Stadtspaziergang: Herbe Kontraste an der Ungererstraße
Schwabing - Drei Monate April am Stück sind eigentlich genug, aber so richtig sah es zuletzt immer noch nicht nach einem Ende der Wetter-Misere aus. Auch in der vergangenen Woche stand ich oft am Fenster, um die Wolkenlücke zu suchen, die lange genug dauert, um eine neue Kolumne zu fotografieren.
Das Wahrzeichen der Ungererstraße
Auch in dieser Woche war wieder fast alles dabei. Sonne, Regen, Hagel (!) und Kälte. Mein Ziel war dieses Mal die Ungererstraße, vierspurig, an der Abzweigung zur Leopoldstraße, direkt an der Münchner Freiheit.
Als auffälligstes Wahrzeichen gleich am Anfang, die Erlöserkirche. Ein Kleinod aus dem Historismus und Jugendstil, vom Krieg unversehrt, mit dem markanten Turm, der von der Leopoldstraße aus schon aus großer Entfernung zu sehen ist.
Neben dem U-Bahneingang an der Münchner Freiheit eine kleine Wiese mit vielen Gänseblümchen. In Bauchlage gelingt mir ein Foto, das den Eindruck vermittelt, Schwabing sei hier noch ländlich - und die Ungererstraße gar nicht da.

Ich gehe stadtauswärts, sehe wunderschöne Häuser aus der Gründerzeit und dem Jugendstil mit vielen Verzierungen. Dann der brachiale Kontrast: Zur Linken schiebt sich der Betonriegel des "Fuchsbaus" ins Bild.
Ein Wohn- und Bürogebäude, das 1972 im Stil des Brutalismus erbaut worden ist - und mittlerweile unter Denkmalschutz steht.

Ein oberirdischer Fuchsbau
Namensgeber ist eigentlich die Fuchsstraße, die von der Ungererstraße abzweigt und am Hochhaus vorbeiführt. Aber irgendwie passt der Name zu dem Gebäude mit seinen vielen Eingängen überall und einer fast etwas unübersichtlichen Struktur.
Quasi ein oberirdischer Fuchsbau, der an der Ungererstraße mit Bauplanen verhüllt ist, es wird halt gerade saniert.

Weiter auf der rechten Seite die Esso-Tankstelle, eine Institution hier in der Umgebung, weniger wegen Benzin. Sie ist ein sehr beliebter Spät-Versorger in Schwabing.
Wieder ein Kontrast: das wunderschöne Gebäude Ecke Dietlindenstraße und auf der anderen Straßenseite eingewachsene, alte Villen. Viel grün in dem Abschnitt. Die Kastanien blühen mit ihren schönen Kerzenblüten.
Hartgesottene im Ungererbad
Bald schon sehe ich das Ungererbad, eingebettet in Frühjahrsgrün, schimmert hellblau das große Becken durch und das herrliche Gebäude mit den Umkleiden aus den 50er Jahren, das die Stadtwerke ja abreißen wollen.

Nur wenige Menschen sind im Bad, eine hartgesottene Frau zieht einsam eine Bahn und eine kleine Gruppe sitzt auf der Wiese. Der Nymphenburg-Biedersteiner-Kanal fließt durch das Bad, tritt nach dem Zaun aus und verschwindet im Untergrund.

Rostige, bemooste Rohre sind zu sehen, das Wasser glitzert in der Sonne. Hier endet heute mein Spaziergang. Und wie immer zuletzt habe viel Zeit damit verbracht, auf die Sonne zu warten.
Aber das schöne, satte Licht, welches dann durch die Bäume dringt, wenn die Sonne dann doch mal kurz scheint, entschädigt für die Warterei.

In diesem Sinne eine schöne Woche.
Ihr Sigi Müller