Seit einem Jahr kein warmes Wasser

Eine schöne, heiße Dusche? Seit eineinviertel Jahren gibt es in der Wilhelm-Hale-Straße damit Probleme – jetzt wird die Wohnanlage ein Fall für den Stadtrat.
von  Julia Lenders
Manuela Matt und ihr Sohn Justin würden gerne mal wieder duschen - ohne Temperaturschwankungen.
Manuela Matt und ihr Sohn Justin würden gerne mal wieder duschen - ohne Temperaturschwankungen. © Katharina Alt

Neuhausen - Manuela Matt hat ein ganz simples Bedürfnis. Eine schöne, heiße Dusche. Doch seit die 45-Jährige mit ihrem kleinen Sohn in ihrer Wohnung in der Wilhelm-Hale-Straße lebt, scheint das zu viel verlangt. Von vornherein gab’s in der vor rund eineinviertel Jahren fertig gestellten Wohnanlage Probleme mit der Warmwasserversorgung.

Mal lief’s. Mal nicht. „Zeitweise hatten wir auch gar kein warmes Wasser“, berichtet Manuela Matt. Dann sei ein Heizmobil im Vorhof aufgestellt worden – eine externe Energiequelle. „Das hat aber auch nichts genutzt“, sagt die Alleinerziehende, die in einer Sozialwohnung lebt.

Der Zustand jetzt: Die Duschtemperatur lässt sich nicht regulieren. Das Wasser ist entweder zu heiß oder nur lauwarm. Mit einem Mal schießt es dann wieder ganz kalt heraus. So wird Duschen zur Tortur. Vor allem, wenn man einen Sechsjährigen daheim hat. Wie den kleinen Justin. „Im Moment wasche ich ihn nur mit dem Waschlappen. Er ist eh dauernd erkältet“, sagt die Mama. Sie selbst zwinge sich einmal die Woche unter die unberechenbare Dusche. „Das ganze Haus hat diese Probleme.“

Hinzu kommt noch ein anderer, ekliger Mangel. Manuela Matt schildert: Im Abfluss der Dusche schwämmen Fäkalien, die es von der Toilette herüberspült. Mehrfach waren deshalb Handwerker da. Helfen konnte bisher keiner. „Es gibt Tage, da stinkt die ganze Wohnung danach.“

Im Vergleich dazu nimmt sich ein weiteres Problem im Wohnzimmer fast als kleine Macke aus. Weil Balkon- und Wohnzimmerboden bündig ausgeführt und nur durch eine kleine Schiene getrennt sind, herrscht bei Regen immer Überschwemmungsgefahr. Das Parkett an dieser Stelle wölbt sich bereits.

Verwalterin der Wohnanlage in Neuhausen ist das städtische Wohnungsbauunternehmen Gewofag. Dort weiß man längst um die Problematik. Ende November entschuldigte sich die Gewofag für die „Störungen bei der Warmwasserversorgung“ schriftlich. Und gewährte von sich aus eine dreimonatige Mietminderung. Die machte insgesamt rund 190 Euro aus. Allein: Die versprochene Lösung lässt weiter auf sich warten.

Manuela Matt schrieb deshalb Briefe, sammelte sogar Unterschriften bei insgesamt 28 Nachbarn, die auch entnervt sind. „Aber ich habe keine Antwort bekommen.“ In ihrer Not wandte sie sich an CSU-Stadtrat Marian Offman. Dass die Bewohner nun seit über einem Jahr mit dem Thema zu tun hätten, nennt er „völlig inakzeptabel“ und sogar „menschenverachtend“. „Die Mieter im sozialen Wohnungsbau fühlen sich als Menschen zweiter Klasse“, berichtet er. Gestern stellte Offman eine Stadtratsanfrage. OB Christian Ude als Aufsichtsratschef der Gewofag solle den Sachverhalt aufklären und dem Stadtrat darstellen.

Auf AZ-Anfrage antwortete die Gewofag gestern kurz und knapp: Sie sei „bemüht, in dieser Angelegenheit die bestmögliche Lösung zu finden“. Im Fokus stehe dabei, dass die Versorgung der Mieter gesichert ist. Dafür ist derzeit die mobile Heizstation, genannt „Hot Mobil“, im Einsatz. Das Unternehmen versichert: „Die Gewofag arbeitet daran, die Ursachen des Problems gründlich zu eruieren, so dass es umfassend behoben werden kann.“

Was die Fäkalien in der Dusche angehe, habe man sich der Sache bereits angenommen und eine Firma beauftragt, die das untersucht habe. Mängel seien dabei nicht feststellt worden.

Manuela Matt kann darüber nur den Kopf schütteln. Sie erwägt jetzt, das Gesundheitsamt einzuschalten. Die Frau hat die Nase voll. Auch über einen Auszug hat sie schon nachgedacht. Obwohl sie sich – abgesehen von den Dusch-Problemen – ganz wohl fühlt in ihren 47 Quadratmetern. „Wenn sich hier weiter nichts tut, werde ich einen Antrag auf eine andere Wohnung stellen.“

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