Schellingstraße in München: In das Blaue Haus in der Maxvorstadt kommen teure Luxus-Wohnungen
München - Lautes Bohren, Bauschutt im verlassen wirkenden Flur, Kabel hängen aus den Wänden, Türschilder sind schon vor den Wohnungen abmontiert: Im "Blauen Haus" in der Schellingstraße wird gerade offensichtlich kernsaniert.
Von den alten Mietern scheint da, wie so oft in München, nicht viel übrig zu bleiben. Eine von denen, die - noch - da sind, spricht mit der AZ. Sie will ihren Namen nicht in der Zeitung lesen, erzählt aber, wie sehr sie sich im Stich gelassen fühlt. Vom Hausmeister, der sich nicht mehr verantwortlich fühle, den Gang zu putzen, von der Baufirma, die keine genaue Auskunft gebe. Und: Die Frau hat Angst, wie es für sie und ihre kleine Familie weitergehen soll.
Seit Oktober steht das Gerüst vor dem Haus in der Schelling-straße, in dem das Café Emil war (und in das es wieder einziehen soll). "Zu 80 Prozent müssen wir aus unserer Wohnung raus, sobald sich ein Käufer findet. Wann genau das passieren wird und ob wir danach weiterhin hier wohnen können, weiß ich nicht", erzählt die Mieterin.

Sie hat, wie so viele, die in München in diese Situation kommen, Angst, keinen adäquaten Ersatz zu finden. Und: Sie leidet unter der Baustelle. Ihre Wohnungstüre lässt sich nur einen Spaltbreit öffnen, weil sich das Handtuch, das den Schmutz draußen halten soll, nicht recht verschieben lässt. Die Kernsanierung ist von morgens bis abends in vollem Gange: Treppenhaussanierung, Kompletterneuerung der Fenster. Neue Briefkastenanlagen werden eingebaut, neue Wohnungs-, Hof- und Eingangstüren.
14 von 19 Wohnungen schon verkauft
Die Mieterin wird von all dem wohl nichts mehr haben. Die geldigen Neu-Eigentümer schon. Das Interesse ist offenbar groß, das nötige Kleingeld da. Seit ein paar Tagen werden die Wohnungen intensiv beworben. Von den 19 Wohneinheiten seien 14 schon verkauft, erklärt ein Sprecher der Omega-Gruppe, die die Wohnungen vermarktet, auf AZ-Nachfrage.
Bis zu 14.000 Euro pro Quadratmeter kosten die Wohnungen. Drei Zimmer für 1,2 Millionen Euro in einem Haus, das von außen wie ein stinknormales Mietshaus aussieht - und sicher nicht nach repräsentativem Luxuswohnen. "Am kulturellen Puls der Stadt und doch in familiärer Nachbarschaft erleben Sie hier unverfälschte Münchner Lebensart!": So wird die Immobilie an der Ecke zur Schleißheimer Straße beworben.
Und was wird aus den alten Mietern? Der Omega-Sprecher betont, es seien Prämien gezahlt und alternative Wohnungen angeboten worden. Mit 17 von 19 Parteien habe man sich so geeinigt. Allerdings räumt er ein, der "Umgang mit den Mietern" sei "teilweise nicht geschickt" verlaufen. Trotzdem tue die Omega "ihr Bestes", damit eine gute Lösung für alle Mieter gefunden wird. Die Frau im staubigen Treppenhaus ist da skeptisch. Und hofft doch, dass sie bleiben kann. In ihrer Wohnung. Oder wenigstens in München.
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