So kam der Kaugummi nach München

AZ-Leser Hans Hirtreiter hat die Ungererstraße in den 50ern als Bub erlebt. An den "Chewing Gum" der amerikanischen Soldaten kann er sich gut erinnern.
Hans Hirtreiter |
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Freimann - Aufgewachsen bin ich in den 50er-Jahren an der Ungererstraße und zwar im nördlicheren Abschnitt, der nicht mehr zum vornehmen Schwabing sondern zu Freimann gehört. Fast täglich sah ich in Lastwagen und Jeeps amerikanische Soldaten vorbeifahren, denn hier im Norden Münchens gab es viele Kasernen, in denen sie untergebracht waren.

Wir Jungens stellten uns dann an den Straßenrand und riefen „Chewing Gum!“ und meist wurde uns tatsächlich auch von den Soldaten Kaugummi zugeworfen.

Einer der älteren Jungen, ich war damals höchstens fünf oder sechs Jahre alt, riet mir: „Wenn ein Neger im Jeep sitzt, musst du noch Nigger rufen, dann bekommst du besonders viele Kaugummis.“

Das einzige Wort, das ich damals auf Amerikanisch sprechen konnte, war Chewing Gum, ich wusste wirklich nicht, welchen Begriff ich verwenden sollte. Als eines Tages ein großer, dunkelhäutiger Soldat auf dem Beifahrersitz eines Jeeps vorbeikam, schrie ich mit meinem lauten, hellen Knabenton: „Chewing Gum, Nigger!“

Da sprang der schwarze Soldat mit finsterer Miene aus seinem Fahrzeug und direkt auf mich zu. So schnell ich konnte - und ich war damals leicht und flink – rannte ich davon, der GI erwischte mich nicht. Hinter der Mauer im Hof meines Wohnblocks versteckt dachte ich da: "Nicht so sehr amerikanische Soldaten sind gefährlich, es sind wohl eher falsche Freunde."

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