Söder verkauft Münchner Bruchbude für 3,7 Mio.

Ein Grundstück in der Maxvorstadt mit 539 Quadratmetern geht für 3,7 Millionen weg – da staunt sogar der Finanzminister
Angela Böhm |
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So schaut das Haus von vorne (Linprunstraße) aus: In den gerade mal zwei Etagen wohnt schon länger keiner mehr.
Petra Schramek 3 So schaut das Haus von vorne (Linprunstraße) aus: In den gerade mal zwei Etagen wohnt schon länger keiner mehr.
Die Rückseite des Abbruch-Hauses inklusive verwunschenem Innenhof.
Petra Schramek 3 Die Rückseite des Abbruch-Hauses inklusive verwunschenem Innenhof.
3,7 Millionen Euro für dieses eher schäbige Grundstück in der Maxvorstadt: Der Münchner Immobilienmarkt gibt's her.
Thomas Müller 3 3,7 Millionen Euro für dieses eher schäbige Grundstück in der Maxvorstadt: Der Münchner Immobilienmarkt gibt's her.

MÜNCHEN Das Haus ist eine Bruchbude und seit Jahren nicht mehr bewohnbar. Das Grundstück, auf dem es steht, hat gerade mal 539 Quadratmeter, zieht sich als schmaler, langer Darm von der Linprunstraße 5 ums Eck bis zur Sandstraße 23, und wird als Parkplatz genutzt. Eigentümer des Schandflecks in der Maxvorstadt neben dem Justiz–Zentrum ist der Freistaat. Der hat das Abbruchhaus jetzt versilbert: für den Rekordpreis von rund 3,7 Millionen Euro.

Im Wohnwahnsinn München ist inzwischen offenbar alles möglich. Und es ist klar: Bezahlbare Miet-Wohnungen für Münchens Durchschnittsverdiener werden auf dem ehemaligen Staatsgrund sicher nicht entstehen.

In der Eurokrise stürmen Investoren ins Beton-Gold und zahlen offensichtlich jeden Preis. Ein Bauträger wollte der „Immobilien Freistaat Bayern”, die das Objekt zum „Höchstpreis” angeboten hatte, sogar noch mehr zahlen, konnte dann aber keine gesicherte Finanzierung garantieren. Aber im Hause von Finanzminister Markus Söder (CSU) war man über den erzielten Verkaufspreis auch so bass erstaunt.

Bauexperten haben bereits überschlagen, dass sich alleine der Kaufpreis auf dem schwer bebaubaren Grundstück mit rund 5000 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche niederschlägt. Dazu kommen die Baukosten, die auf 3000 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche geschätzt werden. Macht zusammen mindestens 8000 Euro. Und auch der Investor will noch was verdienen.
Nur einen Steinwurf entfernt, auf dem ehemaligen Löwenbräugelände, das jetzt „Nymphenburger Höfe” heißt, wurden Eigentumswohnungen für über 10000 Euro pro Quadratmeter verkauft.
Dabei hat Horst Seehofer erst in seiner Kabinettssitzung am 12.März eine „Initiative Wohnungspolitik” gestartet, um seinem Herausforderer Christian Ude den Wind aus den Segeln zu nehmen. Der macht mit der SPD Wohnungsnot und bezahlbare Mieten zum zentralen Wahlkampf-Thema.

Seehofer steckt da in der Zwickmühle: Per Gesetz muss Bayern seine Grundstücke zum Höchstpreis, der auf dem Markt zu erzielen ist, verkaufen. Die Folge: Als 1988 die Sudstätten des staatlichen Hofbräuhauses von der Inneren Wiener Straße in Haidhausen nach Riem verlagert wurden, entstanden auf dem alten Brauereigelände Münchens teuerste Wohnungen.
Genauso war es beim Verkauf der heruntergekommenen „Alten Chemie” der Universität. Nach dem Verkauf des 22000 Quadratmeter großen Geländes zog zwischen Altem Botanischen Garten und Königsplatz 2006 der Luxus ein. Die heutigen „Lenbachgärten” preisen sich als das exklusivste Premium-Stadtquartier mitten in der Innenstadt.

Dabei dürfte der Freistaat seine Grundstücke auch für den Bau von Wohnungen für Staatsbediensteten nutzen. Im Raum München arbeiten aktuell 43526 Beamte und 39715 Arbeitnehmer für den Freistaat. Der stellt Mitarbeitern aber nur rund 10000 preisgünstige Wohnungen zur Verfügung.

Von 2006 bis 2010 wurden ganze 752 neue Staatsbedienstetenwohnungen gebaut oder angekauft. Das Bauprogramm des Freistaats sieht von 2011 bis 2015 eine Zielgröße von 350 Staatsbedienstetenwohnungen vor.
„Eine Realisierung ist insbesondere abhängig von geeigneten Grundstücken, die eine Bebauung mit bezahlbaren Staatsbedienstetenwohnungen zulassen”, sagt ein Sprecher des Finanzministeriums zur AZ.
Ein Projekt hat der Freistaat da im Auge - gleich in der Nachbarschaft des versilberten Abbruchhauses. Auf dem Grundstück Linprunstraße 13 und 19, das ihm auch gehört, soll eine Baulücke geschlossen und preisgünstiger Wohnraum für Mitarbeiter-Familien gebaut werden. Wenn er sich’s bei den derzeitigen Grundstückspreisen jetzt nicht anders überlegt und auch das noch verscherbelt.

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