Spaziergang in München: Zwischen Ruhe und Freiheit in Schwabing-Freimann

Selbst den meisten Nicht-Bayern ist klar: Schwabing ist München. Warum Schwabing-Freimann trotz aller Geschichten mal laut und mal leise daherkommt, hat die AZ beim Spaziergang erkundet.
von  Carmen Merckenschlager
Im Schatten der Bäume lassen sich Touristen und Einheimische gleichermaßen nieder. Am Abend herrscht hier oftl Gaudi.
Im Schatten der Bäume lassen sich Touristen und Einheimische gleichermaßen nieder. Am Abend herrscht hier oftl Gaudi.

München - An manchen Ecken haucht einem in Schwabing immer noch ein klein wenig Boheme ins Ohr, an anderen wiederum ist man konfrontiert mit Gentrifizierung und vermeintlicher Moderne. Ein Ausflug lohnt trotzdem jederzeit, egal ob für eine Kugel Bio-Eis, eine Runde Joggen im Englischen Garten oder eine rockige Nacht in der Schwabinger Sieben. Für den Trip durch Schwabing-Freimann hat sich die AZ Unterstützung geholt von einem, der sich auskennt.

Der Wahlmünchner Lars Mentrup lebt seit seinem Studium hier. Er sitzt im Münchner Stadtrat (SPD), ist stellvertretender Vorsitzender des Bezirksausschusses Schwabing-Freimann und kandidiert nun auch für den Bayerischen Landtag. Der Bezirk liegt ihm am Herzen, er hat viele Ideen, die er umsetzen möchte.

München: Christian Ude und Lars Mentrup zeigen ihr Schwabing-Freimann

Sein Büro hat Mentrup inmitten des Stadtteils und nutzt seine Mittagspause schon mal für ein Eis oder einen kurzen Ratsch mit Alt-Oberbürgermeister Christian Ude.

Mentrup führt die AZ zwar nicht an geheime Orte, aber es ist ein schöner Spaziergang voller Gegensätze. Vom belebten Wedekindplatz hin zur Ruheoase Arthur-Kutscher-Platz, wo vom wilden Treiben oder Feierwütigen gar nichts zu spüren ist.

Weiter geht's zur Münchner Freiheit, wo plötzlich nur ein paar Meter weiter der leicht erhöhte Blutdruck der Stadt wieder spürbar wird und der Zwetschgendatschi im Café neben dem ewigen Stenz natürlich gleich noch mehr nach München schmeckt als anderswo.

Station 1: Wedekindplatz für alle

Gärtnerplatz von Schwabing will Mentrup den Wedekindplatz nicht nennen, aber: "Es ist erstaunlich, was Politik schaffen kann: Der Platz ist vom hässlichen Entlein zum schönen Schwan geworden." Hier treffen sich Menschen aller Couleur und es bleibe friedlich, der Müll halte sich in Grenzen.

Im Schatten der Bäume lassen sich Touristen und Einheimische gleichermaßen nieder. Am Abend herrscht hier oftl Gaudi.
Im Schatten der Bäume lassen sich Touristen und Einheimische gleichermaßen nieder. Am Abend herrscht hier oftl Gaudi.

Der Platz ist umgeben von Gastrobetrieben, in der Mitte stehen Stühle im Schatten der Bäume. Am Nachmittag wird gemütlich Eis geschleckt, abends geht der Trubel los. Und wer eine Pizza verzehrt: Es gibt einen extra Pizzakartonhalter, damit die Mülleimer nicht so schnell verstopfen.

Station 2: Eine Oase der Ruhe

Kontemplation heißt das Stichwort. Vom Trubel am Wedekindplatz ist hier nichts mehr zu spüren. Stattdessen dominiert das Wasserplätschern des Arthur-Kutscher-Brunnens, es gibt kleine Liegeflächen neben üppigen Blumenbeeten.

Ganz anders als am Wedekindplatz ist am Arthur-Kutscher-Platz hauptsächlich das Plätschern des Brunnens zu hören.
Ganz anders als am Wedekindplatz ist am Arthur-Kutscher-Platz hauptsächlich das Plätschern des Brunnens zu hören. © Daniel von Loeper

Durch weitere Blumenbeete auf der anderen Seite, die die Straße leicht verengen, soll der Verkehr abgebremst werden - das funktioniert. Die wenigen Autos fahren angenehm langsam und leise an der kleinen Entschleunigungsoase vorbei. Was für ein entspannender Kontrast zum Wedekindplatz.

Station 3: Zurück zur Gaudi

Obwohl er so prominent an der Münchner Freiheit liegt, bekommt man im gleichnamigen Café fast immer einen Platz zum Sitzen, sagt Lars Mentrup. Und neben dem Monaco Franze und dem Helmut Dietl sitzt sich's eben auch besonders nett. Auf dem großen Spielplatz können Kinder kraxeln, Sand hin und her schütten oder Fangen spielen.

A bisserl was geht immer: Im Café Münchner Freiheit findet man fast immer einen Platz.
A bisserl was geht immer: Im Café Münchner Freiheit findet man fast immer einen Platz. © Daniel von Loeper

Trubel herrscht an der Münchner Freiheit ohnehin, immer wieder rast ein Auto besonders laut vorbei. Beim Park & Ride-Parkplatz würde Mentrup am liebsten einen Übergang bis zur Erlöserkirche schaffen. Dafür müsste man eine Leitplanke entfernen.

Der Politiker ist zuversichtlich, dass das klappt. Und das ist er auch in Sachen Bücherschrank am Kiosk Deubl. "Wir wollen, dass er dort steht, wo Leben ist", sagt der SPDler. Leben ist hier allemal, wenngleich es schönere Orte gibt, hier spürt man den Münchner Puls.

Station 4: Auf einen Ratsch mit Alt-OB Christian Ude

"Ich kann auch den Christian anrufen", sagt Mentrup. Der Altoberbürgermeister Christian Ude unterstütze ihn sehr – und er wohnt hier in der Gegend. Ein Ratsch geht immer in Schwabing.

Da setzt man sich ein paar Minuten auf ein Bankerl, tauscht sich aus und geht schließlich wieder seiner Wege. Beim AZ-Besuch schwärmt Ude von den vielen zauberhaften Plätzen in Schwabing. Besonders den Platz vor St. Ursula wenige Meter weiter findet Ude toll.

Alt-OB Christian Ude plaudert gerne mal mit Lars Mentrup auf einem Bankerl in Schwabing.
Alt-OB Christian Ude plaudert gerne mal mit Lars Mentrup auf einem Bankerl in Schwabing. © Daniel von Loeper

"Das Großartige: Ganz anders als am Wedekindbrunnen verhalten sich dort die Menschen so, wie man es sich von Nachbarn wünscht. Es ist immer voll besetzt, aber es ist nie laut oder störend oder kommerziell geprägt. Dort wollen die Nachbarn den reizvollen Platz gemeinsam genießen", schwärmt Ude.

Auch der Kinderspielplatz hinter der Kirche gefällt Ude. "Dort hört man die Kinder – und damit Zukunftsmusik", sagt er. Ude erzählt noch von der Lach- und Schießgesellschaft und dass dort bald ein Schanigarten davor stehen soll. Dann muss er los zum nächsten Termin. Aber wer die Augen offenhält, kann ihn in Schwabing schon mal laufen sehen.

Station 5: Eine Kugel Käsekuchen

Über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten. Für Lars Mentrup ist das beste Eis im Viertel eindeutig eine Kugel "New York Cheesecake" von Bartu. Gelegen an der Wilhelmstraße 2 Ecke Kaiserstraße bietet die Eisdiele 24 verschiedene Sorte in Bio-Qualität an. Neben Klassikern gibt es auch ausgefallenere Sorten wie schwarzen Sesam.

Für Lars Mentrup ist das Bantu die beste Eisdiele im Viertel.
Für Lars Mentrup ist das Bantu die beste Eisdiele im Viertel. © Daniel von Loeper

Im Vergleich zur Leopoldstraße ist es vor dem Bartu ruhig. Hier treffen sich Nachbarn auf eine Kugel Birnensorbet oder eine Bio-Pizza. Damit setzt man sich auf einen der gelben Plastikstühle vor dem Laden – oder schlendert entspannt weiter.

Station 6: Auf den Stufen von St. Ursula

Von der Eisdiele sind es nur ein paar Schritte bis zur Kirche St. Ursula. Der backsteinerne "Dom von Schwabing" lädt mit den üppigen Blumenbeeten voller Sonnenhut und Sonnenblumen geradezu dazu ein, sich auf den steinernen Stufen niederzulassen.

Auch auf den Bänken sitzen Menschen, lesen, ratschen und genießen beim AZ-Spaziergang die Sonne. Mentrup kommt gerne mit einem Eis hierher und beobachtet das Treiben. Besonders gefällt ihm aber der Blick die Friedrichstraße hinunter, das habe etwas Herrschaftliches. 

Vor der St. Ursula Kirche – auch "Dom von Schwabing genannt" schaut es sich schön in die Friedrichsstraße.
Vor der St. Ursula Kirche – auch "Dom von Schwabing genannt" schaut es sich schön in die Friedrichsstraße. © Daniel von Loeper

"Mittags ist er hier sehr heiß, aber wenn die Sonne untergeht, ist es schon wirklich sehr lauschig", findet Mentrup. Es könnte aber noch schöner sein. Dazu hat Mentrup auch Ideen: Er findet, der Teer vor der Kirche muss verschwinden, stattdessen sollte alles so wie rund um die Beete gepflastert werden, damit noch mehr Platz zum Verweilen entsteht.

In der Mitte wünscht sich Mentrup einen zweiten Brunnen. Die Autos sollen gemächlich um den Platz fahren. Die Kirche und der Bezirksausschuss finden die Idee ebenfalls gut. Die Anwohner genießen den Platz jetzt schon: Sie essen Eis, picknicken oder ratschen mit dem Nachbarn.

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