Sportgelände an der Osterwaldstraße: "Leider Allianz versichert"

Freimann - Eine Schwabingerin macht ihrer Wut Luft: "Es ist ein Unding, was hier abgeht", schimpft sie: "Die Allianz Versicherung macht Milliarden Gewinne und nimmt uns normalen Münchnern den kostengünstigen Sportverein weg!" Sie könne da nur sagen: "Leider Allianz versichert!"
Die Frau ist eine von 150 Freizeit-Sportlern und erbosten Mitarbeitern der Allianz-Versicherung und der Munich Re (Münchner Rück). Sie sind am Dienstagabend zur Sitzung des Bezirksausschusses (BA) gekommen. Viele sind sichtlich geladen.
Das zeigt sich beispielsweise hierbei: Der BA beschließt seinen Eilantrag an die Stadt zum Erhalt des Sportgeländes der Allianz - einstimmig. Beim Aufruf zur Abstimmung reißen die Meisten im Saal aber ihre Arme spontan mit in die Höhe - obwohl hier nur die Stadtviertelpolitiker gefragt sind.
Sollte ein kommerzieller Pächter in der Osterwaldstraße am Englischen Garten wirklich ein schickes Fitnesscenter bauen (AZ berichtete) stünden 20 Sportabteilungen, 3.800 Mitglieder jeden Alters, darunter Senioren und 90 ehrenamtlich Tätige, ohne Alternative da. "Das ist grob", wird das im Saal anonym kommentiert.
Die Stadt München hat abends kaum eine Sporthalle mehr frei für Freizeit-Sportler, wissen Aktive aus dem Verein.
"Wer im Vorstand der Allianz kommt auf diese absurde Idee?", wettert der BA-Vorsitzende Werner Lederer-Piloty (SPD). "Dieses Sportangebot zu erhalten, gehört zur Firmenkultur. Das ist eine Stillosigkeit, aber hallo! Allianz versichert, gut versichert, gilt nicht mehr. Allianz versichert, schlecht versichert."

Die Trainingshalle (Bild oben) und der Sportplatz werden bald nicht mehr vom SV Weißblau-Allianz genutzt werden können. Foto: Daniel von Loeper
Heute 79 Euro im Jahr - und bald 80 Euro pro Monat?
Detlef Siewert, Vorsitzender des SV Weißblau-Allianz München, meldet sich ebenfalls zu Wort: "Wenn das Bauvorhaben realisiert wird, gehen mit Sicherheit im Sommer für unseren Verein die Lichter aus." Er bedauert: "Wir verlieren das Gelände, die Hallen, das Schwimmbad und unseren Treffpunkt."
Die börsennotierte Allianz-Versicherung hat ihrem traditionellen Betriebssportverein jetzt gekündigt, um das marode Sportgelände als Luxus-Fitness-Center und Spa von einem privaten Betreiber exklusiv umbauen und modernisieren zu lassen. Die Allianz scheut sich, die nötigen Investition von 20 Millionen Euro selbst zu übernehmen.
"Jetzt zahlen wir 79 Euro im Jahr für den Verein, machen Yoga, Schwimmen oder Badminton. In einem edlen Fitnesscenter kostet uns der monatliche Mitgliedsbeitrag schon 80 Euro", kritisiert ein Ex-Allianz-Mitarbeiter, der heute bei der Munich Re arbeitet. "Das können viele nicht stemmen."
Detlef Siewert, Chef des Sportvereins, sagt, er habe vergeblich versucht, mit der Allianz Kontakt aufzunehmen. Sein Brief an den Vorstand wurde nicht beantwortet.
Am Dienstag kommt ihm überraschend ein prominenter Mitstreiter zur Hilfe : Der bayerische Kultusminister Ludwig Spaenle sitzt als Schwabinger für die CSU im Bezirksausschuss 12. Er bietet seinen Namen an. Spaenle: "Vielleicht können Sie mir den Brief zuleiten. Den würde ich an den Vorstand richten. Vielleicht kriegen wir dann eine Antwort."
Noch ist nichts unterschrieben, aber für das Weltunternehmen scheint schon alles klar. Peter Beil, Referatsleiter Interne Dienste bei der Allianz: "In Unterföhring wird ein Gymnasium mit Dreifachturnhalle gebaut. Es gibt noch keine Zusage. Aber für Firmen wäre es eine Möglichkeit, diese Halle zu nutzen."