Stadtspaziergang in der Pilgersheimer Straße: Überraschend viel Flair

Untergiesing/Au - Geht es Ihnen manchmal auch so? Sie hören einen Straßennamen, oder von einem Stadtteil, sofort haben Sie eine Assoziation, eine ganz bestimmte Vorstellung – und haben sich damit festgelegt.
Zum Beispiel: Glasscherbenviertel. Oder auch Nobelviertel. Und eigentlich immer tut man der Gegend in einem Viertel damit unrecht, wenn man sie auf ein paar Schlagworte oder ein Klischee reduziert.
Ganz schön lang: Die Pilgersheimer Straße verläuft durch zwei Stadtteile
"Männerwohnheim" war zum Beispiel alles, was mir zur Pilgersheimer Straße eingefallen ist, bis vor kurzem eine gute Freundin heiratete und die ganze Hochzeitsgesellschaft mit einem Bus aus den 50er Jahren unter anderem über die Pilgersheimer Straße zurückfuhr.
Ganz schön lang, dachte ich, aha, geht durch zwei Stadtteile – und so beschloss ich, mir das alles einmal in aller Ruhe anzuschauen.
Einige Tage später startete ich am Candidplatz unter der Candidbrücke und entdeckte sofort eine alte Bekannte. An einer Betonsäule gibt es ein wunderschönes Frauenporträt, über das ich schon einmal berichtet habe.

Eintauchen in eine gewachsene Struktur
Genau am Candidplatz in Untergiesing startet auch die Pilgersheimer Straße, und man taucht ein in eine gewachsene Struktur. Wohngebäude, dazwischen Kneipen und Restaurants. "Bierstüberl bei Ingrid" steht gleich am Anfang auf einem Schild, so früh leider noch geschlossen. Sicher ein echtes Stück Giesing, wo man wahrscheinlich tatsächlich zur Ingrid geht, sich kennt und gerne wiederkommt.
Im bunten Wechsel geht es weiter. Ein großes Bürogebäude mit kunterbunten Jalousien fällt auf, ein Hof mit Garagen und einem kleinen Beet mit riesigen Sonnenblumen direkt vor einem Garagentor. Einfahren ist hier nicht mehr möglich, aber schön.
Bald die große Eisenbahnbrücke, die sich über die Straße spannt, und dahinter ein Hexenhäuschen mit Spitzdach und Biergarten. "Gans Woanders" heißt es, aber es ist gar nicht ganz woanders, sondern hier in der Pilgersheimer Straße 13.
Viel mehr als bloß das stadtbekannte Männerwohnheim
Als ich anfange zu fotografieren, sehe ich zwei Gesichter, die sich von innen an einem der Fenster die Nase platt drücken, um zu sehen, was ich da so mache. Also gehe ich hinein und lerne Annalia und Mauro kennen, die gut gelaunt hinter der Theke stehen. Ich bestelle, nachdem ich sie fotografiert habe, einen Kuchen und eine Cola, setze mich in den Garten und genieße das schöne Wetter.

Weiter geht's. Und irgendwann komme ich auch am Unterkunftsheim für Männer, so heißt es richtig, vorbei. An der Kreuzung Humboldtstraße wechsele ich dann in die Au und am Edlingerplatz endet die Pilgersheimer Straße. Ich muss sagen: Viel mehr als bloß das stadtbekannte Männerwohnheim ist die Straße auf jeden Fall.
In diesem Sinne eine schöne Woche
Ihr Sigi Müller