Schönfeldstraße in München: Mietergemeinschaft wegen Sanierungen in Sorge

An der Schönfeldstraße soll saniert werden. Die Bewohner sorgen sich um ihre Bleibe – und gründen eine Mietergemeinschaft.
Eva von Steinburg |
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Die Schönfeldstraße 14 - die Bewohner fürchten um ihre Mietverträge.
Daniel von Loeper Die Schönfeldstraße 14 - die Bewohner fürchten um ihre Mietverträge.

An der Schönfeldstraße soll saniert werden. Die Bewohner sorgen sich um ihre Bleibe – und gründen eine Mietergemeinschaft.

Maxvorstadt – Am Englischen Garten läuten die Alarmglocken: Die älteren Bewohner von 90 kleinen Apartments sorgen sich um ihre Bleibe. Ihr Apartment-Haus in der Schönfeldstraße 14 hat vor 1,5 Jahren den Besitzer gewechselt. Nun soll saniert und modernisiert werden. Die Pläne zur Barrierefreiheit und zur energetischen Sanierung klingen zwar gut, werfen jedoch auch Fragen auf.

Der Bezirksausschuss Maxvorstadt hat das Bauvorhaben jedenfalls abgelehnt: "Wir befürchten, dass sich die Mieter ihre Wohnungen nicht mehr leisten können, wenn Modernisierungs-Kosten auf ihre Miete umgelegt werden", sagt Britta Gürtler (CSU), Planungssprecherin im Bezirksausschuss.

Als Bauingenieurin und Mieterbeirätin der Stadt stört sie: "Der Eigentümer plant einen kleinen, verschatteten Sandkasten in einer Ecke des Innenhofs, obwohl hier sowieso keine Kinder wohnen. Ich vermute eine Alibi-Maßnahme, um 11 Prozent der Kosten für die Modernisierung weitergeben zu können."

Lesen Sie hier: Gerichtsurteile: Ein guter Tag für Münchner Mieter

Nun berät die CSU-Frau die älteren Mieter beim Vernetzen und Gründen einer Mietergemeinschaft. Mindestens fünf Damen sind Mitglied im Mieterverein. "Es erregt mein Gemüt zu sehen, wie die angestammte Bevölkerung aus der Stadt verdrängt wird. Die Maxvorstadt soll nicht nur das Viertel der Schönen und Reichen sein", sagt Gürtler (43).

Immer mehr Luxuswohnungen entstehen: Die Mieter machen sich Sorgen

Die Mieter sind tief besorgt über die Sanierungspläne. Sie wollen bleiben. Kein Wunder, denn ihr T-förmiges 60er-Jahre-Haus ist nur äußerlich unscheinbar. Die Lage begeistert: Es liegt 70 Meter vom Englischen Garten.

Das Verhalten des neuen Eigentümers macht den Mietern inzwischen Angst: "Als die Heizung ihren Geist aufgab, ließ der Vermieter uns sechs Wochen frieren", sagt ein Bewohner der Schönfeldstraße 14. "Viele ältere Leute sind Ostern bei 14 Grad Celsius in ihren 30-qm-Apartments gesessen", sagt er. Manche wären verzweifelt zu Bekannten gezogen. "Absurd. Wir hatten einen Totalausfall der Heizung vom 6. März bis 12. Mai", bestätigt eine junge Mieterin.

"So etwas macht man, wenn man sparen möchte oder wenn man seine Mieter vorsätzlich zum Auszug bewegen will. Auch Wasserschäden werden nur sehr zögerlich repariert", hat Stadtteilpolitikerin Britta Gürtler erfahren. Der Haus-Eigentümer, die GBW Portfolio 1 GmbH & Co KG, lässt dazu über eine GBW-Sprecherin ausrichten: "Es handelte sich damals um komplizierte Reparaturen, die nicht umgehend behoben werden konnten."

Zuletzt sind in der Maxvorstadt viele Luxuswohnungen entstanden. Den Wert einer guten sozialen Mischung im Viertel, hat die Stadtverwaltung aber inzwischen erkannt: Seit Ende Januar ist die Augustenstraße – vom Stiglmaierplatz bis zur Heßstraße – als Erhaltungsgebiet geschützt. Hier hat die Stadt jetzt ein Vorkaufsrecht.

Luxussanierungen - auch hier wird protestiert

In der Maxvorstadt wird derzeit viel saniert. Doch es gibt Widerstand. Zwei Beispiele:

  • Im Haus Augustenstraße 96 war letztes Jahr allen 45 Mietern gekündigt worden. Doch die Bewohner haben sich erfolgreich gegen ihren Rauswurf gewehrt. Das Beispiel zeigt, wie kämpferisch und geschickt Mieter in der Maxvorstadt oft Flagge zeigen – auch gegen knallharte Investoren und ihre Interessen.
  • Auch im Wohnhaus Rambergstraße/ Ecke Türkenstraße hat jetzt eine Mietergemeinschaft selbstständig eigene Anwälte eingeschaltet.
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