Sandstein statt 60er-Chic: Pläne für das neue Gewerkschaftshaus in München

Ludwigsvorstadt - Rote Fensterrahmen über grüner Fassadenverkleidung - das DGB-Haus in der Schwanthalerstraße findet, wer es sucht, schon von weitem. Doch nicht mehr lange, in näherer Zukunft wird es hier an der Nummer 64 völlig anders aussehen.
Langgeplanter Neubau des DGB-Hauses
Bis Ende des Jahres werden die letzten Nutzer ausgezogen sein, gut ein Jahr später als ursprünglich geplant, dann geht es dahin mit dem charakteristischen Bau.
Abriss und Neubau sind schon seit Jahren beschlossen, erstmals wird nun auch gezeigt, wie das neue Gewerkschaftshauptquartier für München aussehen soll.
Sieben Obergeschosse und viel Sandstein
"Wertig, architektonisch selbstbewusst und nachhaltig" soll der Neubau werden und "den hohen Ansprüchen und Erwartungen an eine ökologisch und ökonomisch sinnvolle, funktionale, kommunikative, flexible und doch arbeitsförderliche Umgebung gerecht" werden, wie es Projektleiter Martin Blodow formuliert. Bei gleichzeitig "hoher Aufenthaltsqualität für Beschäftigte wie Besucher".
Bis zu sieben Obergeschosse, eine Fassade aus hellem Sandstein, viele bodentiefe Fenster - schlicht aber dennoch edel kommt der Entwurf von GHP Architekten aus Oberursel daher. Damit passt er gut in die immer schicker werdende Schwanthalerstraße, an der in den letzten Jahren auch edle Wohnhäuser mit klangvollen Namen wie "Theatersuiten" entstanden sind.
Münchner Bauten aus den 50ern und 60ern verschwinden
Die Anforderungen an das neue Gebäude sind hoch. 500 Beschäftigte sollen in den sieben Geschossen mit einer Bruttogeschossfläche von 20.000 Quadratmetern Platz finden. Bisher gab es Raum für etwa 350 Beschäftigte. Dazu Konferenz- und Tagungsbereiche, eine Kantine mit Vollküche und Flächen für die Jugendarbeit sowie Kulturveranstaltungen. In zwei Untergeschossen werden 160 Tiefgaragenstellplätze sowie Technik- und Lagerflächen untergebracht.
Mit dem alten Gebäude verschwindet ein weiterer Bau der 50er und 60er Jahre im Bahnhofsviertel, der reichlich Tradition und Gewerkschaftsleben auf dem Buckel hat: 1956 wurden die ersten Teile auf dem etwa 6.000 Quadratmeter großen Grundstück eröffnet. Architekt und Karikaturist Ernst Hürlimann, der auch das Perlacher Einkaufszentrum Pep plante, hat es entworfen.
Gewerkschaftshaus wurde mehrfach umgebaut
Zu den ursprünglichen Gebäudeteilen A und B kam später noch das heutige Haus C hinzu. Nicht nur die Büros der verschiedenen Gewerkschaften des DGB waren hier untergebracht, sondern beispielsweise auch Ladenräume der Büchergilde Gutenberg oder des Bund-Verlags.

Über die Jahre wurde immer wieder erweitert, saniert und modernisiert. Doch vor allem in den letzten 20 Jahren häuften sich die Mängel an der Bausubstanz. Nach der Jahrtausendwende stand das Haus sogar kurz vor der Aufgabe, doch 2004 und 2005 wurde noch einmal saniert.
Zusammenarbeit von DGB und IG Metall
Trotz allem: Heute wird es "den Anforderungen an ein modernes Gewerkschaftshaus nicht mehr gerecht", sagt Blodow. Er leitet das Projekt für die eigens gegründete Projektgesellschaft M64 GmbH, in der sich DGB und IG Metall zusammengeschlossen haben, um das Projekt finanziell zu stemmen.
Dem DGB, dem der Grund gehört, wäre das alleine nicht möglich gewesen. Im Juni hieß es seitens der IG Metall, dass die Gewerkschaften einen dreistelligen Millionenbetrag investieren. Mieter wird zusätzlich auch wieder die Gewerkschaft Verdi sein.
Baubeginn voraussichtlich Ende 2021
Für das erste Halbjahr 2021 stehen Entkernung und Schadstoffsanierung an, der eigentliche Abbruch und das Ausheben der Baugrube folgen dann im zweiten Halbjahr. Ende 2021 oder Anfang 2022 ist der Baubeginn angesetzt. Ende 2023 bis Mitte 2024 soll alles fertig sein und die Gewerkschafter können aus ihren Interims-Standorten in Giesing und Berg am Laim ins neue Hauptquartier am alten Platz zurückkehren.