Schwanthalerstraße: Streit um das Dönerhaus
Am Montag wird die marode Immobilie in der Schwanthalerstraße versteigert. Im Rathaus ist man sich darüber uneins, ob die Stadt mitbieten soll.
Seit 2005 steht das sogenannte Dönerhaus auf der Schwanthalerhöhe leer. Eigentlich sollte die marode Bruchbude längst abgerissen und von einem Hotel ersetzt werden. Doch dem Investor ist das Geld ausgegangen. Nun kommt das Gebäude am Amtsgericht unter den Hammer.
Schon für kommenden Montag ist die Zwangsversteigerung angesetzt, dann wird das Dönerhaus voraussichtlich einen neuen Eigentümer finden.
Die Stadt hätte gerne mitgeboten. Kommunalreferent Axel Markwardt (SPD), Münchens oberster Immobilienverwalter, würde das Grundstück gerne einer der beiden städtischen Wohnungsbaugesellschaften vermachen, der Gewofag oder der GWG. Die hätten dort dann günstige Wohnungen bauen können. Doch daraus wird nun nichts.
Der Marktwert des Grundstücks liegt bei ca. 3,5 Millionen Euro
Die CSU im Rathaus sperrt sich gegen eine Teilnahme an der Versteigerung. „Das Geld soll die Stadt lieber irgendwo ausgeben, wo es realistischer ist“, sagt Hans Podiuk. Bei dem zu erwartender Preis, so der CSU-Fraktionschef, sei es geradezu utopisch, dass die Stadt den Zuschlag bekommt.
Tatsächlich dürfte das Dönerhaus nicht günstig werden. Das Gebäude selbst ist zwar unrettbar verfallen. Nur noch Ratten und Tauben tummeln sich in dem Gemäuer. Auf dem Grundstück ruht aber ein massives Baurecht. Das treibt den Preis ordentlich in die Höhe.
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Im Herbst 2013 genehmigte die Stadt einen mehrgeschossigen Hotelbau, dazu eine riesige Tiefgarage. Gutachter der Stadt schätzen den Marktwert des Grundstücks deshalb auf etwa 3,5 Millionen Euro. Denn wo in Zentrumsnähe kann man sich baulich schon noch so üppig entfalten?
Die Erfolgsaussichten der Stadt wären also womöglich wirklich gering gewesen. Zahlungskräftige Investoren dürften bei der Versteigerung Schlange stehen – und über Marktwert darf die Stadt nicht bieten. „Wir hätten es trotzdem gerne versucht“, sagt Alexander Reissl, der Chef der Rathaus-SPD.
Luxuswohnungen oder Hotel - günstiger Wohnraum wird's wohl nicht werden
Auch die Grünen sind verärgert über die Blockade-Haltung der CSU. Schließlich könne man nicht fest davon ausgehen, dass der künftige Eigentümer dort auch ein Hotel plant. Bei Wohnungsbau etwa würde der Marktwert des Grundstücks auf 1,5 bis 2,5 Millionen sinken, je nachdem, ob der Investor Luxus- oder Sozialwohnungen plant. Und da wiederum wäre die Stadt sehr wohl in der Lage gewesen, mitzubieten, sagt Stadtrat Herbert Danner. Er hält den vorauseilenden Verzicht deshalb für eine „vertane Chance“.
In der CSU hält man das für Augenwischerei. Schließlich lastet auf dem Grundstück auch noch eine Art Grunddienstbarkeit. Das bedeutet, ein Gastronomiebetrieb, in diesem Fall Hacker, hat das Recht inne, in dem Haus ein Wirtshaus zu betreiben. Dieses Recht hätte man der Brauerei erst einmal abkaufen oder einfach darauf verzichten müssen, im Erdgeschoss Wohnungen zu bauen. Den potenziellen Nutzen freilich hätte das wiederum deutlich geschmälert.
So wird der um 1860 erbaute Riedwirt, in dem später die namensgebende Dönerbude untergebracht war, also den Marktmechanismen überlassen. In München bedeutet das in der Regel: Luxuswohnungen – oder vielleicht doch noch ein Hotelbau.
Im Viertel wird man das nur ungern hören. Ein Bündnis von Leerstandsgegnern setzt sich seit Wochen dafür ein, dass die Stadt das Haus ersteigert. An ein Sozialprojekt und an günstigen Wohnraum war gedacht. Der künftige Eigentümer hat aber sicher andere Ideen.
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