Streit um den Kampf gegen Rechts im Viertel

München - In Milbertshofen-Am Hart ist die SPD traditionell die stärkste Kraft: Mit 28,2 Prozent gewinnt sie im Bezirk elf im Münchner Norden. Passend dazu wurde BA-Chef Fredy Hummel-Haslauer (SPD) jetzt in seinem Amt bestätigt. "Ich Freude mich, denn Politik ist meine Leidenschaft", sagt der 70-Jährige. Mit 29 von 33 Stimmen ist er wieder zum Vorsitzenden gekürt worden.

Politik hat für Fredy Hummel-Haslauer einen Suchtfaktor: "Es interessiert mich einfach. Politik ist das alltägliche Leben, das Durchsetzen von Interessen und das Abwehren von Befürchtungen auf einer gesellschaftlichen Ebene", sagt er. Sein konkretes Ziel in den nächsten sechs Jahren ist es ein Alten- und Pflegeheim für sein Viertel zu bekommen, denn das fehlt.
"Wir haben bei uns eine entspannte Atmosphäre"
Als kleiner Junge in der Baaderstraße im Glockenbachviertel daheim und am Sendlinger Tor in der Schule, liebt Fredy Hummel-Haslauer heute seine Heimat im Münchner Norden. Obgleich in Milbertshofen-Am Hart nach Ramersdorf-Perlach die Münchner mit dem zweitschmalsten Geldbeutel leben: "Wir sind nicht reich, doch wir sind ein ziemlich buntes Großstadtviertel mit dem höchsten Anteil an Münchnern mit Migrationshintergrund und das gefällt mir", sagt der Fan seines Viertels. "Wir haben bei uns eine entspannte und unprätentiöse Atmosphäre ohne Standesdünkel. Bei uns muss keiner die Rolle des Erfolgreichen spielen. Wer herzieht, ist einfach mit da."
Der liberale Sozialdemokrat ist als Politiker und als Mensch beliebt. Im Gespräch mit der AZ erzählt der frühere Taxiunternehmer, dass er als Taxler das Privileg gehabt habe, echten und ehrlichen Frauengesprächen zu lauschen. Heute glaubt er, dass das für ihn wichtig war: "So habe ich viel darüber gelernt, was Frauen für Forderungen und Wünsche haben."
BA-Chef hätte sich Grüne Stellvertreterin gewünscht
Der ehemalige Chauffeur ist inzwischen ein überzeugter Verfechter der Gleichberechtigung. "Früher wurde noch kaum über die berechtigten Anliegen von Frauen gesprochen", erlebte der Münchner.
Zu seinem starken Bedauern ist die grüne Ex-Stadträtin Jutta Koller nicht zu seiner Stellvertreterin im BA gewählt worden, obwohl die Grünen mit 28,1 Prozent der Stimmen bei der Kommunalwahl ihr Ergebnis im Bezirk beinahe verdoppelt haben. Das Gremium hat stattdessen Erich Tomsche (CSU) erneut zum stellvertretenden BA-Vorsitzenden gemacht.
Nicht mit den Stimmen der AfD ins Amt
Lokalpolitikern im Münchner Norden ist es ernst damit, sich nicht von der AfD ins Amt helfen zu lassen. Das zeigt das Beispiel von Leo Meyer-Giesow (ÖDP): Nach einem knappen Wahlausgang will er sich nicht mit den zwei Stimmen der beiden AfD-Mitglieder zum Kassierer wählen lassen. Er verzichtet.
Gleich in der ersten Sitzung beantragt die AfD, die Position des Beauftragten für Rechtsextremismus im Stadtviertelparlament abzuschaffen. AfDler Roland Klemp begründet den Vorstoß damit, der Beauftragte sei nicht nötig, weil es im Bezirk keinen Rechtsextremismus gebe, der gefährlich sei.
Ein dreister Vorstoß? BA-Chef Fredy Hummel Haslauer reagiert gelassen: "Aus der Logik der AfD ist es normal, dass sie etwas abschaffen will, was gegen sie gerichtet ist. Das kann man auch als Outing sehen." Die AfD scheitert. Der Antrag wird klar abgelehnt, wie übrigens auch in anderen Münchner BA-Gremien, in denen die AfD "damit provozieren will", so Hummel-Haslauer.
Die 57-jährige Ruth Huber (SPD) wird erneut Beauftragte gegen Rechtsextremismus für Milbertshofen-Am Hart. Die kirchliche Mitarbeiterin hat auch in Zukunft ein "waches Auge" auf die Sicherheitslage in ihrem Viertel.
Ruth Huber erklärt: "Der Antrag der AfD hat mich nicht gewundert. Ich halte das für Strategie und Taktik, die sind gut untereinander vernetzt. Aber es ist kein Spaß. Es geht hier um viel. Es geht um die Demokratie."
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