Spazieren durch Moosach: Unterwegs zu versteckten Orten in München

Moosach - Es ist einer der ältesten Orte Münchens und doch ist seine Geschichte als Stadtteil relativ überschaubar. Vor 110 Jahren wurde die Landgemeinde Moosach nach München eingemeindet. Die erste Erwähnung in einer Urkunde datiert aber bereits aus dem Jahre 807.
Seinen Namen verdankt das ehemalige Dorf der Moosach, einem knapp 60 Kilometer langen linken Nebenfluss der Isar. Heute leben hier 55.761 Menschen.
München-Moosach: Zwischen Hochhaus, Kirche und Wirtshaus
Der Stadtteilspaziergang beginnt im modernen Moosach, am Uptown-Hochhaus. Von da bewegen Sie sich quasi rückwärts in der Geschichte. Vom OEZ die Pelkovenstraße runter, über die Bauernhäuser des 19. Jahrhunderts weiter bis zur alten Pfarrkirche am St.-Martins-Platz, die im 12. und 13. Jahrhundert gebaut wurde.
Auch die traditionsreichen Gasthäuser Spieglwirt und Alter Wirt liegen auf dem Weg und laden zur Einkehr ein. Deshalb: ruhig ein bisschen Zeit zum Flanieren lassen. Es lohnt sich!
Station 1: Das höchste Haus in München
Sie rollen das Feld von oben auf. Mit 146 Metern ist Uptown das höchste Hochhaus der Stadt und dient den Moosachern quasi als Leuchtturm zur Orientierung im Stadtbezirk 10. Hier startet der Stadtviertelspaziergang. Die Anfahrt ist mühelos. Einfach nur mit der U1 zur Haltestelle Georg-Brauchle-Ring und schon kann's losgehen.

An der großen oberirdischen Kreuzung entscheiden Sie sich für die Hanauer Straße. Ziel der ersten Etappe ist das Olympia-Einkaufszentrum (OEZ). Die Straße mutet aufgrund ihrer Aufteilung ein wenig kurios an. Auf der linken Seite fast ausschließlich Wohnbebauung, auf der rechten Seite ebenso konsequent nur Büros und Geschäfte.
Nach zehn Minuten erreichen Sie das OEZ. Der Blick geht zurück, da steht er immer noch, der 146 Meter hohe Leuchtturm. Vor dem Eingang zum OEZ wechseln Sie auf die linke Straßenseite.
Station 2: Gedenkort für die Opfer des OEZ-Anschlags
Hier steht eine Andachtsstätte für die neun Opfer des rassistischen Anschlags vom 22. Juli 2016, bei dem auch der Täter starb. Ein Tag, der sich für immer in die Erinnerung der Münchner eingebrannt hat.

Ein Ort des Gedenkens mitten im Trubel des geschäftigen Verkehrs. Auch sieben Jahre nach dem Attentat brennen hier Kerzen, liegen hier Blumen, um an die Opfer zu erinnern.
Sie laufen jetzt auf dieser Seite der Hanauer Straße ein paar Meter zurück bis zur Pelkovenstraße. Kaum sind Sie um die Ecke, verebbt der Lärm rund um das OEZ schnell. Hier gibt es nur noch vereinzelt Geschäfte wie eine Textilhandlung. Stattdessen viele kleine Häuser inklusive Vorgartenidylle, ab und zu begegnet Ihnen ein Bus. Ansonsten geht es eher gemächlich zu.
Station 3: Ein bäuerliches Denkmal: Alte Kleinbauernhäuser in Moosach
Auf dem Weg entlang der Pelkovenstraße fällt der Blick in eine Nebenstraße. Ein niedriges Gebäude erregt dort die Aufmerksamkeit. Es ist ein altes Kleinbauernhaus, das bezeugt, wie ländlich die Moosach einst geprägt war. Klar, dass es das Bauwerk als Teil des Unterdorfs in die Liste der Baudenkmäler geschafft hat. Demnach ist es in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts gebaut worden.

Im Umfeld des Bauernhauses gibt es weitere solcher Bauten. Noch älter als das niedrige Haus an der Feldmochinger Straße 35a ist das Gasthaus Spiegl auf der anderen Seite an der Kreuzung Pelkovenstraße. Es soll um das Jahr 1800 entstanden sein.
Station 4: Pelkovenschlössl, ein Ort der Kultur
Sie laufen jetzt weiter die Pelkovenstraße in Richtung Dachauer Straße. Die modernen Wohnblöcke auf der linken Seite geben plötzlich den Blick frei auf den Moosacher St.-Martins-Platz, die Kirche und das Pelkovenschlössl, auch Moosacher Schloss genannt. Veit Adam und Maximilian von Pelkoven brachten Moosach eine kurze Blütezeit im 17. und 18. Jahrhundert. Sie bauten im Jahre 1690 auch das Schlössl.

Das Moosacher Schlössl wird inzwischen als Kultur- und Bürgerhaus genutzt. Hier finden Konzerte, Kurse und Feiern statt und damit ist das Gebäude wohl so etwas wie das kulturelle Zentrum des Stadtteils.
Station 5: Die Kirche St. Martin – die älteste Kirche in München
Gegenüber vom Schlössl liegt die Kirche St. Martin. Hier hat Papst Benedikt XVI. einst sein erstes seelsorgerisches Amt als Neupriester bekleidet. Eine Stele vor dem Pfarrhaus in der Pelkovenstraße, seinem damaligen Domizil, erinnert daran. Aber auch die alte Pfarrkirche St. Martin selbst ist eine Sehenswürdigkeit. Sie wurde erstmals 815 erwähnt, war auch mal ein Gemeinde- und Armenhaus. Der Bau entstand im 12. und 13. Jahrhundert.

St. Martin ist damit die älteste existente Kirche im heutigen München. Sie bleiben auf der Pelkovenstraße und gehen in Richtung einer der großen Verkehrsadern der Stadt, zur Dachauer Straße.
Station 6: Der Alte Wirt, eines der ältesten Wirtshäuser Münchens
Tatsächlich nimmt an diesem Ende der Pelkovenstraße die Dichte an Geschäften und Gasthäusern wieder zu. Sie haben Hunger oder Durst bekommen und sind am ebenfalls traditionsreichen Spieglwirt schon vorbeigelaufen?

Dann kommt zur Rettung eines der ältesten Wirtshäuser Münchens gerade recht. 1442 ist der Alte Wirt, das Gasthaus an der Kreuzung Pelkoven- und Dachauer Straße, erstmals erwähnt worden. Da passt angesichts der ländlichen und dörflichen Geschichte des Münchner Stadtteils ein Bauernschmaus zur Stärkung für die letzte Etappe des Stadtviertelspaziergangs in Moosach wie die berühmte Faust aufs Auge.
Station 7: Brunnen an der Pelkovenstraße
Aber die große Kreuzung hat noch mehr zu bieten. Ein Brunnen lädt zum kurzen Verweilen ein und markiert gleichzeitig den letzten Abschnitt des Spaziergangs. Hier kann man sich noch einmal entspannen. Soweit das im Verkehrsgewühl möglich ist.

Und im Hintergrund fällt ein malerisches Eckhaus auf. Mit Turm und Loggien macht es ganz schön was her, das große Haus an der Dachauer Straße 431. Gebaut 1909, reiht es sich in die vielen historischen Bauten ein, denen Sie auf diesem Stadtteilspaziergang bereits begegnet sind. Von hier sind es noch fünf Minuten zum Bahnhof Moosach.
Wer den Stadtspaziergang verlängern will, kann der Dachauer Straße stadteinwärts bis zum Westfriedhof und der Borstei folgen. Beides unbedingt sehenswert!