Spritzen-Automat: „Die Erfahrungen sind positiv“

"Keine Szene-Bildung": Die CSU im Milbertshofener BA kritisiert den geplanten HIV-Präventionsautomaten. Was Aids-Hilfe und Polizei dazu sagen.   
von  Myriam Siegert
So sieht der HIV-Präventionsautomat aus: Dieser hier steht am Goetheplatz. Darin sind Sets mit Spritzen und frischen Nadeln für Abhängige harter Drogen.
So sieht der HIV-Präventionsautomat aus: Dieser hier steht am Goetheplatz. Darin sind Sets mit Spritzen und frischen Nadeln für Abhängige harter Drogen. © Aids-Hilfe München

"Keine Szene-Bildung": Die CSU im Milbertshofener BA kritisiert den geplanten HIV-Präventionsautomaten. Was Aids-Hilfe und Polizei dazu sagen.    

Hasenbergl - Drogen-Tourismus und eine Gefährdung der Jugendlichen und Familien im Viertel, das fürchtet die CSU-Fraktion des BA Milbertshofen durch den Spritzenautomaten, der am U-Bahnhof Dülferstraße aufgestellt werden wird.

Michael Tappe, Sprecher der Münchner Aids-Hilfe, ist enttäuscht über diese Argumentation – und er ärgert sich auch.

Anders als in anderen Vierteln, in denen bereits solche Automaten stehen, habe man sich im BA Milbertshofen kaum für die gesundheitspolitischen Notwendigkeiten des Angebots interessiert, sagt er. "Wir geben uns bei der Einbindung der Lokalpolitik größte Mühe", sagt Tappe. In Neuperlach und auch in der Isarvorstadt habe er dabei ein komplett anderes Herangehen an dasThema erlebt.

Der sogenannte HIV-Präventionsautomat soll Abhängigen harter Drogen auch nachts und am Wochenende Zugang zu sauberen Spritzen und Nadeln ermöglichen und die Menschen so vor Infektionen schützen.

Die Aids-Hilfe betreut diese Automaten und kann auf einige Erfahrung zurückblicken.

Die CSU, sagt Tappe, argumentiere völlig an der Sache vorbei. Die Bedenken der Viertel-Politiker teilt er nicht. An keinem der bisherigen Standorte habe der Automat zur Bildung einer Drogenszene geführt, sagt Tappe.

Auch dass Kinder oder Jugendliche sich aus Spaß an den Automaten bedienen und die Spritzen dann herumliegen, sei bisher nicht vorgekommen. Nicht zuletzt werden an den Automaten auch Entsorgungsbehälter aufgestellt, das Gebiet rundherum von der Aids-Hilfe regelmäßig gereinigt.

Tappes Argumente decken sich mit einer Stellungnahme der Polizei zu dem Thema.

Darin heißt es: „Die Erfahrungen mit den bereits bestehenden Präventionsautomaten am U-Bahnhof Neuperlach und am Goetheplatz sind positiv. Es gibt dort keinerlei negative Auswirkungen.“ Eine befürchtete „Sogwirkung“ sei ausgeblieben. Im Umfeld der Automaten sei es zu keinem vermehrten Drogenkonsum oder -handel gekommen.

Auch die Standortwahl, von der CSU im BA Milbertshofen als willkürlich kritisiert, kann Michael Tappe erklären: Laut den Vorgaben solle auf 125.000 Einwohner ein Automat kommen. Im Stadtratsbeschluss, aufgrund dessen die Automaten aufgestellt werden, seien zehn Automaten für das Münchner Stadtgebiet vorgesehen. Tappe geht aber erst einmal von sechs Automaten aus.

Zwei davon seien jetzt schon in zentraler Lage installiert, der Rest werde nach und nach in alle vier Himmelsrichtungen verteilt. Im Süd-Osten gibt es schon einen Automaten, jetzt folgt eben noch der im Norden. Auch für den Münchner Süden sei ein weuterer Automat geplant, sagt Tappe. 

Wo genau im Viertel die Automaten dann installiert werden, werde auch in Absprache mit den Drogen-Kontaktstellen in den Vierteln entschieden.

 

 

 

 

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