Sauerei! SPD-Stadtrat grillt seine Kollegen
Aubing - Dass Säue durchs Dorf getrieben werden, gehört zu jedem Wahlkampf. Normalerweise im übertragenen Sinne. In Aubing nimmt man die Redensart jedoch nahezu wörtlich.
Josef Assal, Stadtrat und Vorsitzender des Bezirksausschusses, hat jetzt ein Schwein zur Polit-Sau gemacht: Der Politiker nahm Lebensmittelfarbe und ließ das tote Tier mit allem beschriften, was ihm nicht in den Kram passt:
„Münchner Stadtrat“ steht auf dem Rücken des Schweins, „Amigos Freiham“ auf seinem rechten Vorderlauf, „Neuaubinger Zeitung“ auf der rechten Hinterbacke, „Aubing CSU“ auf der linken.
Dann röstete er das Spanschwein am Spieß bei einem Straßenfest – bis die Flammen die Schrift bis zur Unkenntlichkeit verbrannt hatten.
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Ein Geheimnis macht Josef Assal aus der bizarren Zeremonie nicht. Im Gegenteil: Jeder soll davon erfahren. Gestern Nachmittag schickt er der AZ mehrere Mails. Im Dateianhang: Fotos der bemalten Sau in allen Perspektiven. Betreffzeile: „Ein bissl Spaß“.
„Schande für den Stadtrat und Bezirksausschuss“
Die Aktion ist vorläufiger Höhepunkt einer Schlammschlacht, die seit Jahren in Aubing tobt. Zuletzt ging es vor allem um die Zukunft der Freihamer Allee.
Die Bahn will eine Unterführung bauen und dafür alte Bäume fällen. Josef Assal ist dagegen, startete ein Bürgerbegehren, für das er – pikantes Detail – den Briefkopf des Bezirksausschusses (BA) nutzte, dessen Vorsitzender er ist. Der Stadtrat votierte für die Unterführung.
Seitdem steht das Gremium auf Assals Hassliste – und auf dem Rücken des Schweins. Besonders wütend ist der Aubing auf den CSU-Vorsitzenden Josef Schmid, den FDP-Fraktionschef Michael Mattar – und seinen Parteigenossen Alexander Reissl, der die SPD-Fraktion im Stadtrat führt.
Jetzt macht er den Kollegen die Hölle heiß, „grillt“ sie öffentlich.
Die Politiker sind entsetzt: Josef Schmid spricht von einer „Schande für den Stadtrat und Bezirksausschuss“, Michael Mattar von einer „schlimmen Entgleisung“.
Grillmeister Assal selbst, der hauptberuflich als Notarzt arbeitet, war für die AZ gestern nicht erreichbar.
BA-Mitglieder schütteln den Kopf über den Mann, der im Bezirksausschuss zuletzt auch Bürgern über den Mund fuhr. „Gutsherrenart“ – der Begriff fällt öfter. Und dabei geht es nicht um das bekannte Rezept für Schwein.