Streit um Fahrspuren am Thomas-Wimmer-Ring geht weiter

München - Eine autogerechte Stadt? Nein, das würde niemand mehr fordern. Autobahn-Schneisen quer durch Altbau-Bezirke und Parks (Englischer Garten!), damit alle möglichst schnell mit dem Auto in die Innenstadt kommen: So hat man in den 60er- und 70er-Jahren geplant. Aber heute? Ist "autogerecht" ein schwerer Vorwurf.
Dem sich nichtmal mehr die CSU aussetzen will. Und so ist es auch ein schwerer Angriff auf Schwarz-Rot, wenn die Grünen mit den Umweltverbänden der Koalition genau das vorwerfen.
"Die Groko und die Verwaltung denken weiter in den Kategorien der autogerechten Stadt!", wetterte Grünen-Stadtratsfraktionschef Florian Roth gestern. Seine Partei kritisiert gemeinsam mit Green City, den Urbanauten, dem Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) und mehreren andere Organisationen Schwarz-Rot für einen Beschluss zum Thomas-Wimmer-Ring, der heute fallen soll.
Stadtbaurätin schlägt sechs Fahrspuren vor
Eine "lebenswerte Stadt statt autogerechtem Ring" fordern sie darin. Eine "einmalige Chance" drohe, verpasst zu werden. Wie berichtet, entsteht unter dem Thomas-Wimmer-Ring derzeit eine dreistöckige Tiefgarage mit 520 Stellplätzen. Stadtbaurätin Elisabeth Merk (parteilos) schlägt statt bisher sechs Fahrspuren an der Oberfläche noch fünf vor: zwei Spuren in nördlicher Richtung - und drei in südlicher.
Zum Entsetzen der Verbände, die gerne nur noch vier Spuren gesehen hätten. Das sei doch die Chance gewesen, den "für Radfahrende gefährlichen, freilaufenden Rechtsabbieger von der Zweibrückenstraße in den Thomas-Wimmer-Ring zurückzubauen und eine oberirdische Querung für Zufußgehende auf der Ost- und der Nordseite entlang des Altstadtrings und von der Zweibrückenstraße ins Tal zu schaffen", heißt es.
Die Koalition wehrt sich gegen die Kritik. CSU-Stadtrat Walter Zöller sagte: "Wichtig ist uns der Erhalt des freilaufender Rechtsabbiegers, der sich an dieser Stelle bewährt. Würde dieser wegfallen, könnten pro Ampelschaltung nur ein bis zwei Autos abbiegen, weil die Fußgänger und Radfahrer ebenfalls grün haben." Die Folge: ein Verkehrschaos. "Niemand ist an einer Verstopfung der Hauptstraßen gelegen", sagte Zöller, "auch aus Gründen der Luftreinhaltung". Auch die CSU will eben nicht als Autofahrer-Partei wahrgenommen werden.