So ticken wir in Giesing
Horst Walter, Chef des Vereins „Freunde Giesings" über sein Viertel -die schönen Flecken und die problematischen Ecken
München - Ich lebe seit 1967 in Giesing und bin mit einer Ramersdorferin verheiratet. Der Giesinger Bürger ist ein sehr interessierter Münchner, aber keiner, der alle Neuerungen mit großem Applaus begrüßt – er ist kritisch und abwartend, aber nicht ablehnend.
Ursprünglich kommen viele Giesinger aus der Arbeiterbewegung, denn früher gab es in unserem Viertel viele bedeutende Industriebetriebe wie zum Beispiel Agfa oder Merk Telefonbau, die für Arbeitsplätze sorgten.
Wo ich einen schönen Sommerabend verbringe? Am liebsten in meinem Garten. Wir haben die Zäune zwischen drei Häusern abgebaut und sitzen abends gerne mit Nachbarn zusammen. Aber hin und wieder radle ich auch spontan in die Menterschwaige nach Harlaching – der Giesinger fühlt sich auch in „fremden“ Stadtvierteln wohl.
Als Vorsitzender des Vereins „Freunde Giesings“ und Bezirksausschussvorsitzender von Obergiesing-Fasangarten liegt mir natürlich die städtebauliche Entwicklung „meines“ Stadtteils ganz besonders am Herzen. In den nächsten Jahren stehen wichtige Projekte an: etwa das Gebiet hinter dem neuen Agfa-Hochhaus. Dort entstehen in den nächsten drei bis vier Jahren rund 1000 Wohnungen für 2200 bis 2500 Bewohner. Lauter neue Giesinger Bürgerinnen und Bürger – mit ihnen kommen wir bei der Einwohnerzahl auf über 50 000.
Im Frühjahr beginnt der Abbruch des Hertie-Gebäudes, das zwischendurch als „Puerto Giesing“ genutzt wurde – das haben wir sehr begrüßt. Am Tegernseer Platz soll endlich ein städtebaulich adäquates Gegenstück zur Tela-Post gebaut werden. Sehr belastend für die Giesinger ist das extreme Verkehrsaufkommen am Mittleren Ring mit Abgasen, Lärm und Staub. Dort fahren in 24 Stunden über 140 000 Fahrzeuge – das ist ein Spitzenwert für ganz Deutschland.
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