Städitsche Oberschule für Sozialwesen wird umbenannt
Freimann - Im Rahmen eines Festakts wird die Städtische Berufsoberschule – Ausbildungsrichtung Sozialwesen am Dienstag, 8. April, in „Städtische Anita-Augspurg-Berufsoberschule für Sozialwesen“ umbenannt. Der Münchner Stadtrat hatte am 13. November 2013 die Namensänderung beschlossen.
Anita Augspurg (1857 - 1943) als eine der herausragenden Persönlichkeiten der Frauenbewegung des 19. und 20. Jahrhunderts wird zur Namenspatronin einer Schule mit hohem Anteil an Schülerinnen. Mit der Umbenennung der Städtischen Berufsoberschule für Sozialwesen, einer der Münchner „Schulen gegen Rassismus“, werden die sozialen und politischen Verdienste Anita Augspurgs dauerhaft im öffentlichen Bewusstsein verankert.
Vorangegangen war der Namensgebung ein intensiver Diskussionsprozess auf allen Ebenen der Schule. Beteiligt am Entscheidungsprozess innerhalb der Schule waren Schüler, von denen die Idee ursprünglich ausging, Lehrkräfte, Schulleitung sowie schulische Gremien. Es wurden Fachreferate gehalten, Seminararbeiten geschrieben und Ausstellungen konzipiert. Die anschließende Abstimmung führte zu einem einstimmigen Votum für Anita Augspurg.
In einem jahrzehntelangen Kampf um Gleichberechtigung war Augspurg nicht nur Vorkämpferin des Frauenwahlrechts und konsequenter rechtlicher Gleichstellung der Frauen, sondern auch Gründerin zahlreicher Organisationen, wie zum Beispiel des Verbandes fortschrittlicher Frauenvereine, des Bayerischen Landesvereins für Frauenstimmrecht und Herausgeberin von entsprechenden Publikationen wie der Zeitschrift für Frauenstimmrecht oder der Zeitschrift „Die Frau im Staat“, in der feministische, radikal-demokratische und pazifistische Positionen vertreten wurden.
Während der Kriegsvorbereitungen zum Ersten Weltkrieg wurde sie Mitbegründerin der Frauenfriedensbewegung und der deutschen und internationalen Friedensbewegung. Nach Kriegsende wurde sie nach Ausrufung der Bayerischen Republik 1918 in München Mitglied des provisorischen bayerischen Parlaments. Zusammen mit ihrer langjährigen Lebensgefährtin Lida Gustava Heymann beantragte sie im Jahr des Hitler-Putsches beim bayerischen Innenministerium die Ausweisung Hitlers wegen Volksverhetzung.
Von Anita Augspurgs politischem und gesellschaftlichem Engagement führen zahlreiche Verbindungslinien zu der nun nach ihr benannten Schule. Der von ihr mitbegründete Verein für Fraueninteressen setzte sich schon früh für Professionalisierung und angemessene Entlohnung der sozialen Arbeit ein, die seit jeher eine Frauendomäne darstellt. Auch der seit 1994 von der Landeshauptstadt München vergebene Anita- Augspurg-Preis zur Förderung der Gleichberechtigung von Frauen trägt ihren Verdiensten öffentlich Rechnung.
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