Streit um dieses Haus
Der Neubau einer Seniorenresidenz sorgt für Furore. Für eine alte Kapelle gleich daneben gibt es derweil Hoffnung. Abriss, ja oder nein? Der komplizierte Streit.
Untermenzing - Eigentlich sollte der Raum an der Manzostraße ein Ort für den Dialog sein. Ein Raum, in dem sich Bewohner treffen, um sich über ihren Glauben auszutauschen. Doch seit einiger Zeit herrscht Zwist rund um die Kapelle hinter dem Hans-Sieber-Haus. Kritisiert wurde, dass die Andachtsstätte womöglich abgerissen wird. Aber auch um den Neubau des Seniorenwohnhauses selbst wird jetzt gestritten.
Das ist passiert: Auf ihrem Grundstück in Untermenzing plante die städtische Pflegeeinrichtung einen Neubau. Im Zuge dessen sollte die Emmaus-Kapelle hinter dem Hans-Sieber-Haus abgerissen werden. Im Winter gingen Anwohner, Mitglieder der Kirchengemeinde und Senioren deshalb auf die Barrikaden. Der Protest ging sogar so weit, dass eine Petition aus dem Viertel gegen den Abriss der Kapelle im Landtag diskutiert wurde. Inzwischen hat sich die Lage zumindest rund um das Andachtshaus ein wenig entspannt: In der Bezirksausschuss-Sitzung wurde ein neues Konzept für das Hans-Sieber-Haus enthüllt.
Die Idee sieht vor, dass der geplante Neubau des Altenheims nicht mehr an der Manzostraße, sondern zwei Kilometer weiter nördlich an der Franz-Nißl-Straße realisiert werden könnte. „Bei einem Umzug des Seniorenhauses würde das alte Hans-Sieber-Haus abgerissen, die Kapelle aber stehen bleiben“, sagt Siegfried Benker, Geschäftsführer der Münchenstift GmbH. Da das Grundstück an der Manzostraße einer Stiftung gehöre, müsse dann das Sozialreferat über eine Sanierung des maroden Gebetshauses entscheiden.
Münchenstift werde einen Fußweg zur Kapelle bauen, sehe dann aber die örtlichen Kirchen in der Pflicht, sich in Zukunft um die Andachtsstätte zu kümmern. Während sich die Wogen in Sachen Kapelle also wohl glätten, geht der Stress um das Hans-Sieber-Haus am neuen Standort weiter. Dieses Mal sorgt die Architektur der Pflegeeinrichtung für Zündstoff. Als scheußlich, klobig und hässlich wird die Planung des Architekturbüros Wille und Kastner von manchen Lokalpolitikern beurteilt. Vor allem die fünf Vollgeschosse und die fehlende Tiefgarage stehen in der Kritik. BA-Chefin Heike Kainz (CSU) sagt: „Eine Tiefgarage ist unerlässlich.“
Der Bauträger, die Wob Immobilien GmbH, hat angekündigt, zehn oberirdische und 20 unterirdische Parkplätze in ihre Planung aufzunehmen. „Mit den nun insgesamt 30 Stellplätzen sehen wir eine ordentliche Ausstattung gegeben. Eventuelle Mehrungen werden noch untersucht“, sagt Franz Wax, Projektentwickler bei Wob. Das Projekt befindet sich derzeit im Vergabeverfahren; auf dem Grundstück an der Franz-Nißl-Straße wird der Bebauungsplan aufgestellt.
Mit einem Neubau des Altenheims könnte frühestens Ende 2015 begonnen werden.
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