Rollstuhlfechten im Werksviertel: Wo sich die Klingen kreuzen

Der AZ-Fotograf beobachtet einen spannenden Sport, bei dem sich die Gegner gegenüber sitzen.
von  Sigi Müller
Im Paralympischen Fechtzentrum im neuen Werksviertel: Didier Junk (l.) fechtet erst seit März, ist aber mittlerweile schon sehr, sehr gut.
Im Paralympischen Fechtzentrum im neuen Werksviertel: Didier Junk (l.) fechtet erst seit März, ist aber mittlerweile schon sehr, sehr gut. © Sigi Müller

Haidhausen - Rollstuhlfechten. Als mir Vorstandsmitglied Jürgen Zielinski-Lick davon erzählt, konnte ich mir ehrlich gesagt nicht viel darunter vorstellen. Dass Menschen mit Gehbehinderung und Menschen ohne Behinderung gemeinsam ein Turnier ausfechten – wie sollte das gehen? Ich hab’s mir angeschaut, bin an einem Samstag zu einem Turnier ins Werksviertel-Mitte gegangen und habe spannende Wettkämpfe gesehen.

Im Freien ist eine Bahn aufgebaut, ein Duell wird gerade ausgetragen. "Geh schon mal runter in die Halle und schau dich um", begrüßt mich Jürgen. Er hat gerade keine Zeit, sich um mich zu kümmern. Im Treppenhaus hängen große Bilder von Athleten, die es trotz ihrer Behinderung im Sport weit gebracht haben. Maskenpflicht für die Zuschauer, die Sportler selbst sind sowieso auf Distanz.

Die Coronaauflagen werden sehr ernst genommen. Auf zwei Bahnen fechten die Sportler. Auf der anderen Hallenseite sehe ich die Vorrichtungen, die Stühle für das Rollstuhlfechten. Didier Junk (56), ein Franzose, seit 9 Jahren gehbehindert, hat gerade einen Kampf hinter sich gebracht, nimmt seine Maske ab und wischt sich mit einem Handtuch den Schweiß von der Stirn. Schon kommt die nächste Gegnerin.

Duellanten sitzen sich in Turnierstühlen gegenüber

Die beiden Gegner sitzen sich jeweils in einem Turnierstuhl gegenüber. Vorher wird auf Arm und Degenlänge der Abstand an einer Schiene am Boden, zueinander eingestellt. Eine Schürze wird zum Schutz umgelegt.

Die Sportler sind verkabelt, an der Degenspitze ist ein Sensor, der die Treffer auf einem Gerät anzeigt. Schon geht’s los. Erst im März hat Junk mit dem Fechten angefangen, trainiert zwei Mal in der Woche. Acht Kämpfe trägt er heute aus. Erschöpft aber zufrieden ist er nach so einem Tag.

Menschen aus gut einem Dutzend Nationen trainieren hier gemeinsam. Sport verbindet. Es gibt Schnupperkurse. Gefördert wird alles vom Bayerischen Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales. Gehen Sie doch einmal auf die Website "Fechten-inklusiv.de" und erfahren so mehr über die Möglichkeiten. Interessenten mit Gehbehinderung werden gesucht.

Ich fand den Tag auf jeden Fall sehr spannend und habe viel gelernt.

In diesem Sinne eine schöne Woche

Ihr

Sigi Müller

Haidhausen: Auf Streifzug hinterm Gasteig

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