Streit um 45-Meter-Turm am Münchner Ostbahnhof: Noch ein Hotel

Haidhausen - Eine große graue, staubige Fläche sieht man, wenn man sich auf Google-Maps das Gelände beim Haidenauplatz in Haidhausen ansieht. Es parken hier noch Gebrauchtwagen und Mietautos.
In den nächsten drei Jahren sollen auf dieser Brachfläche an der Bahn zwischen Ostbahnhof und Leuchtenbergring jedoch die "Orleanshöfe" entstehen - um die 460 Wohnungen, Büros, Einzelhandel, Gastronomie und Kindertageseinrichtungen - aber wohl auch ein etwa 45 Meter hohes Hotel. Und gegen das regt sich Widerstand.
Siegerentwurf: "Urbane Treffpunkte" in der Siedlung?
Die Stadt lobte für das 3,75 Hektar große Gebiet einen Architektur-Wettbewerb aus. Der Siegerentwurf des Berliner Büros Teleinternetcafe steht inzwischen fest und wird dem Stadtrat am Mittwoch präsentiert. Der Plan besteht aus fünf Gebäudeblöcken, die jeweils Innenhöfe haben.
In ihrer Berurteilung hebt die Jury hervor, "dass der Sieger des Wettbewerbs in 'Quartiersnischen' gezielte Durchblicke auf die Bahntrasse bietet und so den Zugverkehr erlebbar macht". Nach Vorstellung der Architekten sollen die Quartiersplätze "Orte für Alle" sein und als "urbane Treffpunkte" in der Siedlung fungieren.
Spengler: "Das Hotel macht uns große Bauchschmerzen"
Die Jury kritisierte jedoch, dass die Innenhöfe zum großen Teil von Kitas belegt werden. "Hier sollten alternative Lösungen (Dachgeschoss) oder Wechselnutzungen untersucht werden", lässt sich in der Bewertung lesen.
Doch nicht nur Wohnnutzung ist dort geplant. Direkt am Haidenauplatz soll ein gewerblich genutzter, etwa 45 Meter hoher Turm stehen. Die Architekten schlagen ein Hotel vor. Jörg Spengler (Grüne), der Vorsitzende des Bezirksausschusses Au-Haidhausen, lehnt das allerdings ab. "Das Hotel macht uns große Bauchschmerzen", sagt er. Stattdessen wünscht er sich am Haidenauplatz mehr Wohnraum.
Doch mehr als die geplanten 460 Wohnungen seien allerdings wegen des Lärms, der von Bahn und der Straße kommt, kaum zu realisieren, glaubt der Grünen-Stadtrat Paul Bickelbacher. Und dieser Meinung schließt sich Christian Müller, der Fraktionsvorsitzende der SPD, an.

Büros lehnen beide an der Stelle nicht grundsätzlich ab - obwohl seit Corona immer mehr Menschen zu Hause arbeiten. "Bürofläche war in München immer nachgefragt", meint Müller. "Und das wird nach Corona auch wieder so werden." Damit das Viertel lebendig bleibe, sei eine "durchmischte" Nutzung - zumindest in den Erdgeschossen - wichtig, findet Bickelbacher.
Ein Hotel will Spengler aus dem BA jedenfalls nicht. Sein Ziel ist, die Gegend von Verkehr zu befreien. Zum Beispiel möchte er in der Orleansstraße eine Autospur abschaffen und den Fußgängern mehr Platz einräumen. "Dann wäre das Viertel ruhiger und auch mehr Wohnbebauung möglich."
Was sagen Sie zu den Plänen, liebe AZ-Leser? Ist das Haus schön? Und sind hier Büros nötig? Schreiben Sie es in die Kommentare, an leserforum@az-muenchen.de oder an AZ, Leserforum, Garmischer Straße 35, 81373 München.