Streber-Eltern

Hier schreiben AZ-Redakteure über Glanz und Elend des Pendler-Lebens. Heute: Die Nachhilfe-Stunde
von  Matthias Maus
Pendlerschicksal - Man kann sich seine Mitreisenden nicht aussuchen
Pendlerschicksal - Man kann sich seine Mitreisenden nicht aussuchen © Daniel von Loeper

München Der gemeine Pendler kennt Kinder in mehreren Erscheinungsformen. Klassenweise - in der Wandertagssaison zwischen Pfingsten und Sommerferien. Auf dem Weg in Stadt -  in den Ferien. Oder mit den Eltern. Erstaunlicherweise ist letzte Kombination oft die anstrengendste.

Nicht wegen der Kleinen, die überraschen meist durch Zufriedenheit mit sich oder ihrem Smartphone. Pech aber hat, wer auf Streber-Eltern trifft. Die wissen nicht nur, wie man heutzutage mit Fünfjährigen redet (wie mit Erwachsenen nämlich). Sie lassen es auch noch den ganzen Großraum wissen.

"ALSO WIR KAUFEN DIR JETZT DEN SCHULRANZEN." Ah ja, Danke für die Info. Der kleine Blonde schweigt. "ABER NICHT DEN GRÜNEN, DEN BLAUEN", sagt die Mutter. Der Kleine schweigt.  "ICH HAB MICH NÄMLICH GENAU INFORMIERT." Der Kleine schweigt. "DEN EMPFIEHLT DIE STIFTUNG WARENTEST, WEISST DU?" Der Kleine schweigt - nurmehr kurz. Dann kommt, was kommen muss. "Mama. was ist die Stiftung Wahntess?".

Der Rest dauert neun Minuten. So lange hat die beflissene Mama noch für ihr erläuterndes  Kurzreferat, das den Rest des Wagens in den Wahnsinn und den Sohnemann schnurstarcks ins Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom treibt - dann ist endlich Ostbahnhof. Matthias Maus

 

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