Rock'nRollator
Neuhausen - Vor und neben mir wird routiniert rangiert und geschoben, aber für mich ist es eine Premiere.
Ich stehe neben einem schwarzen Rollator, Modell „Troja”. Gleich werde ich damit einen Hindernisparcours absolvieren. Am Boden weisen kleine grüne Punkte den Weg, in großen Bögen schlängelt sich die Route um den Neuhauser Trafo. Dazwischen große gelbe Punkte: Hier müssen bestimmte Aufgaben bewältigt werden.
Organisiert wurde der Münchner Rollator-Tag „Rock'n'Rollator” vom Alten- und Servicezentrum (ASZ) und der Stadtbibliothek Neuhausen, der Münchner Volkshochschule und der Geschichtswerkstatt im Neuhauser Trafo. Das Ziel: Die rollende Gehhilfe stärker ins Bild der Großstadt einzubinden.
Hier wird vermittelt, dass der Rollator im Alltag keine Behinderung ist, sondern eine große Erleichterung, für die sich niemand schämen muss.
Erfahrene Rollateure können kleine Reparaturen an ihren Rollatoren durchführen lassen und bekommen Tipps, wie sie ihn noch besser bedienen und nutzen können.
Auch mein Rollator wird einem Sicherheitscheck unterzogen: Die Griffhöhe wird genau angepasst und ich bekomme Bremsen und Handhabung erklärt.
Die wichtigste Regel: Nah am Wagen laufen! Nur so kann man sich stabil auf den Rollator stützen, ohne dass er nach vorne weg rollt. Außerdem werden die Schultern sonst zu stark belastet – der häufigste Fehler.
Alle Augen sind interessiert auf mich gerichtet. Mit feuchten Händen umfasse ich die Griffe. Weite Rechtskurve über den Gehweg, das klappt noch problemlos. Halt.
Der erste gelbe Punkt: Vor mir liegt eine rechteckige Fläche aus Streu-Kies. Ich schiebe und schubse, aber der Rollator steckt fest.
Eine noch schwierige Station lauert am nächsten gelben Punkt: Holperiges Kopfsteinpflaster. Um da drüber zu kommen, muss mein Rollator erst einmal eine Stufe überwinden. Sie ist nur halb so hoch wie ein Bordstein, aber ohne Anstrengung bekomme ich den Rollator da einfach nicht hoch.
Dabei ist mein Modell „Troja” mit 7,5 Kilogramm noch ein Leichtgewicht. Ältere Rollatoren wiegen bis zu zwölf Kilo – auf nicht barrierefreien Wegen also echte Fitnessgeräte. Aber könnte ich mich jetzt nicht hundertprozentig auf meine Beine verlassen, wären die Stationen ohne Rollator eine deutlich größere Herausforderung.
Genau darum geht es bei dem Parcours: Hindernisse erkennen und lernen, sie mit dem Rollator zu meistern. Dank hilfreicher Tipps vom ASZ-Personal klappt es beim zweiten Anlauf tatsächlich viel leichter als zunächst gedacht. Noch ein Slalom, einmal auf der Stelle drehen. Geschafft!
Damit diese Erfahrung bald alle Münchner Senioren erreicht, soll der Rollator-Tag ab jetzt regelmäßig im Trafo stattfinden.
Der nächste Termin ist im August geplant.
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- Münchner Volkshochschule