Sendling: DAV will Boulderhalle und stößt damit auf Widerstand

Der Deutsche Alpenverein will seine Anlage um eine Boulderhalle erweitern. Der BA ist dagegen, weil Grün weichen soll.
Bettina Funk |
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Ein Blick auf die geplante Westseite.
DAV 2 Ein Blick auf die geplante Westseite.
Der sogenannte Schrein soll abgerissen werden.
Privat 2 Der sogenannte Schrein soll abgerissen werden.

Sendling - Bouldern ist in, konventionelles Klettern eher out. So jedenfalls beschreibt es der Deutsche Alpenverein (DAV). Weil die alte Beton-Freianlage des DAV Kletter- und Boulderzentrums München-Süd in Sendling nur noch wenig genutzt werde, will der Verein mit einer neuen Boulderhalle erweitern. Bouldern ist ungesichertes Klettern in Absprunghöhe, ein Sturz wird abgefedert von dicken Matten.

Das stößt jedoch auf Ablehnung bei den Stadtteilpolitikern. Nun hat der DAV eine an Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) gerichtete Online-Petition "Ja zum Boulder- & Kletterparadies!" für die Durchsetzung des Erweiterungsbaus gestartet und wirbt mit dem Schlagwort "BoulderStattBeton" dafür.

DAV stößt mit Boulderhallen-Wunsch auf Gegenwind

Die neue zweistöckige Boulderhalle soll dort entstehen, wo bisher ein Betongebirge zum Klettern steht. Doch das gefällt dem Bezirksausschuss Sendling (BA) nicht. Denn: "Die Kletteranlage steht in einer Grünanlage und hat sowieso schon eine Ausnahmegenehmigung", sagt Markus Lutz (SPD), der BA-Vorsitzende.

Der Flächennutzungsplan weist den Bereich, auf dem sich die Anlage befindet, als "übergeordnete Grünbeziehung" aus. Er hat die Funktion einer städtischen Frischluftschneise.

"Sport im Freien ist dort erlaubt, eine Bebauung aber nicht", erklärt Markus Lutz. Der geplante Erweiterungsbau des DAV solle aber auf den über 30 Jahre alten Kletterfreiflächen errichtet werden und sei deshalb nicht zulässig, so der BA-Vorsitzende.

Ein Blick auf die geplante Westseite.
Ein Blick auf die geplante Westseite. © DAV

Bezirksausschuss äußert ökologische Bedenken

"Bereits der Bau der Anlage und ihre Vergrößerung 2011 waren Ausnahmegenehmigungen. Danach hat man uns versprochen, dass es das war", sagt Lutz. Gegen Umbaumaßnahmen des Freibereichs oder im Inneren der bestehenden Hallen habe man natürlich nichts, so der BA-Chef weiter.

Die ökologischen Bedenken waren auch der Hauptgrund, warum der BA einen ersten Bauantrag des DAV im vergangenen Oktober abgelehnt hatte.

Dies stößt beim DAV jedoch auf Unverständnis. "Wir werden den Grüngürtel nur minimal anfassen", sagt Michael Düchs, Mitglied des Trägervereins des Kletter- und Boulderzentrums. Das neue zweistöckige Gebäude solle außerdem auch nicht höher als der Baumbestand im dortigen Bereich werden. "Ich weiß nicht, wie es die Frischluftschneise stören soll", so Düchs. Jedoch sind rechtlich in Frischluftschneisen Bebauungen generell verboten.

Anwohner beschweren sich über Parkplatzprobleme

Ein weiteres Argument des Bezirksausschusses gegen die Erweiterung der Anlage stellt die dortige Parkplatzsituation dar. "Es beschweren sich immer wieder Anwohner bei uns, dass die Kletterer ihnen die Stellplätze wegnehmen", erklärt der BA-Vorsitzende Lutz.

Markus Düchs vom Kletterzentrum hält dagegen und erklärt, dass man dieses Problem ebenfalls sehe, allerdings glaube man nicht, dass es eine nennenswerte Auswirkung auf die Parkplatzsituation im Vergleich zur bisherigen Situation geben wird, da schon bisher etwa 65 Prozent der Kletterer mit dem Rad oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreisten.

Außerdem rechne man damit, dass die Zahl der Besucher nach der Erweiterung von derzeit zirka 570 auf rund 740 pro Tag steigen werde – etwa auf das Niveau von 2013.

Unstimmigkeiten auch unter den Vereinsmitgliedern

Ein weiterer wichtiger Punkt, der laut Düchs für die neue Boulderhalle spreche, sei, dass die alten Hallen nicht barrierefrei zugänglich seien.

Unstimmigkeiten über die Erweiterung gibt es aber nicht nur zwischen Politik und Kletterern, sondern auch unter den Vereinsmitgliedern selbst. Denn unter denen gibt es einige, die den sogenannten "Schrein" unbedingt behalten möchten. Dabei handelt es sich um eine etwa 20 Meter lange Wand mit Quergang, die aber nur rund sechs Prozent der Gesamtfläche ausmacht. Die Unterstützer wollen ebenfalls durch eine Online-Petition diesen "Schrein" retten.

Der sogenannte Schrein soll abgerissen werden.
Der sogenannte Schrein soll abgerissen werden. © Privat

"Ich kann das verstehen, ich klettere selbst dort auch gerne", sagt Michael Düchs. Und weiter: "Aber statt dieser einen Wand, sehe der Neubau ganz viele neue Boulder-Möglichkeiten vor. Außerdem hatte unsere Petition ‚Ja zum Boulder- & Kletterparadies!’ innerhalb eines Tages mehr Unterstützer als die ‘Schrein’-Petition insgesamt."

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