Abriss am Nordbad: So wird der Karstadt-Nachfolger aussehen

Schwabing-West - Die Corona-Pandemie hat in Schwabing das Ende der Kaufhauskultur beschleunigt. Karstadt räumt das Gebäude am Nordbad. Ende Oktober soll der schmucklose Klotz in der Schleißheimer Straße 93 leer sein. Laut dem Eigentümer ist das Gebäude aus den 1970er Jahren unrenovierbar - quasi ein Totalschaden. Die AZ erklärt, was dort gebaut werden soll.
Es sei "strukturell falsch geplant", sagt Stefan Pfendner von der Ariston Grundbesitz GmbH. Mit den beiden oberirdischen Parkdecks werde zu viel wertvolle Fläche verschwendet. Deshalb soll es nach den Plänen von Ariston zu Beginn des neuen Jahres abgerissen werden. Aber was kommt danach?
Büros mit 1.000 Arbeitsplätzen geplant
Im September 2021 sollen die Bagger anrollen und ein riesiges Loch für eine dreistöckige Tiefgarage ausheben. Oberirdisch will Ariston auf sechs Stockwerken Büros mit bis zu 1.000 Arbeitsplätzen einrichten. Im Erdgeschoss will Ariston einen "Nahversorger" ansiedeln. Einen Supermarkt also, mit großem Sortiment und Frischetheken für Fisch, Fleisch und Käse - ähnlich wie bislang die Lebensmittelabteilung bei Karstadt. Platz böte das Büroschiff im Untergeschoss außerdem für ein Restaurant, eine Bäckerei und eine Post- oder Paketannahmestelle.
Die Planungen umfassen auch eine Kindertagesstätte, sagt Pfendner. Allerdings ist die Außenfläche im Innenhof und um das Gebäude begrenzt. Die Kita müsse ohne eigene Freifläche auskommen. Dafür könnten die Kinder aber laut Pfendner die Grünfläche vor dem Stadtarchiv auf der gegenüberliegenden Straßenseite mitnutzen.
Mischung aus Wohnungen und Bürofläche möglich?
Der zuständige Bezirksausschuss (BA) Schwabing-West ist skeptisch. Größere Vorbehalte hat das Bürgergremium wegen der Verteilung: 30.000 Quadratmeter Bürofläche zu null Quadratmeter Wohnfläche. "Wir wünschen uns viel mehr ein Mischkonzept, bei dem auch Wohnungen entstehen", sagt die BA-Vorsitzende Gesa Tiedemann von den Grünen. Sie und die anderen BA-Mitglieder haben den Entwurf deshalb in der letzten BA-Sitzung einstimmig abgelehnt.

Laut Tiedemann würde der Bebauungsplan auch eine Mischung aus Wohnungen und Bürofläche akzeptieren. Aus Sicht des Immobilienunternehmens ist der Neubau aber "prädestiniert" für ein Bürogebäude, sagt Stefan Pfendner von Ariston. Nach seiner Auffassung gibt es im Stadtkern zu wenig zentral gelegene, moderne Bürokomplexe und es hätten bereits "einige namhafte Unternehmen und Institutionen" Interesse an einer Nutzung bekundet.
Am Ende entscheidet die Lokalbaukommission
Die BA-Mitglieder fragen sich hingegen, wie die rund 1.000 Menschen, die in dem Gebäude einmal arbeiten sollen, zur Arbeit kommen und wo sie parken sollen. "Wir vermissen ein Verkehrskonzept", sagt Gesa Tiedemann im Hinblick darauf, dass unterirdisch 370 Parkplätze geplant sind.
Dem wuchtigen Bau würden auch einige große alte Pappeln an der Winzerer-, Ecke Wormserstraße zum Opfer fallen. Auch das gefällt dem Bezirksausschuss nicht: Das geplante Gebäude solle generell ein Stück zurückweichen, sodass mehr öffentliche Freifläche übrigbliebe. Aber die Macht des Bezirksausschusses ist begrenzt. Dessen Meinung wird zwar gehört, aber über eine Genehmigung entscheidet am Ende die Lokalbaukommission - und die entscheide eher nach den Bestimmungen des Bebauungsplans, glaubt Tiedemann.
Das Urteil steht noch aus. Wenn es nach Ariston ginge, könnte der Bau schon in einem Jahr starten und 2024 bezogen werden.