Schildkrötenrettung im Westpark: Rettung aus der Freiheit
Westpark - Mit einem großen Kescher fischen Merlin Weiss und Markus Baur eine kleine Wasserschildkröte aus dem Mollsee im Westpark. "Das ist eine Rotwangenschmuckschildkröte", erkennt Merlin Weiss sofort. Das Urteil des Tierpflegers der Auffangstation für Reptilien zum Ernährungszustand des Tieres lautet: "sehr abgemagert".
Das ist das Hauptproblem: Die Wasserschildkröten können an den hiesigen Seen nicht lange überleben. Die Tiere werden oft als Babys gekauft, sind aber nach ein paar Jahren deutlich gewachsen und das Aquarium macht dann doch zu viel Arbeit.
"Unter dem Deckmäntelchen, dass sie in die Freiheit entlassen werden, werden Schildkröten ausgesetzt", sagt Markus Baur, Leiter der Auffangstation für Reptilien. "Das sieht idyllisch aus an den Seen und Teichen, wenn die sich auf den Steinen sonnen. Aber die Tiere leiden", so Baur.
Die Tiere bringen das Ökosystem durcheinander
Gerade der Herbst sei oft zu lang, zu kalt und zu nass, aber nicht kalt genug, dass die Tiere bereits in die Winterruhe gehen würden. Gleichzeitig finden sie nicht ausreichend Nahrung. "Einen Winter halten sie oft durch, dann krepieren sie vor sich hin", erklärt Markus Baur, der auch Fachtierarzt für Reptilien ist. Außerdem bringen die Tiere, die hier nicht heimisch sind, das Ökosystem durcheinander.
Den Weltschildkrötentag am Mittwoch nutze das Team der Auffangstation deswegen dafür, ausgesetzte Schildkröten einzufangen und in der Auffangstation unterzubringen. Aber die Aktion stößt auf Unverständnis. Eine Spaziergängerin fragt die Tierschützer, "wie viel Zentimeter Platz" die Schildkröten denn dann hätten. "Das Haus der Wasserschildkröten hat sechs Teiche, der größte hat alleine eine Fläche von 145 Quadratmetern", erklärt man ihr.
Dabei wäre Markus Baur sehr gerne bereit, mit der Stadt ein Biotop für die Wasserschildkröten zu bauen. "Dafür muss ein umzäunter Teich angelegt werden und die Schildkröten vor dem Winter eingesammelt werden", sagt er.
16 Tiere aus der Auffangstation sind in den nächsten zwei Jahren im Sea Life zu sehen. Dort gibt es nämlich zurzeit eine Sonderausstellung der Wasserschildkröten. Das Sea Life im Olympiapark will damit auf die richtige Haltung der Tiere aufmerksam machen und Spenden für die Reptilien-Auffangstation sammeln. Die will in den nächsten Jahren nämlich neubauen. "Dafür müssen wir eine Million Euro zusammenkriegen", sagt Markus Baur. Und hofft auf Spenden.
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