Stillstand an der Baugrube: Das Rätsel ums Sendlinger Loch

An der zwölf Meter tiefen Baugrube für 128 Ein- bis Fünfzimmerwohnungen in Sendling geht seit über einem Jahr nichts vorwärts. Die AZ hat nachgehakt.
Eva von Steinburg |
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Eine sehr große Baugrube - in der keiner arbeitet. So sieht es an der Ecke Aberlestraße und Alramstraße nun schon seit einem Jahr aus.
Eine sehr große Baugrube - in der keiner arbeitet. So sieht es an der Ecke Aberlestraße und Alramstraße nun schon seit einem Jahr aus. © Sigi Müller

Sendling - "Wir bauen Ausnahme-Immobilien", schreibt der Bauträger M-Concept Real Estate, "exklusive Immobilien in bester Lage". Das Bürohaus Paseo Carré in Pasing ist im Bau. Auch in Bogenhausen und Kitzbühel gibt es Projekte. Doch das Sendlinger Vorhaben von M-Concept ist schon zum zweiten Mal eine Geisterbaustelle.

Zwölf Meter tiefe Baugrube mitten in Sendling

Seit über einem Jahr klafft eine zwölf Meter tiefe Baugrube mitten im Viertel: an der Ecke Alramstraße/Aberlestraße. Die drei Stockwerke tiefe Grube für eine Tiefgarage und den Bau von 128 Eigentumswohnungen wurde 2020 ausgehoben. Im selben Jahr und zum zweiten Mal ab Herbst 2021 gab es einen Stillstand auf der Baustelle.

Nur die Grundwasserpumpe arbeitet

Hinter der Absperrung arbeitet seit einem Jahr lediglich die Grundwasserpumpe, damit die Grube nicht mit Wasser vollläuft. "Sendlinger Loch", haben Anwohner die Grube inzwischen getauft oder "Sendlinger Pool". "Ich nenne es das Kiestauchbecken", sagt Markus Lutz (SPD), der Bezirksausschuss-Chef von Sendling.

Verwaiste Baustelle

Die verwaiste Baustelle ärgert immer mehr Bürger. Zum einen vermissen die Sendlinger ihren Rewe-Supermarkt, der 2019 für die Baustelle schließen musste und in den fertigen Neubau wieder einziehen soll. Auch einen traditionellen Obststand hat die Baustelle vertrieben.

Viele Jahre gab es an der Ecke frische Erdbeeren. Immerhin: Ein Schild vor der Baugrube erinnert noch daran.
Viele Jahre gab es an der Ecke frische Erdbeeren. Immerhin: Ein Schild vor der Baugrube erinnert noch daran. © fm

Zunehmendes Unverständnis

"Das Unverständnis und die Ungeduld der Sendlinger wachsen, auch weil sich der Bauträger nicht erklärt, obwohl wir ihn vor zwei Monaten dazu eingeladen haben", sagt Markus Lutz. Als "klaffende Wunde" sieht der Lokalpolitiker das Loch. "Was ist da los? Wir wundern uns. Will man uns keine Erklärung geben, weil der Bauträger Sorge hat, sein Image zu schädigen, wenn er ein Statement abgibt?", meint der Politiker.

Hier läuft es besser

Dem SPD-Mann fallen gleich drei Bauprojekte in Sendling ein, die trotz Corona- und Ukrainekrise vorangetrieben werden. Darunter der Bau von 200 Mietwohnungen durch die städtische GWG am Herzog-Ernst-Platz, ebenso ein Neubauprojekt an der Karwendelstraße.

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Concierge-Service in Sendling

Auf der Straße wird Markus Lutz immer öfter zum Fortgang des Bauprojekts an der Alramstraße angesprochen - und bei jeder BA-Sitzung gibt es neue Bürgeranfragen. Pikant: Es gibt auch Sendlinger, die sich freuen würden, falls der Bau doch nicht verwirklich werden sollte.

Auch die Lokalpolitik hat den Concierge-Service, der den Eigentümern der Luxuswohnungen zur Verfügung gestellt werden soll, abgelehnt. "So ein Hausmeisterservice, der ist doch unpassend und überkandidelt. Wir sind ein sicheres Viertel", sagt Markus Lutz.

Im Herbst geht es angeblich weiter

M-Concept erklärt nun auf Anfrage der AZ, dass die Arbeiten für den Rohbau noch in diesem Herbst starten sollen. "Aufgrund der aktuellen Marktentwicklung, der Corona- und Ukrainekrise bedingten schwierigen Lage, gehen wir von einer Baufertigstellung 2025 aus", so eine Sprecherin.

Kein Schuldeingeständnis

Als Erklärung, wieso die Baugrube so lange verwaist liegt, führt M-Concept Änderungen an der Fassade und von Wohnungsgrundrissen an, für die die Baugenehmigung "endlich" Ende Mai 2022 von der Stadt erteilt worden sei. Schuld sein will man also nicht an der Verzögerung.

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3 Kommentare
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  • Max Merkel am 26.09.2022 07:02 Uhr / Bewertung:

    Ich habe jahrelang in der Alramstraße gearbeitet, kenne auch noch den REWE Markt, den Obstmarkt usw. Kann die Bewohner dieses Viertels schon verstehen wenn sie hoffen daß dieses Projekt scheitern sollte. Sendling war früher ein Arbeiterviertel, jetzt ist es ein unbezahlbares Luxusviertel ebenso wie Giesing und andere Viertel.

  • tutnixzursache am 23.09.2022 17:44 Uhr / Bewertung:

    „ Auch die Lokalpolitik hat den Concierge-Service, der den Eigentümern der Luxuswohnungen zur Verfügung gestellt werden soll, abgelehnt. "So ein Hausmeisterservice, der ist doch unpassend und überkandidelt. Wir sind ein sicheres Viertel", sagt Markus Lutz.“
    Da hat wohl jemand keine Ahnung, was ein Concierge tut. Aber viele Vorurteile.

  • Der wahre tscharlie am 23.09.2022 16:04 Uhr / Bewertung:

    2025 soll das Projekt fertig sein? Jetzt, wo manche Baumaterialien teurer geworden und knapp sind?

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