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Spaziergang durch Thalkirchen: Wo es sich in München wie auf dem Land anfühlt

Sehr grün ist es in Thalkirchen: Kaum wo in München kann man so entspannt spazieren wie wir es heute tun. Zu Kirchen, Surfern, Golfern und an einen gar nicht so bekannten See.
von  Sophie Anfang
Sankt Maria Thalkirchen ist noch heute Zentrum für Wallfahrten.
Sankt Maria Thalkirchen ist noch heute Zentrum für Wallfahrten. © Sophie Anfang

Thalkirchen - Ein bisserl fühlt sich Thalkirchen immer noch an wie ein Dorf. So ein bisserl ab vom Schuss, dann gleich mit dem Flaucher (der aber tatsächlich zu Sendling gehört) daneben und der wilden Isar im Süden.

Da liegt es doch nahe, einen Stadtviertelspaziergang vorzuschlagen, der möglichst wenig urban, sondern vor allem grün ist. Denn der Reiz von Thalkirchen sind eben weniger kleine Läden oder spannende Gastronomie (wobei man durchaus solide Pizza, Curry und Gyros hier essen kann. Ins Mangostin gehen die Thalkirchner dann doch eher seltener), sondern die Parks, das Wasser, die putzigen Mandarin-Enten.

München-Thalkirchen: Für einen Ausflug sollte man den Badeanzug einpacken

Für den Spaziergang sollten Sie eine gute Stunde einplanen, wenn Sie möchten, können Sie sogar einen Badeanzug einpacken, denn sowohl das Freibad Maria Einsiedel liegt quasi am Weg als auch ein kleiner Badesteg, kurz vor Spaziergangsende am Isarwehrkanal. Für Letzteren muss man keinen Eintritt zahlen, aber man braucht natürlich schon etwas Selbstbewusstsein, um dort zu Baden, wo andere einfach nur spazieren gehen.

Ein letzter Tipp: Die Isar und Hinterbrühl sind beliebte Ausflugsziele, an Wochenenden kann es hier durchaus zugehen. Wenn Sie die grüne Landschaft für sich haben wollen: Starten Sie früh – und spazieren Sie unter der Woche. Dann ist es auch hier sehr leer.

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Station 1: Bei der Heiligen Maria

Wir beginnen den Spaziergang vor der Wallfahrtskirche Sankt Maria Thalkirchen. Die ursprünglich gotische Kirche wurde im späten 17. Jahrhundert barock umgestaltet. Die Nähe zur Isar hat eine Bedeutung für die Kirche, denn zu den Wallfahrern zählten seither die Flößer, die in Thalkirchen auch heute noch eine Rolle spielen.

Kommen doch an der Floßlände im Sommer den ganzen Tag Flöße aus Wolfratshausen an. Wir folgen der Fraunbergstraße in Richtung Jugendherberge. Am Ende des Fußwegs biegt man rechts in den Park.

Station 2: Beim einstigen Landsitz

Wir befinden uns nun in der Parkanlage Gierlinger Park. Sogar an Tagen, an denen das Ausflügleraufkommen hoch ist im Viertel, hat man hier seine relative Ruhe. Die Grünanlage ist schattig und leicht versteckt. Wir folgen dem oberen Wegerl durch den Park hindurch, bis wir das Asamschlössl erblicken.

Das Asamschlössl steht unter Denkmalschutz.
Das Asamschlössl steht unter Denkmalschutz. © Sophie Anfang

Der kurfürstliche Hofrat Adrian von Kray erbaute es 1687 als Landsitz. Damals war Thalkirchen noch weit entfernt. Heute kann man hier fantastisch einkehren. Wir gehen links am Schlössl vorbei und dann gleich rechts in die Grünanlage.

Station 3: Bei den Thalkirchner Golfern

Wir flanieren weiter, links eine Kleingartenanlage, rechts ein Bächlein. Wer ein bisschen Glück hat, kann hier sogar einen Eisvogel sehen. Ein Exemplar sitzt hier des Öfteren auf einem Ast. Dieser Grünzug spielt vor allem im Sommer seine Trümpfe aus, denn es ist wunderbar schattig. Bald erreichen wir die Golfanlage, die im Viertel umstritten ist.

Die Grünanlage beim Golfplatz Thalkirchen ist sehr schattig. Gut für heiße Tage.
Die Grünanlage beim Golfplatz Thalkirchen ist sehr schattig. Gut für heiße Tage. © Sophie Anfang

Soll die Pacht verlängert werden oder die Grünfläche besser zum Park werden? Schon jetzt kann man sich aber auch als Nicht-Golfspieler auf eine der Bänke auf der Anlage setzen, wenn man will. Der Weg mündet schließlich in eine Teerstraße und man steht vor dem Gasthof Hinterbrühl mit seiner großen Freischankfläche.

Station 4: Freude am kleinen See

Beim Gasthof nehmen wir gleich die Brücke links über das Bacherl und schwenken dann rechts an den Uferweg ein. Wir sind nun am Hinterbrühler See. Kein natürlicher See, sondern Anfang der 20. Jahrhunderts angelegt.

Das ist aber ziemlich egal, denn die großen Bäume, die vielen Blumen und die frechen Enten machen Hinterbrühl einfach zu einem famosen Naherholungsgebiet. Flanieren wir also am Ufer entlang, bis wir an der Bronzeskulptur "Der Isarflößer" angelangt sind.

Einfach ein schönes Fleckchen Erde: der Hinterbrühler See.
Einfach ein schönes Fleckchen Erde: der Hinterbrühler See. © Sophie Anfang

Die Skulptur von Fritz Koelle steht unter Denkmalschutz. Sie stammt aus dem Jahr 1939 und man sieht ihr an, dass sich der Künstler den Nazis in seinem Schaffen angepasst hat. Zuvor hatte man ihm vorgeworfen, Bolschewist zu sein. Heute erscheint einem die monumentale Darstellung eines Arbeiters dann doch befremdlich. Aber der Standort am See ist sehr schön!

Station 5: Die richtige Wellenlänge

Am Flößerdenkmal ändert sich nun die Richtung und es geht auf der anderen Uferseite wieder zurück. Wir folgen dem großen Spazierweg, der Golfplatz liegt nun auf unserer linken Seite.

Bald erreichen wir einen weiteren schönen Rastplatz: Die Surfwelle an der Floßlände. Laut dem Verein IGSM, der die Welle heute betreibt, wurde hier sogar schon gesurft, als von der Eisbachwelle noch niemand redete. Seit den 70ern sind hier Menschen auf ihren Brettern zu Gange.

Hier wird seit Jahrzehnten gesurft.
Hier wird seit Jahrzehnten gesurft. © Sophie Anfang

Für Schaulustige bieten sich gleich mehrere Möglichkeiten, zuzuschauen. Entweder von oben von der Brücke, oder man legt sich am Ufer auf die Wiese. Manche spannen hier sogar ihre Hängematten auf. Entspannter geht es kaum! Und auch die Floße kommen hier an.

Station 6: Brücken und Kapellen

Nach dem Spektakel mit Surfern bleiben wir auf derselben Seite der Floßlände und folgen dem mittleren Weg gerade aus. So gelangen wir an die Brücke über den Isarwehrkanal , den ersten Teil der Marienklausenbrücke. Wer noch Energie hat, kann auf dieser noch komplett die Isar überqueren (dann ist man allerdings schon in Harlaching) und einen Abstecher zur namensgebenden Marienklause machen.

Die Thalkirchner Brücke rückt zum Schluss in den Blick.
Die Thalkirchner Brücke rückt zum Schluss in den Blick. © Sophie Anfang

Die kleine Kapelle, erbaut von 1866 von Martin Achleitner schmiegt sich an den Steilhang der Isar. Darüber hinaus gibt es einen Kreuzweg, der ebenfalls unter Denkmalschutz steht. Wer sich den Abstecher sparen will, geht geradeaus am Isarwehrkanal weiter und gelangt so zur U-Bahn Thalkirchen.

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