Rätselhafter Rentner-Tod in München: Verdächtige festgenommen

Untermenzing - Am 13. Januar fand die Polizei die Leiche von Halil O. (76) in dessen Wohnung in Untermenzing. Sie geht wegen der Gesamtumstände von einem Tötungsdelikt aus. Monatelang fehlte von dem oder den möglichen Tätern jede Spur.
Deshalb hatte sich die Polizei in den vergangenen Monaten mehrmals an die Öffentlichkeit gewandt, um mehr über die letzten Tage im Leben von Halil O. zu erfahren. Wie die Münchner Polizei nun am Dienstag (6. Juni) mitteilte, hat sie eine Tatverdächtige festgenommen. Im Verlauf des Tages werden die Ermittler dazu mehr Informationen veröffentlichen.
Untermenzing: Rentner nach Tagen tot aufgefunden
An besagtem Freitag, 13. Januar, meldete sich ein Bekannter des Senioren bei der Polizei, weil er diesen seit mehreren Tagen nicht mehr erreichen konnte und sich Sorgen machte. Die Polizei fand Halil O. schließlich – tot. Er hatte wohl bis zu fünf Tage in der Wohnung in der Francestraße gelegen.
Die ersten Ermittlungen der Polizei haben ergeben, dass der 76-Jährige alleine wohnte. Er sei häufig mit seinem Gehwagen im Freien unterwegs gewesen und habe auch öffentliche Verkehrsmittel genutzt, erklärte die Polizei in einer Mitteilung eine Woche nach dem Leichenfund. "Bei seinen Erledigungen und Einkäufen bekam er immer wieder Hilfe von verschiedenen Personen. Zum Teil wurden ihm auch seine Einkäufe oder der Rollator in die Wohnung gebracht."
Geselligkeit des Opfers erschwert Suche nach dem Täter
O. war laut Polizei ein sehr geselliger Mensch: Noch am 7. Januar sei er laut Polizei mit Freunden auf offener Straße unterwegs gewesen. Ein Nachbar habe ihn tags darauf noch bis abends um 20 Uhr zuhause besucht. Die Polizei geht deswegen aktuell davon aus, dass er am darauf folgenden Montagvormittag (9. Januar) getötet wurde. Kurz davor habe er noch den Verlust seines Handys beklagt.
Halil O. hatte viele Freunde, die ihn oft in seiner Wohnung in der Francestraße besuchten. Das erschwerte die Suche nach dem Täter, denn es gab jede Menge Fingerabdrücke und DNA-Spuren in der Wohnung, in der der Tote im Januar gefunden wurde.
Spur beim Rentner-Tod in Untermenzing? Auffällige DNA am Tatort
Ein DNA-Muster stach hervor, das einer Frau. Es wurde in der Wohnung aber auch an dem Toten gefunden, wie Oberstaatsanwältin Anne Leiding am Dienstag bestätigte. "Eine DNA-Spur bedeutet nicht, dass der Täter identifiziert ist, dazu bedarf es einer Vergleichsprobe."
Die Mordermittler baten Freunde und Bekannte des 76-Jährigen um eine Speichelprobe für einen Abgleich. Viele machten mit, nur eben nicht die 51-Jährige. Die Reinigungskraft behauptete, sie würde Halil O. kaum kennen. Er sei lediglich ein früherer Arbeitskollege ihres Vaters. Sie selbst habe kaum Kontakt zu Halil O. gehabt.
Viele Widersprüche um die Tatverdächtige
Dann stießen die Ermittler auf ein Video aus einer Überwachungskamera eines Supermarktes. "Darauf war das Opfer und auch die 51-Jährige sowie deren Mann zu sehen", sagt Mathias Heidtmann, Vize-Chef der Mordkommission. Ein zufälliges Treffen, wie sich herausstellte, aber eben nur wenige Tage vor der Tat im Januar und nicht, wie die Frau behauptet hatte, aus dem Dezember 2022.
Ein Abgleich von Telefondaten ergab zudem, dass der Ehemann der 51-Jährigen auf dem Handy von Halil O. angerufen hatte und das, obwohl der 76-Jährige zu dem Zeitpunkt bereits zwei Wochen tot war. Immer mehr Widersprüche wurden aufgedeckt, die 51-Jährige geriet zunehmend in den Focus der Ermittlungen.
Rentner-Tod in Untermenzing: Haftbefehl nach Blutprobe
Die Frau musste auf richterliche Anordnung am 1. Juni eine Blutprobe abgeben. Ihr DNA-Muster stimmt mit der Spur an der Leiche überein. Ein Ermittlungsrichter erließ am vergangenen Freitag Haftbefehl. Die Verdächtige sitzt in der JVA Stadelheim in U-Haft und verweigert die Aussage.
Ihr wird Totschlag vorgeworfen, denn bisher liegt kein Anhaltspunkt für ein Mordmerkmal vor. „Das ist eine rechtliche Einordnung“, erklärt Oberstaatsanwältin Anne Leiding. „Es bedeutet, jemanden zu töten, ohne ein Mörder zu sein.“
Anklage wegen Mordes droht
Eine Anklage wegen Mordes droht, falls die Ermittler zwei Dinge finden: die verschwundene Armbanduhr von Halil O. und dessen Seniorenhandy "bea-fon SL 630".
Sollte es gelingen, der 51-Jährigen nachzuweisen, dass sie diese Dinge an sich genommen hat, dann wären gleich zwei Mordmerkmale vorstellbar: Habgier, auch wenn Uhr und Handy nicht viel wert sein dürften. Sowie "Verdeckung einer Straftat" – das wäre gegeben, wenn jemand tötet, um einen Diebstahl zu vertuschen.