Spaziergang durch Sendling: Schöne Gastromie und Großmarkthallen-Flair in München
Sendling - Mit dem Gasteig-Interim und dem Volkstheater im Nachbarbezirk hat Sendling in den vergangenen Jahren einen Gentrifizierungsschub bekommen. Das sehen manche positiv. Andere warnen jetzt schon, dass es bald kippen könnte und das Viertel, das sich gerade in einer perfekten Balance zwischen ein bisschen schäbig und chic zu befinden scheint, in Richtung "zu geldig" abdriften könnte.
Sendling: Das gibt es im Münchner Viertel zu entdecken
Aber für den Moment wollen wir nicht schwarzmalen, sondern uns einfach dran erfreuen, dass es im Quartier viel zu entdecken gibt. Der Gasteig wird bei diesem Spaziergang bewusst ausgespart, erstens ist es ohnehin ein Anzugspunkt auch für Nicht-Sendlinger. Und zweitens ist es vom Harras, Sendlings Zentrum, doch ein rechter Hatscher raus an die Isar.
Stattdessen konzentriert sich der Spaziergang auf Untersendling und den Bereich um die Großmarkthalle. Sie dürfen ruhig ein bisschen Appetit mitbringen, vor allem, wenn Sie an einem Samstag unterwegs sind, dann ist auf dem Platz neben der Margareten-Kirche nämlich Wochenmarkt. Aber auch unter der Woche können Sie im Stemmerhof eine kulinarische Pause einlegen, oder am Rondell an der Gotzinger Straße.
Oder Sie bleiben im Sendlinger Augustiner. Wenn Sie Ihren Spaziergang mit einem Drink auf der Alten Utting beenden möchten, sollten Sie nicht zu früh starten, die Gastronomie öffnet unter der Woche erst am Nachmittag.
Station 1: Alt und neu am Harras
Wir starten am Harras, der 2013 großflächig umgestaltet wurde. Nicht alle im Viertel waren damit zufrieden, inzwischen werden die von Bäumen beschatteten Bänke und der Brunnen gut angenommen.

Doch obwohl viel neu ist, gibt es rund um den Harras auch ältere Architektur zu bewundern: Die Post aus dem Jahr 1932 wurde von Robert Vorhoelzer und Robert Schnetzer errichtet und hat eine immer noch zeitlos moderne Formsprache. Wenn man hier nicht wegen eines Packerls Schlange stehen muss, kann man sich einfach an dem Gebäude erfreuen.
Station 2: Kirche St. Margaret
Um zur zweiten Station zu gelangen, folgen wir vom Harras der Plinganserstraße nach Norden und gelangen bald zur Kirche St. Margaret. An Samstagen findet neben der Kirche ein Wochenmarkt mit vielen netten Standln statt.

Aber auch der Besuch in der Kirche lohnt sich. Die Orgel wurde vor wenigen Jahren erst aufwendig saniert. Der Bau ist an den italienischen Hochbarock angelehnt und wirkt fast ein bisserl italienisch. Nach dem Besuch gehen wir geradeaus weiter.
Station 3: Nix mehr mit Milch – der Stemmerhof
Nach wenigen Minuten schon ist das nächste Ziel erreicht: der Stemmerhof. Bis 1992 wurde hier tatsächlich noch Milchwirtschaft betrieben. Nun gibt es hier einen Hofladen, verschiedene Gastronomie und rechts vom Hof einen Platz für wechselnde Standl, die Essen verkaufen.

Von Hendl bis venezolanisch ist da alles dabei. Wir überqueren die Straße und gehen zur zweiten Kirche, der Alten Sendlinger Kirche. Linker Hand führt ein kleiner Pfad hinunter auf den Sendlinger Kirchplatz mit schöner Bepflanzung. Weiter geht es geradeaus in die Alramstraße hinein.
Station 4: Sendlinger Augustiner
Wir gehen nur ein kleines Stückchen weiter, bis sich Alram- und Daiserstraße kreuzen. Gerade in den Abendstunden entfaltet dieser Platz ein besonderes Flair. Denn Nachbarn haben hier Blumen und hohe Gräser angepflanzt. Manche stellen hier sogar einen Tisch raus. Andere sitzen im Augustiner.

Station 5: Das Sendlinger Loch
An der Alram- Ecke Aberlestraße sieht man eine ungewöhnliche Attraktion: das Sendlinger Loch. Eigentlich sollten hier Eigentumswohnungen entstehen, aber gerade passiert hier nichts.
Im Viertel nimmt man's mit Humor und verfasst auf Google fleißig Rezensionen zur Baugrube. "Da kommt man echt ins Schwärmen. Flora und Fauna mit modernen Baustoffen und Müll in Einklang mit dem urbanen Umfeld gebracht", schreibt da zum Beispiel einer – und empfiehlt eine Reservierung.

"Sensationeller Ort zum Entspannen", schreibt ein weiterer. Anwohner haben zudem satirische Ideen entwickelt, wie man das Loch gut nutzen könnte. Einen See stellen sie sich vor, am besten noch mit Platz für Boote. Sie sehen also, ein Besuch des Sendlinger Lochs darf bei einem Sendling-Spaziergang auf keinen Fall fehlen.
Dann gehen wir weiter und orientieren uns Richtung Süden. Es geht auf der Danklstraße bis zur Valleystraße, in die wir links einbiegen, um danach die Implerstraße zu überqueren. An der St.-Korbinians-Kirche vorbei gelangen wir links zum Eck an der Gotzinger Straße.
Station 6: Großmarkt und Gotzinger Straße
Wir sind schon ein bisschen unterwegs, wie gut, dass es hier am Carrée direkt an der Großmarkthalle eine Pizzeria und mehrere Ristoranti, ein Geschäft mit italienischen Köstlichkeiten und einen wirklich guten Bäcker gibt. Wer also eine Pause einlegen will, sollte sie sich hier gönnen. Man hat auch einiges zu schauen.
Da gibt es den schönen Bau aus dem Jahr 1911, auf dem der Schriftzug "Fruchthof" prangt. Inzwischen mieten hier Agenturen und es gibt Wohnungen. Auf der Großmarkt-Seite hat die Stadt eine "Hall of Fame" eingerichtet, Sprayer können sich hier austoben, es ist also sehr bunt. An der Wand entlang spazieren wir weiter.

Station 7: Ausklingen lassen auf der Alten Utting
Jetzt sind wir auf den letzten Metern des Stadtviertelspaziergangs unterwegs und schon am äußersten Eck von Sendling angelangt. Es geht an der "Hall of Fame" entlang durch die Unterführung, bis die Lagerhausstraße erreicht ist.
Jetzt erblickt man schon den Schlusspunkt des Spaziergangs: Die Alte Utting, das Schiff auf der Brücke. Im Februar 2017 wurde es vom Ammersee nach München transportiert und in einer sehr spektakulären Aktion auf die einstige Gleisanschlussbrücke gehievt.

Seit 2018 hat die Utting als Eventlokal und Partyschiff eröffnet. Der Blick von hier oben ist wirklich spektakulär, wobei bei der Getränkewahl der Tipp erlaubt sein darf, zu Bier oder Drinks, statt zu Wein zu greifen.
Obacht: Nur am Sonntag macht die Utting schon um 11 Uhr auf, an den übrigen Tagen geht es erst um 16 Uhr los, Samstag um 14 Uhr.