. Dann müsste das Baurecht ermöglichen, dass keine neuen Kneipen mehr erlaubt werden", sagt er. "Aber die Stadt will wohl Klagen vermeiden."
Gerade im oberen Bereich der Müllerstraße habe sich die Situation etwa seit 2012 dramatisch verschlechtert, sagt Miklosy. Es seien immer mehr Bars geworden. Das Problem sei aber nicht nur, dass sich die Anzahl der Clubs und Kneipen verändert – sondern auch ihr Publikum. "Nach dem Ende des Kunstpark Ost hat sich auch dieses Klientel einen neuen Ort gesucht", sagt er. Wo schon Jahrzehnte schwul-lesbische Kneipen waren, sei in den Nachfolgeläden oft viel mehr lärmendes Publikum unterwegs. Auch über das Pimpernel sagt Miklosy: "Das war zwar früher ein Nachtclub. Aber viel weniger besucht. Eigentlich kann man das gar nicht vergleichen."
Miklosy sieht die Wirte in der Pflicht
Mehr Polizeipräsenz fordert er ausdrücklich nicht. "Das kann man denen nicht auch noch aufhalsen", sagt er. Zumal es viele Probleme draußen auf der Straße gebe, nicht in den Bars. "Bis die Polizei wegen einer Beschwerde da ist, sind die Leute ja eh schon wieder über alle Berge." Der Polizei könne man überhaupt keinen Vorwurf machen.
Miklosy hofft, dass auch die Wirte ihre Bemühungen verstärken. "Ich erkenne an, dass einige schon viel machen", sagt er. "Andererseits hält sich die Solidarität untereinander in Grenzen, viele sehen sich vor allem als Konkurrenten." An einem Runden Tisch etwa würden viele erst gar nicht teilnehmen.
Miklosy klingt ernüchtert, wenn er über das Thema spricht. Sein Viertel als neuer Kunstpark Ost: So soll es nicht weitergehen. Aber dass sich die Lage schnell wieder ändert, das glaubt er auch nicht.
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