Spaziergang im Hasenbergl: Die grüne Weite im Norden von München

Hasenbergl - Die meisten Münchner dürften sich eine Hochhaussiedlung vorstellen, wenn vom Hasenbergl die Rede ist. Die Hochhäuser gibt es natürlich, OB Hans-Jochen Vogel (=2020) hatte 1960 am nördlichen Stadtrand von München den Grundstein für die Großsiedlung gelegt, als für viele arme, kinderreiche Familien Sozialwohnungen gebraucht wurden. Bis heute sind die Einkommen im Viertel im Durchschnitt klein, der Ausländeranteil ist auf etwa ein Drittel gewachsen – und es leben überdurchschnittlich viele Kinder und Jugendliche im Hasenbergl.
Aber was auch geblieben ist von der Planung damals für Kinder, die Spielfläche brauchen: Es gibt riesige Park-, Wiesen- und Freiflächen zwischen den Häusern – und noch viel mehr drumherum. Und wer hier mal spazieren geht, dem dürften die Augen übergehen, so grün ist das Hasenbergl. Übrigens: Benannt ist das Viertel nach dem "Hasenbergl", das es hier wirklich gibt: ein Erdhügel am Frühlingsanger. Den haben schon viele kleine Hasenbergler als Rodelhügel benutzt.
München-Hasenbergl: Wo das Stadtviertel seinen Namen bekam
Eine sehenswerte Route durchs Viertel hat Stadtrat Dirk Höpner für die AZ zusammengestellt. Der Geschäftsführer der Pfennigparade ist als Mitbegründer der München-Liste mit etlichen Bürgerinitiativen vernetzt, kümmert sich viel um den Erhalt von Grünflächen und arbeitet auch im Bezirksausschuss Feldmoching-Hasenbergl mit.
Die Route führt vom Kulturzentrum Richtung Panzerwiese und über den Goldschmiedplatz durch einen sensationellen Föhrenwald zum echten Hasenbergl. Viel Spaß beim Flanieren.
Station 1: Das Kulturzentrum
Wir starten am Kulturzentrum. Das Sozialbürgerhaus ist hier, Stadtbibliothek und VHS (wer Schafkopfen lernen will: Hier geht's!). Der Balkon im 3. Stock bietet einen tollen Ausblick übers Hasenbergl.

Station 2: Kunst am Baum
Die Dülferstraße Richtung Osten führt am Dülferanger vorbei, einer 1,5 Hektar großen Festwiese mit Sitzmäuerchen und Robinien-Promenade. "Das ist quasi unsere Theresienwiese", scherzt Dirk Höpner, "28 Mal kleiner, aber viel schöner."

Hier finden das Bürgerfest und das Volksfest statt. Überquert man dann die Schleißheimer Straße, lohnt ein Blick auf die Skulptur an der Robert-Bosch-Fachoberschule: Künstler haben ein Klassenzimmer in Beton nachgebaut und als Wahrzeichen hochkant um einen Baum gestellt. Höpner liest es "eher als Mahnmal, wie wenig Platz wir Bäumen lassen".

Station 3: Kleinvenedig im Grünen
Über Sandbienenweg und Graslilienanger schlängeln wir uns durchs Neubauviertel Nordheide (das genaugenommen zum Nachbarviertel Am Hart gehört). Ein paar Schritte später stehen wir vor einer Metall-Gondel. Das Künstlerduo "Änderungsatelier" hat hier 2008 mitten in die Panzerwiese ein Kleinvenedig mit Holzsteg, Stegpfosten und schmiedeeiserner Laterne gebaut.
Eine Erinnerung daran, dass Kurfürst Max Emanuel einen Kanal vom Schloss Schleißheim zur Residenz in München gern durch die heutige Nordheide gebaut hätte. Schade, dass daraus nichts geworden ist.
Station 4: Naturparadies Panzerwiese
Wer noch nie hier war, dem dürfte vor Staunen der Mund offen stehenbleiben bei dem Weite-Gefühl, das sich nun auftut: Die 200 Hektar große Panzerwiese, bis Ende der 80er Jahre militärisches Übungsgelände, scheint bis zum Horizont zu reichen. In der Ferne ragt die Allianz-Arena auf, mittendrin weiden Schafe.

Seit 2002 ist die Panzerwiese Naturschutzgebiet mit 180 Pflanzenarten. Wir spazieren gen Norden. Am Waldrand steht die mit Graffiti besprühte Panzerwand – ein Relikt aus früherer Nutzung. Eine Attrappe, die Panzerfahrer als Übungsziel nutzten.
Station 5: Treffpunkt Goldschmiedplatz
Wir spazieren Richtung Westen aus der Panzerwiese zum Goldschmiedplatz. Hier endet die Schleißheimer Straße, die schnürlgerade aus der Innenstadt kommt, in einer Schleife. Ein bisschen Gscheidhaferlwissen dazu: Auf der "Fürstenachse" sind die Kurfürsten vom Schloss Schleißheim Richtung Residenz gefahren – von der Mittellinie der Schleißheimer Straße aus kann man bis heute die zehn Kilometer entfernte Frauenkirche sehen.

Am Goldschmiedplatz selbst war bis 1993 eine Tramwendeschleife, dann löste die U-Bahn die Tram ab. Heute ist hier ein Treffpunkt mit illustren Grillfesten am Wochenende, Flohmärkten, Kletterspielplatz, Sommerstockbahn, Skaterpark und Gemeinschaftsgarten. Zentrum ist der "Blaue Punkt", das ehemalige Tramhäusl. Hier gibt auch die Münchner Tafel Essen aus.
Station 6: Märchenhafter Föhrenwald
Über die Aschenbrennerstraße geht es am Pfarrer-Steiner-Platz links nach Süden in die Helenestraße – und plötzlich fühlt man sich in ein Märchen versetzt. Der Weg führt 500 Meter durch einen alten Föhrenwald, wer links und rechts in den Wohnanlagen lebt, hat's wirklich beschaulich.

Station 7: Das echte Hasenbergl
Gibt's eigentlich ein echtes Hasenbergl, einen Namensgeber? Oh ja! Das erreichen wir am Ende der Helenestraße, kurz bevor man auf die Hochhäuser am Frühlingsanger 4 trifft.
Der Wiesenhügel ragt acht Meter auf und ist der Rest eines langen Lehmhügels, auf dem einst Kaninchen gehegt wurden, damit die Kurfürsten von Schloss Schleißheim (vier Kilometer entfernt) etwas zum Jagen haben.

Hasen hoppeln heute keine mehr, auch wenn das Gerücht, zumal an Ostern immer mal auftaucht. Und auch, wenn's jetzt schad ist: Wir sind fast am Ende angelangt. Nur noch um die Hochhäuser herumgehen, dann erreichen wir wieder den Ausgangspunkt, das Kulturzentrum.