Stadtspaziergänger in der Theatinerkirche: Ein echtes Schmuckstück

Altstadt - Die Rolltreppenauffahrt auf den Odeonsplatz ist jedes Mal eine kleine Fahrt in den Urlaub. Als Erstes sieht man den Himmel. Wenn Sie Glück haben, ist der sogar weiß-blau. Dann erscheinen gleich rechts oben im Blick die gelben Türme der Theatinerkirche und ein paar Sekunden später steht man auf dem Odeonsplatz mit seinem südländischen Flair. Sicher einer der schönsten Plätze Deutschlands.
Die Größe der Theaterkirche ist zunächst nur zu erahnen
Ein Blickfang auf dem Platz ist natürlich die am 11. Juli 1675 geweihte, katholische Kirche St. Kajetan und Adelheid, die wir ja alle bloß als Theatinerkirche kennen und auch so nennen.
Waren Sie schon einmal drin in der Kirche? Da man eigentlich nur die Fassade sieht, weil der Rest links und rechts zugebaut ist, kann man die Größe nur erahnen: Länge des Hauptschiffs: 72,50 Meter, Höhe des Hauptschiffs: 28,55 Meter, Höhe der Kuppel: 70,20 Meter - und damit höher als das 64,60 Meter hohe Turmpaar. Gigantisch!
Theatinerkirche: Viele Details erschließen sich erst, wenn man sich Zeit lässt
Ich war sehr überrascht, wie groß der Innenraum tatsächlich ist. Unglaublich schön gearbeitete Figuren, zarter Stuck, viele alte Gemälde, reich verzierte Wände, der mächtige Hochaltar. Und alleine der Blick in die Kuppel (Durchmesser: 17,70 Meter) - eine Augenweide. Man muss wirklich einmal mit offenen Augen und vor allem ein bisserl Zeit durch die einzelnen Bereiche der Kirche gehen und schauen. Viele Details erschließen sich erst, wenn man sich Zeit lässt und nicht einfach bloß durchhetzt.
Ich denke, dass man immer wieder etwas Neues entdecken kann, je öfter man hineingeht. Und sei es auch einmal in die Fürsten-Gruft, in der 47 Mitglieder des Hauses Wittelsbach bestattet sind. Seit dem 1. Mai ist sie ja wieder geöffnet. Oder die wunderbar geschnitzte und fast schwarz gebeizte Kanzel von Andreas Feistenberger aus dem Jahr 1686 - ein Schmuckstück!
Einfach mal aus dem turbulenten Treiben in der Stadt zurückziehen und innehalten
Oder die vier Evangelisten vorne an der Chorschranke: Der hl. Markus und Johannes hatten sich im Krieg erhalten, der hl. Lukas nur in Bruchstücken (inzwischen ergänzt), während der hl. Matthäus komplett zerstört war und völlig neu rekonstruiert werden musste. Einfach mal anschauen.
Insgesamt ein sehr schöner Ort, sich einmal kurz aus dem turbulenten Stadtleben herauszunehmen und innezuhalten. Erinnern Sie sich noch, als 2009 Historiker herausfanden, dass die Kirche ganz ursprünglich eher grau war (und nicht gelb) und dass man sie auch so wieder herrichten müsse? Das hat sich später als Irrtum herausgestellt. Diesen wunderbaren gelben Blickfang hätte man fast zerstört.
In diesem Sinne eine schöne Woche
Ihr Sigi Müller