Spaziergang durch München: Warum die Menschen in Pasing ein "eigener Schlag" sind

Pasing - Pasing ist älter als die Stadt München. Bis 1938 war Pasing die fünftgrößte Stadt Oberbayerns. Darum sehen sich nach der Eingemeindung immer noch einige gebürtige Pasinger zuerst als Pasinger, und dann erst als Münchner. Denn sie sehen sich mit einem Augenzwinkern als "eigener Schlag", erzählt ein Anwohner.
Und das Pasinger Selbstbewusstsein gilt irgendwie als legendär. Mit seinem eigenen Rathaus und seiner eigenen Mariensäule ist Pasing immer noch ein wenig Stadt in der Stadt. Bekannt ist der Bahnhof, der viertgrößte in Bayern. Ein Begriff ist vielen das städtische Kulturzentrum Pasinger Fabrik sowie die Pasing Arcaden. Stadtflaneure mögen oft die Villenviertel von Architekt August Exter.
Fernab vom Trubel in München: Die versteckten Seiten von Pasing entdecken
Dieser Stadtspaziergang soll eine eher unspektakuläre und ziemlich versteckte Seite von Pasing zeigen – doch eine besonders grüne und naturnahe Ecke. Ausgangspunkt der kleinen Tour ist der Friedhof, der verborgen in einem Wohngebiet zwischen Planegger- und Blumenauer Straße liegt. Rund um das Karree des stillen Friedhofs mit der alten Mauer hat sich in den letzten 30 Jahren wenig verändert – ganz im Gegensatz zum lebhaften Pasinger Zentrum rund um den Bahnhof und den Marienplatz.
Das hat die Münchner Stadtplanung einmal kräftig umgekrempelt. Sehr zum Leidwesen einiger. Dass die Kombination von alteingesessen pasingerisch und fortschrittlich attraktiv sein kann, zeigt sich an dieser Pasinger Adresse: Am Hofladen der einzigen Bio-Gärtnerei Münchens kommen Kunden sogar aus Riem oder "von Starnberg unten".
Station 1: Eine Oase der Stille
Es soll Pasinger geben, die ihren Friedhof noch nicht kennen. Denn der versteckt sich im Wohngebiet, ganz am Rande des Viertels, in der Lampertstraße 1. Eine verputze Mauer mit roten Biberschwanzziegeln umgibt hier die Grabstellen auch bekannter Pasinger, wie der Schriftstellerin Anna Croissant Rust.
Der Wachszieher Alois Ebenböck belieferte einst den Münchner Hof mit seinen Kerzen. Nicht nur ausladende Farne und Kirschbäume fallen entlang der stillen Friedhofswege auf. Am Eingang gibt es Schatten: Unter einer schönen Linde sind vier Bänke platziert.
Station 2: Im Geschäft der Blumen-Profis
Grün und ruhig sei es an ihrem Arbeitsort, bei Blumen Wagner, in dieser Ecke von Pasing. Ganz anders, als wenn der Laden am Stachus wäre oder am Marienplatz. Neulich haben sie im Laden, Haidelweg 13, einen Notenschlüssel aus Blumen gesteckt – für eine Musikerin, die gestorben ist, erzählt Floristin Katharina Wagner (30).
Neben der Trauerfloristik, bei der es darum geht die Wünsche der Kunden möglichst gut zu erfüllen, bindet sie natürliche Sommersträuße, die an Wiesen denken lassen. "Wild, fluffig und mit vielen Gräsern", das ist der aktuelle Trend, erklärt die Pasinger Floristin. Biedere, akkurate und streng gebundene Blumenarrangements seien dagegen inzwischen eher passé.
Station 3: Frisch vom Blumenfeld
Die schönsten Blumen selber schneiden – und das auf Münchner Stadtgebiet: Das geht ganz nah an der Mauer des Pasinger Friedhofs, an der Blumenauer Straße/Ecke Schlagweg. Sonnenblumen, Gladiolen und eine Wiesenblumenmischung wachsen hier an der grünen Grenze der Stadtteile Pasing und Großhadern.

Zwei Mütter stellen am Feldrand ihre Fahrräder ab und betreten mit Baby auf dem Arm und Kindern an der Hand vorsichtig die Blumenpflanzungen, auf der Suche nach den üppigsten Blüten. Die Gladiolen blühen hier gerade in allen Farben, ob rosa, rot oder gelb. Ein eleganter Gladiolen-Stil kostet auf diesem Pasinger Feld 70 Cent. Einige Anwohner befürchten übrigens, dass die Fläche bald zu Bauland werden könnte.
Station 4: Die einzige Bio-Gärtnerei der Stadt – "Wir sind hier eine Insel"
Blumenkohl und Brokkoli können öfter im Jahr geerntet werden. Eine Gärtnerin der Bio-Gärtnerei Florian Kamlah am Stadtrand von München startet die erste Sommerernte. Sie genießt es, hier in Pasing (Schlagweg 8) nicht am Puls der Zeit zu sein. Wenn sie Gemüse für den Stand der Bio-Gärtnerei am Pasinger Viktualienmarkt ausliefert, hat sie dagegen das Gefühl, "in einer kleinen Innenstadt zu sein."

Als Veganerin hätte sie gerne mehr Angebot in der Pasinger Gastronomie: "Das kommt aber erst langsam. Ich bin nicht so die Fast-Food-Lady", sagt die Gärtnerin. Ihr Chef, Bio-Gärtner Florian Kamlah (44), betritt gerade den Hofladen mit einer Kiste Bio-Kirschen.
Er mag, dass es um seine Gärtnerei so ländlich ist: "Wir sind hier eine Insel. Dieser Grüngürtel hat einen Reiz. Wir wollen, dass er als Schutzzone gegen die Aufheizung der Stadt erhalten bleibt", sagt der Pasinger. Ganz ohne Gift und Spritzmittel hat schon sein Vater die Gärtnerei betrieben.
Station 5: Wo 30 Ponys grasen
Koppeln, Ställe, Halle: Am Schlagweg 26 liegt der Hof von Marion und Christian Prexl. Sie bieten Kita-Kindern sowie Schülerinnen und Schülern einen Ausflug zu ihrem Erlebnisbauernhof mit Hühnern und Ziegen an.

Kinder ab neun Jahren können täglich um 15 Uhr auf dem Eschenhof beim geführten Ponyreiten mitmachen oder Reitstunden nehmen. Zur Jugendreitschule gehören 30 Ponys. Der Pasinger Hof produziert übrigens das Heu und Weizenstroh für seine Tiere selbst.
Station 6: Eisküche mit neuen Kreationen
Der grüne Teil von Pasing hat eine der besten Eisdielen der Stadt: die Eismanufaktur Sweet Monkeys im Haidelweg 13. Die Leser des Gourmet-Magazins Falstaff haben diese Pasinger Eisküche zu der viertbeliebtesten Gelateria in ganz Bayern gewählt. Es gibt frische heiße Waffeln und handgemachte Eiskreationen, wie Tonkabohne-Kirsch, Gurke-Ananas sowie vegane Sorbets.

Eisverkäuferin Ramona findet es angenehm, dass sie eine schöne Aussicht hat an ihrem Arbeitsplatz. Sie ist auch froh, dass sie nicht in einer vollen Fußgängerzone arbeitet.
Trotzdem geht es in dem Pasinger Eisladen manchmal hoch her: Schüler der nahen Schulen kommen in den Freistunden, Hundespaziergänger legen eine Pause ein. Kinder lieben die Auswahl an Toppings. Die benachbarte Bio-Gärtnerei Kamlah beliefert Sweet Monkeys übrigens mit Bio-Minze, Rhabarber und Gurken.