Saunabrand in Studentenheim fordert Todesopfer

Schwabing-Freimann - Es ist zwar kein Flammeninferno gewesen, dem Feuerwehr und Polizei in der Nacht von Montag auf Dienstag begegnet sind. Brandgefährlich war es trotzdem. Es handelte sich um ein Rauch-Inferno um etwa 2.30 Uhr, gegen das die Einsatzkräfte ankämpfen mussten. Vorläufige Bilanz: eine Tote, ein Schwerverletzter, drei Leichtverletzte.
Eines der Hochhäuser in der Studentenstadt, das sogenannte Rote Haus an der Christoph-Probst-Straße, war laut Feuerwehr mit tiefschwarzem Rauch umhüllt. "Einer der Bewohner hatte den Notruf gewählt und meldete aufsteigenden Rauch aus dem Keller", sagt der zuständige Einsatzleiter der Feuerwehr, Christian Schnepf.
Feuer in Studentenwohnheim: 28 Löschtrupps rücken an
Viele Studierende standen auf den Balkonen ihrer Einzelapartments und winkten Hilfe herbei, als die Feuerwehr gemeinsam mit den Einsatzfahrzeugen der Polizei eintraf. 28 Löschtrupps rückten an und drangen mit Atemschutz Richtung Keller vor.
Drei Drehleitern wurden positioniert, um die Bewohner von den Balkonen zu retten. Doch am Ende wurden sie nicht gebraucht, weil der Brandherd schnell unter Kontrolle gebracht wurde: Die Sauna im Keller hatte sich entzündet und stand zunächst lichterloh in Flammen.
Feuerwehrler Stahn: "Das kann schnell tödlich enden"
Im Treppenhaus des Kellers wurde auch der erste Schwerverletzte geborgen. Der junge Mann lag bewusstlos am Boden. "Da reichen wenige Atemzüge von dem giftigen Rauch und man ist sofort bewusstlos. Das kann schnell tödlich enden. Wer bewusstlos wird, atmet ja den Rauch weiter ein", sagt Sebastian Stahn von der Feuerwehr.
Daher sei die Situation so gefährlich gewesen, obwohl ja nicht das ganze Gebäude brannte, sondern "nur" die Sauna im Keller. "So ein heißer Rauch hat enorme Auftriebskraft und verbreitet sich schnell in allen Stockwerken", sagt Stahn.
23-Jährige kommt bei Saunabrand ums Leben
Wie gefährlich dieser giftige Rauch sein kann, zeigte sich viel weiter oben im vierten Stock. Hier fand die Feuerwehr die zweite Schwerverletzte leblos im Treppenhaus. Sie musste reanimiert werden. Die junge Frau versuchte offenbar, durch den Gang ins Freie zu gelangen. Möglicherweise wurde sie aus dem Schlaf gerissen. Sie starb am 1. März ihren Verletzungen in einer Klinik.
"Die Bauweise entspricht geltenden Feuerschutzbestimmungen"
"Das ist genau das Falsche in so einer Situation", sagt Stahn, "bei starker Rauchentwicklung sollten Sie immer in der Wohnung bleiben, wenn möglich auf den Balkon gehen, Notruf wählen und auf Hilfe warten", das sei das Sicherste. Keiner müsse bei geltendem deutschen Baurecht Angst haben, dass das ganze Gebäude plötzlich in Flammen stehe. Sogar ein Feuer im Treppenhaus führe nie automatisch zu einem Vollbrand.
Die Studentenstadt ist ein wenig in die Jahre gekommen. An vielen Nord-Balkonen haftet Moos. Das blaue Hochhaus wird derzeit kernsaniert. Würde man die Gebäude heute noch so bauen? "Absolut", sagt Stahn, "die Bauweise entspricht geltenden Feuerschutzbestimmungen." Das Rote Haus samt Sauna sei zudem 2017 im Rahmen einer "Feuerschutzbeschau" von der Feuerwehr begutachtet worden. "Keine Mängel", sagt Stahn.
Von Brandstiftung geht momentan niemand aus. Das Rote Haus ist in der Studentenstadt das einzige Hochhaus mit Sauna, die bis vor der Pandemie recht beliebt war. Doch seit dem Lockdown ist auch hier der Betrieb laut Bewohnern eingestellt.
Studenten "begeistert von der Professionalität der Einsatzkräfte"
Die Studierenden Ksenia (29), Rami (21) und Muhammad (30) wohnen im zweiten Stock des Roten Hauses. "Die Verantwortlichen der Sauna sind alle sehr gewissenhafte Leute. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie jemand nachts angeschmissen hat", sagt Rami, der Geowissenschaften studiert. Er, die Bauingenieurstudentin Ksenia und Master-Student Muhammad waren noch wach, als der Rauch in ihre Gänge drang. "Es roch wie angezündete Streichhölzer", sagt Rami.
"Wir sind heute rausgegangen, weil das ganze Gebäude immer noch stark nach kaltem Rauch riecht", sagt Muhammad lange nach Ende der Löscharbeiten. Ob sie einen technischen Defekt für möglich halten? "Vielleicht", sind sich die drei Bewohner einig. An Brandstiftung glauben sie nicht. Alle drei wollen noch etwas loswerden: "Wir sind begeistert von der Professionalität der Einsatzkräfte. Da saß jeder Handgriff, wir fühlten uns sehr sicher", sagen sie. Ihnen sei zu verdanken, dass nicht mehr passiert sei.
Bei der Polizei hat nun das Kommissariat 13 die Ermittlungen übernommen. Bereits am Dienstagmittag wurden Materialproben aus der Sauna für Labortests eingepackt.