Quartiersprojekt für Junge: Eintopf der Begegnung

Obersendling - Als das integrative Wohnprojekt in der Kistlerhofstraße eröffnet wurde, verkündete OB Dieter Reiter bei seiner Rede: „Diese Idee werden wir Condrobs klauen.“ Sprich: Die Stadt wollte das Modellprojekt zum Vorbild für eigene Wohnprojekte nehmen. Jetzt sind die Pläne konkret - und das Quartier, das die Stadt initiiert gleich in der unmittelbaren Nachbarschaft des Condrobs-Hauses.
Der Kinder- und Jugendhilfe-Ausschuss des Stadtrats hat grünes Licht für die Anmietung einer Immobilie in der Schertlinstraße gegeben. In dem Gewerbekomplex, der aus insgesamt fünf Riegelbauten besteht, entsteht ab 2018 das „Junge Quartier“.
Hier sollen jugendliche Geflüchtete und „Bestandsmünchner“ auf 34 000 Quadratmetern zusammen wohnen und lernen. Die jungen Erwachsenen werden teils durch das das Stadtjugendamt und teils durch das Amt für Wohnen und Migration hier untergebracht.
Das sind einerseits Münchner Azubis, die bisher in stationären Einrichtungen der Jugendhilfe untergebracht sind und andererseits junge Flüchtlinge, die derzeit noch in Einrichtungen der Jugendhilfe leben.
Das Wohnprojekt für Studenten und Flüchtlinge nach dem Vorbild der Kistlerhostraße wird auf dem Campus allerdings erweitert. Mit verschiedenen Trägereinrichtungen fabriziert die Stadt hier einen regelrechten Eintopf des sozialen Zusammenlebens.
Das Sozialbürgerhaus Plinganserstraße, eine Kinder- und Jugendzentrum, die SchlaU-Schule, das Afrikanische Begegnungszentrum AbeZe, Buntkicktgut, die IsuS-Schule, Mikado und das Café Netzwerk werden hier Platz finden. Hinzukommen interimsweise Berufsschulen – den von denen haben in München einige Sanierungsbedarf. Als Erstes soll die Berufsschule aus der Luisenstraße in das Junge Quartier ausweichen.
Mehrere hundert oder sogar tausend junge Leute würden dann wohl täglich im Quartier verkehren. Allerdings wird auch die Zahl der Betreuer hoch sein, betont der Sozialpolitische Sprecher der SPD, Christian Müller und führt weiter aus: „Eine der großen Stärke der Sozialen Arbeit in München ist die große Bandbreite der Träger, die in ihren Bereichen Expertise mitbringen.“
Die jetzt leerstehenden Büroräume müssen zunächst noch kernsaniert und umgerüstet werden, dann kann sukzessive der Umzug stattfinden. Das Projekt ist zunächst auf zehn Jahre angelegt.
Machen integrative Quartiere jetzt Schule in München? Christian Müller würde sehr gerne verstärkt auf diese Projekte setzen. Allerdings bleibt dabei, wie immer in der sozialen Wohnraumsuche, die Hürde der mangelnden Standorte.
„Sowohl bei der Suche nach Flüchtlingsunterkünften, als auch bei der für sozial Bedürftige aus München müssen wir nehmen, was wir kriegen können“, sagt Müller, „es ist ein Glücksgriff, dass der große Gewerbekomplex der Stadt für eine solche Weiterentwicklung zur Verfügung steht. So kann ein echtes Vorzeigeprojekt entstehen.“