Radspieler-Garten muss Tiefgarage weichen
Jetzt ist es amtlich: Der letzte Patriziergarten der Stadt, der Radspieler-Garten in der Altstadt, wird zur Baustelle. Der Vorbescheid für den Bau einer Tiefgarage ist erteilt.
Altstadt - Die städtische Politik gab sich bedeckt. Nicht mal die Grünen, die sonst oft schon beim Wegholzen von Gebüsch bei drei auf dem Baum sind, zeigten Handlungsbedarf. Es geht um den entzückenden Radspieler-Park an der Hackenstraße, dem letzten Patriziergarten in der Altstadt.
Laut Vorbescheid der Stadt steht jetzt fest, dass der kleine Garten Eden von München wegen einer Tiefgarage für 17Plätze plattgemacht wird.
Anwohner wie Fußball-Legende Peter Grosser (Kapitän der Löwen-Meistermannschaft von 1966), Asamhof-Immobilien-Eigner Helmut Röschinger („Argenta“) oder Osteopath Rainer Kästle schmerzt es, weil erneut eine typisch Münchner Feinheit, vielleicht die letzte ihrer Art, mit Füßen getreten wird.
Und obwohl das Bauvorhaben seinen amtlichen Lauf nimmt, hoffen die Asam-Nachbarn immer noch auf eine himmlische Wende.
Mehrere Klagen sind jedenfalls wegen rechtlicher Aussichtslosigkeit gerade zurückgezogen worden. Der für diese Woche anberaumte Lokaltermin, sowie die darauf folgende Gerichtsverhandlung am Nachmittag wurden bereits abgesagt. Denkmalschutz und Heimatpfleger treten nicht mehr an.
„Der Vorgang ist ein Widerspruch zum bayerischen Baurecht. Wegen einer Tiefgarage darf kein Baum gefällt werden – und später kann man da keine großen Bäume wieder pflanzen, weil der Baukörper der Garage das verhindert“, sagte Anwalt Johannes Mohr (Labbe & Partner), der einen der Kläger aus der Nachbarschaft vertritt.
Die Zufahrt für das neue Auto-Dorado in der Hackenstraße (Bauherrin: Medien-Unternehmerin Maria-Theresia von Seidlein) wird durch das senfgelbe Denkmal geschützte Radspieler-Haus erfolgen, wo einst Dichter Heinrich Heine ein Jahr lang lebte.
Per Großraum-Lift werden die Wagen in die Garage abfahren, die unter dem ehemals idyllischen Park entsteht. Die Baukosten belaufen sich auf rund eine Million Euro.
In der Anwohnerschaft wird gemutmaßt, dass der unterirdische Carport nur der erste Teil eines weiteren Bauvorhabens ist. Man befürchtet eine Salami-Taktik.
Zu einem späteren Zeitpunkt soll ein Luxushotel dort seinen paradiesischen Platz finden. Ein bereits bestehendes Gebäude der Radspieler-Immobilie im hinteren Teil des Parks wird abgerissen und neu errichtet.
Der barocke Brunnen mit dem Wasser speienden Engel soll immerhin erhalten bleiben – wie auch ein paar alter Bäume mit den Naturschutz-Dreiecken im vorderen Bereich.
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