Reise in die 80er Jahre - mitten in Sendling

Sendling - Es gibt sie noch, die Orte, wo alles noch ein bisserl so wie früher ist. Einer davon ist die Antonius Tenne in Sendling.
Seit 1948 hat das Lokal im ersten Stock über dem Café Schuntner in der Plinganserstraße bereits seine Nachtkonzession bis fünf Uhr morgens. Münchner Nachtgestalten haben dort gefeiert, getanzt und zu später Stunde noch eine warme Mahlzeit bekommen.
"Hier gibt's so viele Geschichten, das konnten wir einfach nicht aufgeben"
2019 hat Sylvia Bönner die Tenne zusammen mit ihrem Mann Hans von ihrem Vater übernommen. "Mein Papa war krank und wir wollten die Antonius Tenne am Leben halten", erzählt Sylvia Bönner, "hier gibt's so viele Geschichten, das konnten wir einfach nicht aufgeben." Früher hatte das Lokal sogar einen Tanzboden. "1948 kamen die GIs in die Antonius Tenne und haben mit den German Fräuleins Party gemacht", weiß Bönner. Nachtschwärmer, Zuhälter und andere bunte Gestalten haben sich hier einst getroffen. 1988 wurde das Lokal zum letzten Mal groß umgebaut.

Seitdem scheint die Zeit in der Tenne - zumindest optisch - stillgestanden zu sein. Die Holzbalken an der Decke kamen damals aus einem Kuhstall im Zillertal, klärt Hans Bönner auf. "Deshalb sind sie auch so gebogen, denn da haben sich die Kühe dran gerieben." Damals waren viele Lokale in dieser Hütten-Optik eingerichtet. Die Antonius-Tenne dürfte eines der letzten sein, bei dem diese Einrichtung überlebt hat.

Auch die Speisekarte liest sich zum Teil wie anno dazumal. Darauf sind die Bönners besonders stolz. Hans Bönner ist gelernter Koch und erzählt: "Hier gibt es bodenständiges bayerisches Essen, das wir täglich frisch kochen. Und das alles zu absolut fairen Preisen." Beliebt sind die verschiedenen Schnitzel (Wiener Art 11,90 Euro), Fiaker Gulasch mit Spiegelei, Essiggurke, Grillwürstel und Serviettenknödel (14,90 Euro) oder Rumpsteak mit Pommes (18,90 Euro). Auch Vegetarier werden fündig.
Sylvia Bönner war vorher Versicherungskauffrau. "Aber ich bin Wirtstochter und habe einfach gemerkt, das liegt mir im Blut", so Bönner.
"Vom Yuppie bis zum Lageristen, ob 25 oder 85, hier ist jeder willkommen"
Das Publikum ist nach wie vor bunt gemischt. "Vom Yuppie bis zum Lageristen, ob 25 oder 85, hier ist jeder willkommen", sagt Sylvia Bönner. Auch die LGBTQ Community fühlt sich wohl in der Tenne. Was die Gäste mögen, ist das Persönliche, das Wirtepaar ist immer vor Ort. Ein Stammgast kommt schon seit 35 Jahren in die Antonius Tenne und sitzt gerne an der Bar, Stammtische treffen sich zum Ratschen oder Karteln.
Regelmäßig treten auch Künstler bei den Bönners auf, Wirtshaus-Musikanten, Kabarettisten, Bands. Viele Gäste kommen dadurch zum ersten Mal ins Lokal. "Dann sind sie infiziert und kommen wieder", sagt Sylvia Bönner und lacht. Schon seit Monaten setzt sie in der Tenne auf die 2G-Regelung, denn sie möchte, dass die Menschen bei ihr entspannt Party machen können. Ausgelassenes Feiern ist hier nämlich ausdrücklich erwünscht.
"Wie beim Party-Griechen, nur eben auf Bayerisch"
Die Bönners beschreiben die Stimmung "ein bisserl wie beim Party-Griechen, nur eben auf Bayerisch". Auch Fasching, Halloween oder Gay-Sunday-Feste werden hier gerne gefeiert. Im Moment hält man sich natürlich an die Sperrstunde und öffnet dafür früher. Am Wochenende gibt's jetzt Weißwurstfrühstück (5 Euro).

Im Sommer teilt sich die Tenne einen Wirtsgarten mit dem Café Schuntner. Dafür ist es jetzt natürlich zu kalt. Für ein gewisses Après-Ski-Gefühl sorgt im Winter ein kleiner Zelt-Ausschank direkt vor der Türe. Auch hier gilt 2G. Wer demnächst einen kleinen Ausflug in die 80er Jahre machen möchte, zieht sich einfach warm an und trinkt ein Glas im Freien. Wem's zu kalt wird, der geht rauf in den ersten Stock und wärmt sich bei Schnitzel und Hüttenmusik auf.
Plinganserstraße 10, aktuelle Öffnungszeiten: Mi-Fr: 16 bis 22 Uhr, Sa-So: 11 bis 22 Uhr, antonius-tenne.de