"Quantensprung " in Schwabing: Mit drei Jahren Verzögerung eröffnet bald eine top-moderne Klinik in München
Schwabing - Noch sind die Schreibtischstühle in Folie gepackt. Noch hängen in den Fluren hier und da Paneele von der Decke. Noch sind die Medizinschränke leer. Und nach Desinfektionsmittel riecht es noch nirgends. Eine Großbaustelle ist die Schwabinger Frauen- und Kinderklinik aber auch nicht mehr. Am 8. Mai will die München Klinik, das ist der Konzern, zu dem alle städtischen Krankenhäuser gehören, die Einweihung feiern. Jetzt ist der Bau so weit fertig, dass Ärzte und Pfleger dort die Abläufe üben können.
Seit 2017 baut die München Klinik an dem neuen Gebäude in Schwabing. Es ist dort entstanden, wo früher der Krankenhauskindergarten war. Die Kosten liegen bei 143 Millionen. Das zahlt zu zwei Drittel der Freistaat und zu einem Drittel die Stadt.
Eigentlich sollte die Klinik schon vor drei Jahren fertig werden und gut 20 Prozent weniger kosten, sagt Tim Guderjahn. Er ist der kaufmännische Geschäftsführer der München Klinik. Corona und Lieferschwierigkeiten nennt er als Gründe für die Verzögerung. Doch jetzt ist der Geschäftsführer zufrieden. Er spricht von einem "Quantensprung für Schwabing". Die Technik sei auf dem allerneusten Stand.

Neue Kinder- und Frauenklinik in Schwabing: Ein Roboter wird im OP helfen
Bei der Planung durften die Ärzte mitsprechen, erzählt Professor Stuart Hosie, der Chefarzt der Kinderchirurgie in einem seiner fünf neuen OP-Säle. Hier können Frühchen, die weniger wiegen als ein Päckchen Mehl, genauso operiert werden wie Erwachsene. Ein paar Sonderausstattungen gibt es aber doch: Zum Beispiel lässt sich die Lichtstimmung steuern, sodass Kontraste besser sichtbar werden. Das erleichtert die Arbeit. Bald zieht in den OP auch ein Roboter ein, der Millimeter genau arbeiten kann, erzählt Hosie.
Außerdem lasse sich der OP auf bis zu 36 Grad aufheizen. So können Kinder mit schweren Verbrennungen gut behandelt werden, ohne dass deren Körper zu schnell auskühlt. Etwa 150 Kinder mit besonders schweren Verbrennungen werden jährlich stationär in Schwabing behandelt. Sogar aus Österreich würden Kinder eingeflogen, sagt Guderjahn.
So sieht das neue Krankenhaus in München aus: "Es ist wohnlich"
Bis jetzt kommen in Schwabing jährlich um die 2500 Babys zur Welt. Um die 3000 könnten es jetzt werden. Die Wochenstation, wo die Mütter und ihre Babys nach der Geburt ein paar Tage bleiben, hat neun Zimmer mehr: 36 sind es jetzt insgesamt. "Natürlich sieht es noch nach Krankenhaus aus, aber es ist wohnlich", beschreibt Klinikchef Gunderjahn die Zimmer.
In die Wand ist eine Berg-Silhouette eingraviert, ein Sessel steht vor dem großen Fenster. Wichtig ist den Planern gewesen, Kindern die Angst zu nehmen. Wenn sie vor einer OP eine Narkose bekommen, dürfen die Eltern mit dabei sein. Auch aufwachen müssen die Kinder nicht alleine. Und bevor sie in den MRT geschoben werden (das ist die Röhre, in der zum Beispiel Aufnahmen des Gehirns gemacht werden können), lenkt sie die Projektion einer Unterwasserwelt ab.

Doch das Ende dieser Baustelle auf dem Klinik-Areal bedeutet den Beginn der nächsten: Nach Inbetriebnahme des Neubaus wird das angrenzende Haus abgerissen und ersetzt. Gleichzeitig saniert die München Klinik den Altbau an der Parzivalstraße. Verglaste Übergänge sollen ihn später mit dem Neubau verbinden.
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