Samstag: Flüchtlingsdemo in der City - Polizei fürchtet Ärger

Altstadt - Apathisch lagen die Menschen auf dem Boden. Sie verweigerten jede Nahrungsaufnahme, und sie tranken nichts, bis die Ersten vor Erschöpfung kollabierten. Ein Jahr ist es nun her, dass rund 70 Flüchtlinge den Rindermarkt besetzt gehalten haben, um schließlich mit einem Hungerstreik auf ihre verzweifelte Lage aufmerksam zu machen.
Geändert am Flüchtlings-Elend hat sich wenig. Deshalb gehen sie an diesem Samstag wieder auf die Straße. Erinnerung an den Rindermarkt, so lautet das Motto der Demonstration, die am Samstag um 14 Uhr am Rindermarkt beginnt. Organisiert wird der Protest vom bayerischen Flüchtlingsrat. Rund 150 Teilnehmer sind gemeldet, sagt ein Sprecher des Kreisverwaltungsreferats.
Bei der Polizei rechnet man mit rund 300 Demonstranten. Im Polizei-Präsidium ist man alarmiert, die Situation ähnelt der vor einem Jahr. Damals entwickelte sich aus einer angemeldeten Demonstration ein Protest-Camp, deren Teilnehmer tagelang den Rindermarkt besetzt hielten. Mütter mit kleinen Kindern befanden sich darunter. Mehrere der Hunger- und Durststreikenden kamen in Krankenhäuser. Verhandlungen zwischen Flüchtlingen und Vertretern der Stadt kamen zu keinem Ergebnis. Bis die Polizei schließlich das Camp räumte.
Derartige Szenen sollen sich keinesfalls wiederholen, heißt es bei den Münchner Sicherheitsbehörden. Deshalb dürfen die Demo-Teilnehmer keine Camping-Artikel, Isomatten, Schlafsäcke oder Plastikplanen mit sich führen.
Der Demozug soll vom Sendlinger Tor über die Blumen-, Pestalozzi-, Müller, Frauenhofer- und Reichenbachstraße zum Gärtnerplatz führen. Dort ist eine Zwischenkundgebung geplant. Die Demo geht anschließend weiter zum Viktualienmarkt, wo eine zweite Zwischenkundgebung geplant ist. Enden soll die Protestveranstaltung um 17.30 Uhr am Sendlinger Tor.
Der Rindermarkt ist extra ausgenommen aus der Demo-Route. Dort findet gleichzeitig eine Protestveranstaltung statt – für „Solidarität mit den Sozial- und Gewerkschaftskämpfen in Brasilien“. Manch einer aus der Flüchtlings-Demo könnte versucht sein, sich dem Protest am Rindermarkt anzuschließen.
Die Polizei bereitet sich auf Schwierigkeiten vor. Mehrere hundert Beamte stehen in Bereitschaft, falls es zu Zwischenfällen kommen sollte.