S-Bahn-Mann hat endlich ein Zuhause

Eine Geschichte mit Happy End: Frank Arndt, der in der S-Bahn gewohnt hat, zieht in seine Wohnung in Giesing – dank der Hilfe von AZ-Lesern.
Jasmin Menrad |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Frank Arndt in seiner neuen Wohnung.
Sigi Müller Frank Arndt in seiner neuen Wohnung.

Eine Geschichte mit Happy End: Frank Arndt, der in der S-Bahn gewohnt hat, zieht in seine Wohnung in Giesing – dank der Hilfe von AZ-Lesern

München Als Frank Arndt erfahren hat, dass er ganz sicher eine Wohnung in Giesing bekommt, ist der Ex-Obdachlose erst einmal zur Bahnhofsmission gegangen. Zehn Euro hat er gespendet und sich bei den Mitarbeitern bedankt, dass sie ihn unterstützt haben, als er ganz unten war.

Jetzt will er sich auch bei den AZ-Lesern bedanken, die ihre Hilfe angeboten haben, ihm Radl, Möbel, Kleidung geschenkt haben – und dank deren Hilfe er jetzt endlich eine Wohnung hat.

Ganz unten war Frank Arndt im Dezember: Der Kaufmann stand auf der Straße. Er hat kein Geld für Essen. Täglich trinkt er bei der Bahnhofsmission Tee und isst Brot. „An Heiligabend habe ich Brot gegessen, an Weihnachten habe ich Brot gegessen und an Silvester auch”, sagt Arndt. „Ich habe nicht viel, aber jetzt wollte ich mich bedanken. Weil es mir so viel besser geht als im Dezember.”

Eine Geschichte mit Happy End: Als die AZ bei ihm anruft, sollte es eigentlich um Münchner gehen, die sich ein Lager angemietet haben. Frank Arndt hat zwei Quadratmeter, auf denen er sein Hab und Gut aufbewahrt. Nachdem er im August aus dem Gefängnis entlassen worden ist, blieb er obdachlos. Niemand wollte ihm eine Wohnung vermieten.

Der 52-Jährige kauft sich eine Isarcard und schläft in der S-Bahn und am Flughafen. Am Computer in der Agentur für Arbeit sucht er nach einer Wohnung und einem Job. „Ich war in einem Teufelskreis. Ohne Wohnung kein Job und ohne Job keine Wohnung.” Bis die AZ über den eloquenten, sorgsam gekleideten Obdachlosen berichtet. Als Arndts Geschichte die AZ-Schlagzeile abgibt, wird die Reporterin zur Telefonistin. Unzählige hilfsbereite AZ-Leser rufen täglich an. Einige der AZ-Helfer lernt Frank Arndt persönlich kennen.

Eine Rechtsanwältin schenkt ihm ein Radl und lädt ihn in ein Nobelrestaurant zum Essen ein: „Ich habe erst abgelehnt, weil ich den ganzen Tag unterwegs und etwas verschwitzt war. Doch sie hat darauf bestanden, dass ich bei ihr dusche. Wir saßen bis spät in die Nacht im Restaurant und haben geredet.” Als das Restaurant schließt, lässt sie ihn nicht zurück in die S-Bahn gehen. Stattdessen schläft Frank Arndt auf Yoga-Matten in ihrem Büro. „Ich musste monatelang im Sitzen schlafen, endlich konnte ich mich mal wieder ausstrecken.”

Seit heute kann sich Frank Arndt in seiner eigenen Wohnung ausstrecken. Ein AZ-Leser hat ihm ein 33 Quadratmeter großes Apartment in Giesing vermietet. Eigentlich erst ab 15. April – doch Frank Arndt kann früher in die frisch renovierte Wohnung einziehen.

Sein Glück kann er immer noch nicht fassen. Ein Bad mit Wanne: Er muss nicht mehr bei der Diakonie duschen. Eine neue Küche: Vorbei die Zeiten von Butterbroten und Junk-Food. Endlich kochen! Und ein Wohn- und Schlafzimmer, das er sich nach und nach gemütlich einrichten möchte. Der AZ-Verein „Münchner helfen” spendiert ihm für den Neustart eine Matratze. „Sie haben keine Vorstellung, wie sehr ich mich darauf freue, endlich mal wieder im Liegen durchzuschlafen.”

Dank der AZ hat sich sein Leben zum Guten gewendet. „Ich konnte die vielen kleinen und großen Spenden der AZ-Leser gar nicht alle annehmen. Doch jede hat mich berührt. Ich möchte Danke sagen und werde die Hilfsbereitschaft nie vergessen, die mir die Münchner entgegengebracht haben.”

Am Wochenende ist Frank Arndt nicht untätig gewesen und hat sich auf die Suche nach einem Nebenjob gemacht. Weil er für die Miete Wohngeld aufstocken muss, ist er jetzt Hartz-IV-Empfänger: „Das ist schwierig für mich, ein Kopfproblem.”

In der Agentur für Arbeit war er in einem Programm, das Langzeit-Arbeitslose wieder in Arbeit bringen soll. Sollte er einen Nebenjob finden, würde er vom Jobcenter wieder an die Agentur für Arbeit wechseln können.

Ab Juni will er eine Fortbildung machen und seine Computerkenntnisse auffrischen. „Am liebsten möchte ich im kaufmännischen Bereich arbeiten. Weil ich jetzt eine Wohnung habe, bin ich kämpferisch. Ich schaffe das!”

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.